Investoren setzen vermehrt auf Private Equity, um ihr Vermögen zu mehren. finews.ch sprach mit Christian Wicklein, Managing Director bei der Partners Group in Zug, über Privatvermögen und die Suche nach den richtigen Unternehmen.

Das vergangene Jahr war für viele Vermögensverwalter ein Rekordjahr, sowohl was die verwalteten Vermögen als auch die Neugeldzuflüsse betraf. Trotz der durch die aktuellen Krisen bedingten Rückschläge im laufenden Jahr verfügt die Branche über ein enormes Aufwärtspotenzial.

Dies gelte insbesondere für die potenziellen Assets under Managenemt (AuM) von vermögenden Privatpersonen weltweit. «Wenn man sich das AuM-Potenzial ansieht, das im Jahr 2020 bei etwa 2 Billionen Dollar lag, wird es bis 2025 voraussichtlich auf bis zu 5 Billionen Dollar ansteigen», erklärt Christian Wicklein, Leiter Private Wealth Europa und Asien bei der Zuger Partners Group, im Gespräch mit finews.ch.

«Jetzt findet eine der grössten Verschiebungen in der Branche statt, und es gibt ein grosses Interesse von Privatanlegern an den privaten Märkten», sagt er. Von den 131 Milliarden Dollar, welche die Partners Group verwaltet, entfallen rund 37 Milliarden Dollar auf Privatvermögen.

Demokratisierung von Private Equity

In letzter Zeit wurde viel darüber gesprochen, dass Private Equity «demokratischer» werde, da immer mehr Unternehmen in diesen Sektor eintreten und das Angebot wächst. Wicklein vertritt eine andere Auffassung. «Demokratisierung ist ein grosses Wort, das heutzutage fast ein wenig missbraucht wird», sagt er.

Es gehe immer noch darum, mit professionellen Anlegern zu sprechen. «Ich glaube nicht, dass man wirklich etwas demokratisiert, wenn man es bequemer macht. Man senkt die Hürden. Aber in meinen Augen ist das keine Demokratisierung.»

Wicklein ist der Ansicht, dass Private Equity angesichts der strukturellen Veränderungen ein immer wichtigerer Anker in den Kundenportfolios wird. «Unsere Aufgabe ist es, die Nachfrage an privaten Vermögenslösungen zu befriedigen. Wir haben mehr als zwanzig Jahre Erfahrung darin, Investitionen für Anleger zugänglicher zu machen», erklärt er die Philosophie des Unternehmens.

«In Zeiten steigender Inflation, geopolitischer Ungewissheit und steigender Zinssätze, die an den Märkten für Volatilität sorgen, sehen die Anleger die privaten Märkte zunehmend als Chance, die Volatilität zu reduzieren und mit ihrem Portfolio Renditen zu erzielen.»

Auf der Suche nach Chancen

Da immer mehr Unternehmen in die Welt der privaten Märkte einsteigen, stellt sich die Frage, ob nicht zu viel Kapital auf der Jagd nach Private-Equity-Investitionen ist und eine Inflation der Vermögenswerte droht. Wicklein relativiert dies, indem er darauf hinweist, dass «die Palette der Investitionen und die Art des Universums, in dem wir uns bewegen, eine wesentlich grössere Welt ist als der öffentlich gehandelte Markt, und auch noch weiter wächst».

«Es geht eher darum, wo man gute Unternehmen mit einer guten DNA findet. Diese sind oft im privaten Bereich zu finden», sagt er. Unternehmen mit einer guten DNA können zum Beispiel Firmen im Familienbesitz sein, manchmal seit Generationen, die starke Margen und 20 Prozent EBITA haben. «Was braucht man mehr?»

Eine erfolgreiche Zusammenarbeit biete Chancen für beide Seiten. «Wenn wir etwa Vorschläge machen, wie ein Produktionsprozess verbessert werden kann, ergeben sich oft noch weitere Felder, die ein Unternehmen voranbringen kann, etwa im Einkauf oder bei der Internationalisierung.»

Die richtigen Unternehmen finden

Das setze voraus, dass man die richtigen Unternehmen findet. Im derzeitigen Umfeld einer hartnäckig hohen Inflation, die die Zentralbanken mit höheren Zinssätzen einzudämmen versuchen, ist es für Wicklein wichtiger denn je, «darauf zu achten, dass man in Unternehmen investiert, die Kostensteigerungen weitergeben können. Wir testen unsere Anlagen schon seit einigen Jahren auf das Szenario eines sich verändernden Marktumfelds und haben unser Portfolio entsprechend positioniert.»

«Wenn die Leute darüber nachdenken, welche Art von Engagement sie aufbauen wollen, richten sie ihren Blick auf die Realwirtschaft. Dann lohnt es sich wahrscheinlich, zu prüfen, was die privaten Märkte bieten können.»

Ein Bereich, in dem Partners Group einer der ersten Anbieter war, waren die European Long-Term Investment Funds (ELTIFs), die langfristige Investitionen in die Realwirtschaft ermöglichen sollen. Im Mai dieses Jahres verabschiedete die Europäische Union ELTIF-Verordnungen, die sie für Vermögensverwalter und Investoren attraktiver machen und die Entwicklung solcher Investmentfonds in Europa ermöglichen soll. Sie seien ein wichtiges Instrument zur Finanzierung des grünen und digitalen Wandels und können zur Finanzierung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) beitragen.

«Wir waren die ersten, die 2017 einen ELTIF für Privatkunden aufgelegt haben. Das Interessante daran ist, dass man durch die Regulierung zum ersten Mal Zugang zu vermögenden Kunden hat. Jetzt fangen wir also langsam an, auch aus regulatorischer Sicht über Demokratisierung zu sprechen.»

Reichtum in Asien

In ihrem «Global Wealth Report 2022» geht die Boston Consulting Group davon aus, dass Hongkong die Schweiz als wichtigstes Finanzzentrum für grenzüberschreitende Vermögen ablösen wird. Das Wachstum der Vermögen in Asien bietet Vermögensverwaltern die Möglichkeit, ihr Geschäft auszubauen. Die Partners Group bildet da keine Ausnahme.

«Asien ist ein echter Wachstumsmarkt für unser Private-Wealth-Geschäft», sagt Wicklein. Zu diesem Zweck hat Partners Group im September Henry Chui als Leiter des asiatischen Privatvermögensgeschäfts eingestellt. Chui kommt von Nuveen in Hongkong und wird in der 300 Mitarbeiter starken Niederlassung von Partners Group in Singapur tätig sein. Seine Aufgabe ist es, die bestehenden Kundenbeziehungen in der Region zu vertiefen und die Vertriebsreichweite durch neue Produkte, Kanäle und Märkte zu erweitern.

«Wir hören von unseren Privatkunden in Asien, dass die Diversifizierung, insbesondere die Diversifizierung in private Märkte, eine wichtige Priorität hat, um die Anleger vor der anhaltenden Marktvolatilität zu schützen, die die Finanzmärkte stört», fügt Wicklein hinzu.

Information der Kunden

Eine langfristige Sichtweise und Disziplin, den Investitionskurs beizubehalten, seien bei Private Equity besonders wichtig. Entscheidend für den langfristigen Erfolg sei es deshalb, die Kunden über die Entwicklungen informiert zu halten. Dies sei ein sehr wichtiger Faktor, wenn die Märkte mit Gegenwind konfrontiert sind, wie es derzeit durch Inflation, steigende Zinsen und Störungen infolge des Krieges in der Ukraine der Fall ist.

Für Wicklein sind die richtige Positionierung und das richtige Mass an Wissen und Kenntnissen extrem wichtig. «Wenn man den Kunden eine Struktur bietet, bei der sie monatlich oder vierteljährlich abschliessen können, könnten sie dazu neigen, schnell ein- und auszusteigen», sagt er.

«Der Wettbewerb wird zunehmen, und deshalb ist es wichtig, dass die Kunden wissen, in was sie investieren, und dass sie einen mittel- bis langfristigen Anlagehorizont haben», fügt er hinzu.

UBS-Partnerschaft

Im Oktober 2020 hatten UBS und Partners Group eine Initiative lanciert, um den Zugang zu privaten Märkten zu erweitern. Die Zusammenarbeit ermöglicht den Wealth-Management-Kunden der UBS einen verbesserten Zugang zu den Private-Markets-Kapazitäten der Partners Group. Damals erklärte UBS, die Partnerschaft verstärke ihren strategischen Fokus auf Private Markets und erleichtere es Privatkunden, diese Anlageklasse in ihre Portfolios zu integrieren.

Kurz vor dem zweiten Jahrestag dieser Zusammenarbeit sagte Wicklein: «Wir pflegen seit vielen Jahren eine enge Beziehung zu UBS, so dass die Partnerschaft ein logischer nächster Schritt war. Und sie läuft gut; es ist der erste Schritt in einer Serie. Wir werden sie in den nächsten Jahren regelmässig verlängern.»

ESG-Kundennachfrage

Das Investieren nach ökologischen, sozialen und Governance-Kriterien (ESG) ist ein Thema, das bei den Anlegern, die unterschiedliche Strategien zur Erreichung ihrer Ziele anwenden, immer mehr an Interesse gewinnt. Auf der einen Seite gibt es Vermögensverwaltungsfirmen, die in Unternehmen mit fossilen Brennstoffen investieren und den Ansatz verfolgen, das Unternehmen in eine vermeintlich «grünere Richtung» zu bringen. Der andere Ansatz besteht darin, in Unternehmen zu investieren, die den Übergang bereits vollzogen haben oder von Anfang an nachhaltig waren.

«Es gibt eine Kundennachfrage und eine Art Zeitgeist in der öffentlichen Wahrnehmung dieses Themas», sagt Wicklein. «Aber es gibt auch ein echtes Wertschöpfungselement. Wir arbeiten aktiv mit dem Management der Firmen zusammen. Ein Teil der Wertschöpfungsinitiativen, die wir während unserer Haltedauer durchführen, sind also Initiativen, die entweder auf E, S oder G abzielen», ergänzt er.

Für Partners Group bestehe der Ansatz darin, in saubere Anlagen zu investieren und die Unternehmen zu verbessern, und nicht darin, sich in einer umstrittene Anlage zu engagieren und sie etwas weniger umstritten zu machen, sagt Wicklein.

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