Als Fed-Chef Jerome Powell andeutete, dass die US-Notenbank das Tempo der Zinsanhebungen drosseln könnte, reagierten die Aktienmärkte mit steigenden Kursen. Inzwischen mehren sich die Stimmen derer, die vor einer länger anhaltenden und hartnäckigen Inflation warnen. Das würde auch ein längerfristig hohes Zinsniveau bedeuten.

Die entscheidende Frage beim Blick auf die zukünftige Zinspolitik der Notenbanken in Europa und den USA lautet: Wann und auf welchem Zinsniveau wird man in der Lage sein, die Inflation wieder in Richtung der Zielmarken von 2 Prozent zu bewegen. In den vergangenen Tagen gab es verschiedene Stimmen, die stark daran zweifeln, ob ein solches Level in den kommenden Jahren überhaupt wieder erreicht werden kann.

«Der Zeitpunkt für eine Drosselung des Zinserhöhungsrhythmus könnte schon auf der Dezember-Sitzung kommen», hatte Jay Powell am Mittwoch an einer Rede an der Brookings Institution gesagt. Das nahmen die Anleger an den Aktienmärkten sehr positiv auf. Ignoriert wurden dabei aber offenbar die deutlichen Warnungen, die Powell in der gleichen Rede aussprach. Dabei betonte er, dass die Zinsen noch höher steigen und dort länger verharren könnten.

«Die Märkte hören nur das, was sie hören wollen», kommentierte der bekannte Wirtschaftswissenschaftler und Volkswirt Mohamed El-Erian in einem Artikel bei «Bloomberg». Er diagnostizierte damit eine fundamentale Kommunikationsstörung zwischen Fed und Märkten, die für die US-Wirtschaft gefährlich werden könnte.

Verschiedene Faktoren treiben Inflation

Auch Morgan Stanley CEO James Gorman (Bild unten) warnte davor, sich in Bezug auf Inflation und Zinsen allzu optimistisch zu positionieren. «Ich rechne damit, dass die Inflation höher bleiben wird, als die Menschen sich das wünschen», sagte Gorman an einer Konferenz der Nachrichtenagentur «Reuters». Die Zentralbanken könnten durch die Steuerung der Nachfrage über die Zinssätze «die Inflation wahrscheinlich auf etwa vier Prozent senken. Danach wird es sehr schwierig. Vier verglichen mit zwei Prozent macht einen gewaltigen Unterschied.» Als Grund verweist der Morgan Stanley-Chef auf die Einschränkungen auf der Angebotsseite.

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(Bild: Morgan Stanley)

Neben Lieferkettenproblemen werden auch Zweitrundeneffekte, die demografische Entwicklung und Bestrebungen, einseitige Abhängigkeiten zu entflechten, als Faktoren genannt, die preistreibend wirken.

Weltbankpräsident David Malpass zeigte sich ebenfalls beunruhigt. Die Inflation ist «immer noch sehr besorgniserregend ... wir sind im April mit der Idee gestartet, dass es eine Stagflation geben würde, und ich denke, dass sich das bewahrheitet», sagte er zu «Reuters». Stagnierendes Wachstum und anhaltende Inflation sei eine sehr schlechte Kombination.

Klare Botschaft vermitteln

Die Gefahr einer langanhaltenden höheren Inflation war auch Thema an einer Notenbank-Konferenz in Bangkok in dieser Woche. Um Inflation wirksam bekämpfen zu können, ist es wichtig, dass bei den Konsumenten das Vertrauen besteht, dass die Zentralbanken wirksam Gegensteuer geben können.

«Umso wichtiger ist es, den Haushalten und Unternehmen die Botschaft zu vermitteln, dass die Preise unter Kontrolle gebracht werden. Die Gefahr, dass die Inflationserwartungen nicht verankert werden, wäre noch grösser», sagte dort die Präsidentin der Europäischen Zentralbank Christine Lagarde (Bild unten), wie etwa auch «Bloomberg» berichtet.

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(Bild: Keystone)

«Wir müssen der Öffentlichkeit, den Beobachtern und Kommentatoren signalisieren, dass die Inflation in allen Szenarien zeitnah zu unserem mittelfristigen Ziel zurückkehren wird. Das ist das Beste, was wir im derzeitigen Umfeld tun können», sagte Lagarde.

Alle notwendigen Massnahmen

Zuvor hatte sich Lagarde bei einem Auftritt vor einem EU-Ausschuss alle Türen für weitere Zinsanhebungen offengehalten. «Wir sind entschlossen, die Inflation auf unser mittelfristiges Ziel zu senken, und wir sind entschlossen, die dafür notwendigen Massnahmen zu ergreifen», sagte sie dort.

Der Offenmarktausschuss des Federal Reserve Board berät ab dem 13. Dezember über die Zinsen mit Entscheidung am 14. Einen Tag später folgt die Zinssitzung des EZB-Rates. Ebenfalls am 15. wird auch die SNB über das Zinsniveau entscheiden. Bei allen drei Notenbanken schwanken die Erwartungen der Experten zwischen Anhebungen um 50 oder 75 Basispunkte.

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