Der CEO von Blackrock beklagt das «hässliche Narrativ» zu ESG-Investitionen, das in den vergangenen Monaten gesponnen wurde. Zudem habe er noch nie Angriffe auf einer solch persönlichen Ebene erlebt.

Die US-amerikanische Investmentgesellschaft Blackrock sah sich in den vergangenen Monaten von verschiedenen Seiten heftigen Angriffen ausgesetzt, die ihre Leitlinien zu ESG-konformen und nachhaltigen Anlagen ins Kreuzfeuer nahmen. Dabei geriet das Finanzinstitut zwischen zwei Mühlsteine. Von Seiten republikanischer Politiker kam der Vorwurf, die Investitionsleitlinien würden die amerikanische Öl-, Gas- und Kohleindustrie treffen und die Renditen für Investoren wie etwa Pensionskassen schmälern. Von der anderen Seite des politischen Spektrums wird beklagt, dass weiter zu viele Gelder in Branchen und Technologien mit fossiler Energie fliessen.

«Ich werde versuchen, das Narrativ geradezurücken und Missverständnisse auszuräumen», sagte Blackrock-CEO Larry Fink (Bild unten mit Francine Lacqua) in einem Interview mit «Bloomberg TV». Das Narrativ um ESG-Investitionen sei hässlich geworden und habe zu einer «enormen Polarisierung» geführt.

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(Bild: Screenshot Bloomberg)

«Ich nehme das sehr ernst», sagte Fink am Weltwirtschaftsforum in Davos. «Wir versuchen, Missverständnisse zu beseitigen. Das ist schwierig, weil es sich nicht mehr nur um ein Geschäft handelt, sondern zu einer persönlichen Angelegenheit gemacht wird. Und zum ersten Mal in meiner beruflichen Laufbahn sind die Angriffe jetzt persönlich. Es wird versucht, die Themen zu dämonisieren.»

Hässliche Polarisierung

Fink hat sich offen für Investitionen ausgesprochen, die bestimmte Kriterien im Bereich Ökologie, Soziales und gute Unternehmensführung (ESG) erfüllen. Das hatte er auch zu einem Schwerpunkt bei seinen jährlichen Branchen-Briefen gemacht.

Damit wurde das Unternehmen zu einem Sandsack für die politischen für Kräfte von beiden Enden des politischen Spektrums.

«Um es ganz klar zu sagen: Das Narrativ ist hässlich, das Narrativ schafft diese enorme Polarisierung», sagte Fink. «Wenn Sie die CEO-Briefe lesen, die ich in der Vergangenheit geschrieben habe, dann spreche ich von einem Übergang.»

Kampagnen und Lobbyarbeit

Um die politischen Reaktionen zu bewältigen, hat der Vermögensverwalter im vergangenen Jahr Rekordsummen in politische Kampagnen in den USA gesteckt und eine Werbekampagne gestartet, um sein Geschäft mit der Verwaltung von Pensionsgeldern für Rentner zu erläutern. In Texas und Washington wurden zusätzliche Lobbyisten eingestellt.

«Wir tun alles was wir können, um die Wahrnehmung zu ändern», sagte er. In einem Schreiben an Wirtschaftsführer will sich Fink zudem auf das «Konzept der Hoffnung» fokussieren. «Blackrock ist ein Unternehmen, das versucht, Hoffnung zu verkaufen. Warum sollte jemand in etwas mit einem Zeithorizont von 30 Jahren investieren, wenn er nicht glaubt, dass es dann besser sein wird?»

Durch die ESG-Diskussionen hat das Unternehmen gemäss Fink im vergangenen Jahr aus einigen Bundesstaaten einen Mittelabfluss von rund 4 Milliarden Dollar hinnehmen müssen. Dem habe ein Zufluss von 230 Milliarden Dollar allein in den USA gegenübergestanden. 

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