Als CEO von Abrdn in der Schweiz hat Karsten-Dirk Steffens den schottischen Asset Manager hierzulande radikal neu ausgerichtet.

Mit dem langjährigen Ex-UBS-Kadermann René Bühlmann hat der schottische Vermögensverwalter Abrdn (ehemals Aberdeen) seit Mai 2023 einen CEO an der Spitze des Investment-Departments, der einen starken Bezug zur Schweiz hat – er ist Schweizer, wie auch finews.ch berichtete.

Er gilt als erfahren, charismatisch und verfügt über ein riesiger Beziehungsnetz – vor allem in Asien, wo er zuletzt viele Jahre tätig gewesen war. Das trifft sich gut mit dem Umstand, dass Abrdn eine starke Präsenz in dieser Weltregion besitzt und dort – nicht zuletzt dank Hugh Young, einem Pionier in Sachen Asien-Investments – auch die grösste Expertise besitzt.

Bester Türöffner

In diesem Kontext hat die Präsenz von Abrdn in der Schweiz eine Sonderrolle erlangt, wie Länderchef Karsten-Dirk Steffens im Gespräch mit finews.ch feststellt. «René Bühlmann ist für uns der beste Türöffner», sagt er. Das ist insofern wichtig, da Abrdn in der Schweiz nicht bloss ein Ableger des Konzerns mit Sitz in Edinburgh, sondern eine eigenständige Schweizer Firma mit eigenem «Buch» ist.

«Das verleiht uns eine besondere Ausgangslage, um im hiesigen Markt zu bestehen und zu wachsen», sagt Steffens, der in seiner Schweizer Rolle für insgesamt 9 Milliarden Franken an Kundengeldern verantwortlich ist; die Hälfte davon in Mandatsform, die andere im Wholesale-Bereich, also im Vertrieb über andere Finanzinstitutionen.

Stillstand ist der Tod

Im Gegensatz zu anderen grossen Asset Managern hierzulande, versteht er «sein» Unternehmen nicht als «One-Stop-Shop», sondern als Spezialisten auf ausgewählten (Investment-)Themen, wo Aberdn nachweislich einen Wettbewerbsvorteil sprich einen Know-how-Vorsprung besitzt. Dazu gehört neben der Expertise im Bereich Schwellenländer die Erfahrung auf Themen wie Global Credit, Nachhaltigkeit sowie den Private Markets — ebenfalls in den Schwellenländern. «Abrdn will Nischen besetzen und entwickeln, denn Stillstand ist der Tod», sagt Steffens weiter.

Ihm ist auch klar, dass sich Abrdn nur so von der übermächtigen Konkurrenz unterscheiden kann. Von der Spezialisierung erhofft sich Steffens zudem eine bessere Positionierung im Markt, namentlich bei Pensionskassen, Banken und anderen institutionellen Anlegern, die Abrdn mittlerweile als kompetente Adresse wahrnehmen – was in der Vergangenheit offenbar nicht immer der Fall war.

Physische Präsenz zählt

Unter diesen Prämissen ist Abrdn in der Schweiz mittlerweile auch in der Lage, grosse Mandate von bis zu 400 Millionen Franken zu übernehmen — immer mit der Spezialisierung auf bestimmte Anlagekategorien.

Und noch etwas komme hinzu, ergänzt Steffens. «Reines Fly-in aus London, geht nicht mehr», erklärt er und meint damit, dass ein Asset Manager aus einer anderen Finanzmetropole heraus den hiesigen Markt betreut. «Heute zählt die physische Präsenz, um einen Markt erfolgreich zu bearbeiten. Und die Schweiz ist ein wichtiger Markt.»

Zuerst den Rotstift angesetzt

Steffen ist seit vier Jahren bei Abrdn. Vor eineinhalb Jahren leitete er eine Neuausrichtung ein. Sie führte zunächst zu massiven Einsparungen, indem Steffens als frischgebackener CEO zunächst einmal den Rotstift ansetzen musste. Das wiederum hatte zur Folge, dass das Team von insgesamt sechs Mitarbeitenden heute mehr oder weniger neu ist. Eine Person ist in Genf ansässig und bearbeitet die Romandie, die rund ein Drittel des Buches ausmacht.

«Wir haben heute im Schweizer Markt ein Gesicht», stellt Steffens fest. Profilieren konnte sich das Unternehmen in jüngster Zeit auch über die Zusammenarbeit mit Conser; dabei handelt es sich um ein in Genf domiziliertes Unternehmen, das die Einhaltung von ESG-Kriterien in Anlagefonds untersucht.

Täglich wachsende Ansprüche

Mit dieser Dienstleistung kann Abrdn gewährleisten, dass «grüne» Finanzprodukte wirklich nachhaltig sind. «Es sind oftmals auch kleine Dinge, die dazu beitragen, dass man sich von der Konkurrenz unterscheidet», unterstreicht Steffens; nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass sich auch bei den Entscheidungsträgern in den Pensionskassen und anderen Vorsorgeeinrichtungen einiges verändert hat.

Die Ansprüche an nachhaltige Portfolios wachsen fast täglich. Und gleichzeitig ähnelt sich das Standard-Angebot der verschiedenen Asset Manager immer mehr.

UBS und Credit Suisse: Wenig Überlappung

Die Integration der Credit Suisse (CS) in die UBS verfolgt Steffens aufmerksam, gerade was das Asset Management anbelangt. Schliesslich wächst da ein übermächtiger Konkurrent heran. Dabei stellt er fest, dass die Überlappung bei den Empfehlungslisten in Sachen Fonds bei der UBS und CS nur etwa 20 Prozent beträgt.

Gleichzeitig räumt er, ein, dass aufgrund der jüngsten Entwicklungen auf dem Schweizer Finanzplatz die Bedeutung anderer Distributionsplattformen wie Allfunds, Clearstream oder MFEX noch wichtiger werde. Je mehr Profil Abrdn mit seinem Angebot besitze, desto grösser sei die Wahrscheinlichkeit im hart umkämpften Asset-Management-Geschäft Marktanteile zu gewinnen.

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