Vergangenen Sommer hat Fredy Hasenmaile die Position des bekannten Raiffeisen-Chefökonomen Martin Neff übernommen. Nun hat er erstmals den traditionellen Jahresausblick der Bankengruppe präsentiert – und vor einer schwierigen Lage für die Industrie gewarnt.

«Die Schweizer Wirtschaft wächst nur mit halber Kraft», warnte der Raiffeisen-Chefökonom Fredy Hasenmaile an einem Medienanlass am Dienstag in Zürich. Der oberste Konjunkturexperte der genossenschaftlich organisierten Bankengruppe rechnet nur mit einem verhaltenen und erneut unterdurchschnittlichem Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr.

Erneut drückt der starke Franken

Als Hauptgrund wird dabei die anhaltende Frankenstärke ausgemacht. Das belaste vor allem die traditionelle Industrie und beschleunige den bereits seit Jahren zu beobachtenden Trend der Deindustrialisierung der Schweiz.

Damit hat Hasenmaile, der zuvor rund 20 Jahre bei der Credit Susse (CS) tätig war, die Position des Warners vor einem Niedergang des klassischen verarbeitenden Gewerbes in der Schweiz von seinem Vorgänger Martin Neff übernommen.

Sportanlässe schönen Gesamtbild

Für das kommende Jahr lautet die Konjunkturprognose auf ein BIP-Wachstum von 0,8 Prozent. Bereinigt um den Effekt der grossen Sportanlässe wie den olympischen Spielen in Paris und der Fussball-EM in Deutschland, die sich hierzulande in hohen Lizenzeinnahmen bei den internationalen Sportverbänden niederschlagen, dürfte das Wachstum sogar nur 0,5 Prozent betragen.

Doch es gibt auch positive Nachrichten. Bei der Inflation sei erst einmal der Höhepunkt überschritten. Die jüngsten Zahlen des Bundesamtes für Statistik hätten unter den Erwartungen gelegen, da offensichtlich der Einfluss der Mietsteigerungen weniger deutlich ausfiel als befürchtet. Im Jahresdurchschnitt wird 2024 mit einer Teuerung von 1,5 Prozent gerechnet.

Raiff Inflation 2024 s

Kaufkraft sinkt

Zwar wird für das kommende Jahr nochmal mit einem Anstieg durch administrierte Preise wie Strom und Mieten gerechnet. Jedoch werde das keine weiteren Zinsanhebungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) nötig machen. Die verhaltenen Lohnsteigerungen und die höheren Krankenkassenprämien dürften bei vielen Haushalten die Kaufkraft sogar sinken lassen und damit ebenfalls inflationsdämpfend wirken.

Raiff Zinsen 2024 s

SNB hat mehr Spielraum

Bei den Zinsen rechnet Hasenmaile also damit, dass der Höhepunkt erreicht ist. Während jedoch die Europäische Zentralbank (EZB) unter höherem Druck stehe und mit Blick auf die Wirtschaft die Zinsen eher früher als später senken werden, erwartet der Chefökonom hierzulande erst Ende des kommenden Jahres mit einer ersten Senkung.

«Die SNB hat aufgrund der schwächeren Inflation einen gewissen Spielraum und wird auch auf die Frankenstärke und den Zinsabstand schauen», so Hasenmaile.

 

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