Der Bankier prophezeite den Niedergang der USA. Zugleich leiteten seine Partner und er den Untergang der eigenen Privatbank ein. Jetzt kam es zum Notverkauf.

Vor zweieinhalb Jahren war Konrad Hummler nahe dem Zenith seiner Macht. Er war geschäftsführender Partner der St. Galler Bank Wegelin, deren rasantes Wachstum er mit seinen geistreichen und pointierten Anlagekommentaren befeuerte. Er präsidierte die Vereinigung Schweizer Privatbankiers und sass bereits im Verwaltungsrat bei der «Neuen Zürcher Zeitung», dessen Präsidium er 2011 übernehmen konnte.

Wütend über den Vergleich zwischen der Schweiz und der US-Regierung zog Hummler in einem seiner berühmten Anlagekommentare, im August 2009, zunächst gegen die eigene Regierung vom Leder:

  • Er kritisierte den Vertrag als «Schönfärberei» und bezichtigte die Schweizer Regierung, vor dem Druck aus den USA eingeknickt zu sein: «Man hatte versprochen, geduldet, Standfestigkeit gemimt – und ist nun umgefallen.
  • Zugleich bezichtigte er den Bundesrat des Wortbruchs: «Unter dem Schein des Erfolgs verbirgt sich der Misserfolg eines Treuebruchs.»

Noch härter ging er sodann mit den Amerikanern als eine der weltweit aggressivsten Nationen ins Gericht...

...wegen seiner Bereitschaft, Krieg zu führen

  • «Die USA haben mit Abstand am meisten kriegerische Handlungen, einmal mit, meistens ohne Uno-Mandat vom Zaun gebrochen», schrieb der Priatbankier.
  • Hummler zählte auf, dass die Amerikaner Kriegsvölkerrecht verletzt, geheime Gefängnisse unterhalten, einen absurden Krieg gegen Drogen geführt und fragwürdige Regimes unterstützt hätten.

...im Umgang mit den eigenen Bürgern

  • Er hielt der US-Regierung vor, die Infrastruktur verfallen zu lassen und «in zum Teil fragwürdigen Verfahren Verurteilte in hoffnungslos überfüllte Gefängnisse» zu stecken.
  • Unterschichten würden weder in den Genuss adäquater Bildung, noch eines tauglichen Gesundheitssystem kommen.
  • Auch übe die USA nach wie vor die Todesstrafe aus und zwar «extensiv.

...besonders im Kampf um die Steuern

  • Hummler beklagte die «geradezu atemberaubende» Doppelmoral der Amerikaner bei ihrer Jagd auf ausländische Steuerschlupflöcher. Im Inland würden sie dagegen Offshore-Oasen «riesigen Ausmasses», sowohl in Florida, Delaware und anderen Teilstaaten unterhalten.
  • Neu knüpfe die US-Erbschaftssteuer nämlich nicht beim Erbenden an, sondern bei den vererbten Vermögen wie Liegenschaften oder Wertpapieren: «Die Kinder von Hans Rüdisühli sen. aus Melchnau müssen wegen den paar IBM-Aktien, die Hans so innigst geliebt hatte, beim IRS vorstellig werden und dabei eine Bewertung ihres Heimetli vorlegen».

Der Banker befürchtet, dass die Versuche der Amerikaner, im Ausland Steueransprüche zu stellen, weiter zunehmen werden.

Der US-Staat - «ein Ponzi-Schema»

Hummler bezeichnete den US-Staatshaushalt als «Ponzi-Schema» (ein Schneeballsystem). Die Amerikaner würden offenbar davon ausgehen, dass ihr Land weiterhin wichtigstes Ziel von internationalen Investoren bleiben werde.

Doch das hielt Hummler für «kreuzfalsch» und nährte die Zweifel an der Leistungsstärke der US-Wirtschaft: 

  • Das US-Wachstum sei seit etwa 30 Jahren nur dank einer Zunahme der Verschuldung zustande gekommen. Insbesondere in den letzten 15 Jahren hätten primär nur noch der Konsum und die Staatsausgaben zugelegt. 
  • Bei den Investitionen seien die Amerikaner dagegen äusserst schwach. Für die Zukunft bleibe daher kaum Potenzial.

Hummler sieht den Untergang der Amerikaner kommen: «Asien steigt auf, Brasilien vermutlich ebenfalls, Australien wird lachender Dritter sein, Europa kann sich möglicherweise noch einmal im Wiederaufschwung dieser Länder positionieren. Den USA bleiben die unbestreitbar vorhandene Militärmacht und die Schulden- und Problemberge».

Ausstieg aus den US-Wertschriften.

Damals empfahl Hummler den Kunden seiner Wegelin & Co., gänzlich auf Investitionen in US-Wertschriften zu verzichten. Damit hat sich bei den US-Behörden gewiss keine Freunde gemacht.

Schliesslich hat Hummler den eigenen Ausstieg aus dem Geschäft mit den Amerikanern verpasst. Und nachdem die US-Justiz seine Bank am Wickel hatte, fehlten ihm die Freunde in Bern.

Viel zitiert ist der Schlussatz in diesem Anlage-Kommentar vom August 2009: «It's time to say goodbye...» Er erhält nun eine bittere Zweideutigkeit.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.4%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.85%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.14%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.98%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.61%
pixel