Wie gross ist eigentlich das Risiko einer Flutkatastrophe im Herzstück des Zürcher Bankenplatzes? Ein neues Online-Tool des grössten Schweizer Versicherers Zurich weiss darauf nun eine Antwort. Und noch einiges mehr.

Die Zürcher Bahnhofsstrasse war vor ihrem Aufstieg zur Nobelmeile nicht viel mehr als ein stinkender Froschsumpf. Was nun, wenn das Wasser bei einem Unwetter zurückkäme und Luxusgeschäfte und Bankenfilialen überschwemmte – zumal die Prestigebauten der Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) am Zürcher Paradeplatz?

Bankern, die ein solches Szenario nachts nicht schlafen lässt, ist jetzt geholfen: Der grösste Schweizer Versicherer Zurich präsentierte am Mittwoch mit dem Naturgefahren-Radar ein neues Online-Instrument, mit dem sich das Risiko in wenigen Mausklicken eruieren lässt.

Grosse Datenhuberei

Nicht nur für den Paradeplatz übrigens, sondern für jede im Adressverzeichnis der Post aufgeführte Liegenschaft. Hinter dem Web-Tool steht viel Datenhuberei: Gefahrenkarten von Bund und Kantonen, die Expertise der Geologen der Firma Geotest sowie über 10 Millionen Rechenoperationen waren nötig, um das Radar zum Senden zu bringen.

Damit stellt Zurich nun ein Instrument zur Verfügung, das «Bauherren, Wohneigentümern, Unternehmen und Mieter» frei nutzen können. «Ob Hochwasser, Erdrutsch, Steinschlag oder Lawine – der Natugerfahren-Radar ermöglich eine fundierte Standort- und Liegenschaftsanalyse», so das Versprechen des Versicherers.

Keine aggressive Nutzung der Daten

Für den Paradeplatz gibt das Radar jedenfalls Entwarnung: Hier drohen weder Rutschung, Sturz, Hochwasser oder Hangmure (siehe Bild unten).

Radar 500

Laut Joachim Masur (Bild unten), Chef von Zurich Schweiz, soll das Naturgefahren-Radar Ausdruck dafür sein, dass der grösste Versicherer des Landes seine Pflichten gegenüber dem Heimmarkt wahrnehme.

Masur betonte denn auch, dass das Web-Instrument von Zurich nicht primär zu Marketingzwecken benutzt werde. Insbesondere werde der Versicherer davon absehen, die von den Nutzern des Tools eingespeisten Daten offensiv zu nutzen, wie der Zurich-Schweiz-Chef auf eine Frage von finews.ch hin versicherte. «Wir siedeln die Aktion klar im Bereich Corporate Responsibility» an, so Masur weiter.

joachim masur 500

Chancen im Firmengeschäft

Zumindest im Firmenkundenbereich, wo Zurich in der Schweiz nach eigenen Angaben zweitgrösster Schadensversicherer nach Axa Winterthur ist, könnten sich aber Chancen bieten. Etwa, wenn Unternehmen sich künftig gegen Betriebsunterbrüche wegen Unwetterschäden versichern möchten.

Aus involvierten Kreisen heisst es, dass das Naturgefahren-Radar erst einmal eine einjährige Bewährungsphase bestehen müsse, bevor man über eine weitere Nutzung und Ausdehnung nachdenke.

Zu guter Start

Der Start geriet offenbar besser als erwartet: Nach der Präsentation vor den Medien verzeichnetet das Naturgefahren-Radar am Mittwoch dermassen viele Besucher, dass die Server zeitweise überlastet waren.

Übrigens: Falls UBS und CS am Paradeplatz doch noch anbauen wollten – was angesichts des Denkmalschutzes kaum infrage käme – rät ihnen die Zurich doch zu einer vertieften Risiko-Abklärung: «Für Neubauten empfehlen wir trotzdem eine Gefahrenbeurteilung des Objekts und wenn erforderlich die Einplanung von Objektschutzmassnahmen», stellt der Radar fest.

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