Die bislang florierende Weltwirtschaft hat zu einer Vermögens-Explosion geführt. Davon profitieren vor allem die Chinesen, wo die Anzahl Milliarde massiv gestiegen ist. Ein Eldorado für die Banken? Nicht nur. 

Die Zahlen sind tatsächlich bemerkenswert: Gemäss dem am Freitag publizierten UBS/PwC Billionaires Report stieg das Gesamtvermögen der Milliardäre auf dieser Welt seit 2017 um fast 20 Prozent auf 8,9 Billionen Dollar (umgerechnet sind das aktuell fast gleichviel Franken). Das ist ein Rekordwert.

Die wichtigsten Erkenntnisse bei dieser Vermögensexplosion sind folgende:

  • Die Zahl der chinesischen Milliardäre netto ist von 318 im Jahr 2016 auf 373 im Jahr 2017 gestiegen. Insgesamt wurde in dem Zeitraum 106 Personen Milliardäre, doch 51 Chinesen fielen aus der Gruppe der Milliardäre wieder heraus. 
  • Ihr Vermögen nahm um 39 Prozent auf 1,12 Billionen Dollar zu. Die Wachstumsrate in der asiatisch-pazifischen Region (Apac) betrug 32 Prozent.
  • In China kamen zwei neue Milliardäre pro Woche hinzu, in Asien waren es mehr als drei pro Woche.
  • Nord- und Lateinamerika blieben unter der globalen Wachstumsrate des Vermögens von 12 Prozent – mit einer Steigerung auf 3,6 Billionen Dollar.
  • Dank einer Währungsaufwertung stieg das Vermögen der westeuropäischen Milliardäre um 19 Prozent, doch die Zahl der Milliardäre nahm nur um 4 Prozent auf 414 zu.

Für die USA und China wird im nächsten Jahr ein schwächeres Wirtschaftswachstum erwartet, sofern ein Handelskrieg ausbricht.

Neue Welle des Unternehmertums

«Im vergangenen Jahrzehnt haben chinesische Milliardäre einige der grössten und erfolgreichsten Unternehmen der Welt gegründet und haben den Lebensstandard verbessert. Doch das ist erst der Anfang», sagte Josef Stadler, Head of Ultra-High-Net-Worth bei der UBS.

«Wir erleben weltweit eine neue Welle des Unternehmertums. Milliardäre stehen dabei an der Spitze der Innovation. Sie schaffen Arbeitsplätze und Wohlstand, aber ihre Wirkung geht weit über die Wirtschaft hinaus», ergänzte er.

Fast alles Selfmade-Milliarde

Weitere Fakten unterstreichen diese Aussagen und das «chinesische Phänomen» fordert das amerikanische Silicon Valley eindeutig heraus:

  • Noch 2006 gab es nur 16 chinesische Milliardäre. Heute, nur 30 Jahre nachdem die Regierung des Landes erstmals Privatunternehmen zuliess, sind es 373 – fast einer von fünf weltweit.
  • Die chinesische Kohorte besteht zu 97 Prozent aus Selfmade-Milliardären; 89 chinesische Unternehmer wurden im vergangenen Jahr Milliardäre – rund dreimal mehr als in den USA und EMEA.
  • Milliardäre aus Asien und insbesondere in der chinesischen Stadt Shenzhen fordern mittlerweile die traditionelle Dominanz des amerikanischen Unternehmertums im Technologiesektor heraus. 2017 zogen sie bei der Beschaffung von Wagniskapital für Start-ups mit Amerika gleich.

Enorme Risiken

«Die asiatischen Milliardäre haben es zum überwältigenden Teil aus eigener Kraft geschafft und sind entschlossen, eine der günstigsten Chancen für Unternehmensgründungen zu nutzen», sagte Ravi Raju, Head of Asia-Pacific Ultra-High-Net-Worth bei der UBS.

Das Vermögenswachstum in Asien, namentlich in China, birgt allerdings auch Risiken. Die Behörden in Peking achten mittlerweile akribisch auf die vielfältigen Geschäftstätigkeiten der Superrreichen in ihrem Land, aber auch auf die Aktivitäten der ausländischen Banken.

Mitarbeiterin befragt

Aus noch immer nich näher bekannten Gründen wurde vergangene Woche eine UBS-Kundenberaterin aus Singapur am Flughafen von Peking vorübergehend festgenommen und zu ihren Tätigkeiten befragt, wie finews.asia exklusiv vermeldete. Zwischenzeitlich gab die Schweizer Grossbank sogar ein Reiseverbot für ihre Mitarbeiter nach China heraus; inzwischen herrscht wieder «business as usual».