Vermögende Sammlerinnen investieren in zunehmendem Masse in Kunst. Derweil sind die Ausgaben für digitale Kunst eingebrochen, wie eine neue Studie zeigt.

Bei den Ausgaben für Kunst sind die Sammler derzeit zurückhaltend. Vermögende Frauen zeigten sich im ersten Halbjahr 2023 jedoch ausgabefreudiger für Kunstwerke und Antiquitäten als Männer. Sie folgten damit dem Trend der letzten zwei Jahre, wie die neue Studie «Survey of Global Collecting» von Art Basel und der Schweizer Grossbank UBS festhält.

So gaben Sammlerinnen 72’500 Dollar (Medianwert) aus, Männer hingegen nur 59’400 Dollar. Die Männer verzeichnenen zwar höhere Durchschnittsausgaben, doch einige extravagante Sammler haben laut den Studienautoren den Wert in die Höhe getrieben: Doppelt so viele Männer wie Frauen gaben in jeder Periode eine Million Dollar aus. Unterdessen steigen die Ausgaben der Frauen weiter an und haben bereits ein höheres Niveau erreicht als im Jahr 2022.

Millionäre halten sich zurück

Obwohl der Anteil der High-Net-Worth-Sammler (HNW), die Kunstwerke im Wert von mehr als 1 Million Dollar erworben haben, von 4 Prozent im Vorjahr auf 9 Prozent im ersten Halbjahr 2023 gestiegen ist, liegt er immer noch unter dem Wert von 2021 und den Vorjahren. Dies deutet darauf hin, dass die Käufer vorsichtiger geworden sind und dass sich das obere Segment nach dem starken Anstieg während der Pandemie ausdünnt.

Zudem investieren vermögende Privatpersonen weniger Geld in ihre Kunstsammlungen als im Vorjahr: 2023 werden sie durchschnittlich 19 Prozent ihres Vermögens in Kunstsammlungen investieren, gegenüber 24 Prozent im Jahr 2022.

Auktionshäuser mit Rückgängen

Der geringere Anteil könnte darauf zurückzuführen sein, dass im diesjährigen Bericht weniger Sammler mit einem Vermögen von 10 Millionen Dollar oder mehr befragt wurden (39 Prozent gegenüber 57 Prozent im Vorjahr). Fast 40 Prozent der sehr vermögenden Personen investieren laut Umfrage 30 Prozent oder mehr in Kunst.

Auch die Gesamtumsätze der grossen Auktionshäuser wie Christie's, Sotheby's, Phillips und Bonhams sind im ersten Halbjahr dieses Jahres um rund 16 Prozent zurückgegangen.

Einbruch bei digitalen Kunstwerken

Gemälde machten mit 58 Prozent den weitaus grössten Teil der Ausgaben der HNW-Sammler aus. Auf digitale Kunstwerke entfielen dagegen nur noch 3 Prozent der Gesamtausgaben. Ihr Anteil an den HNW-Sammlungen sank von 15 Prozent im Vorjahr auf 8 Prozent.

Dies korreliere mit den Verkäufen auf Ethereum-basierten NFT-Plattformen, heisst es in dem Bericht. Diese fielen bis Mitte 2023 auf den tiefsten Stand seit Januar 2021. Die Zahl der einzelnen Käufer sank von 40’000 auf unter 2’000.

Neue Käufergruppen übernehmen das Zepter

Auch die Altersgruppe der Top-Sammler hat sich verschoben – während 2022 die Millennials die höchsten Ausgaben in den meisten Kunstkategorien tätigten, waren es in der ersten Hälfte dieses Jahres die Gen X und die Baby Boomer, die die höchsten Ausgaben in hochwertigen Segmenten wie Gemälden tätigten.

Die Studie zeigt auch, dass ein Grossteil der 2’828 befragten Sammler (77 Prozent) optimistisch auf die Entwicklung in den nächsten sechs Monaten blickt. Mehr als die Hälfte der Sammlerinnen und Sammler (54 Prozent) planen, im nächsten Jahr Kunstwerke zu kaufen.

Umfassende Analyse

Der Bericht, der die weltweiten Trends des Kunstsammelns im Jahr 2023 analysiert, basiert auf Daten, die von Arts Economics erhoben wurden. Befragt wurden Sammler und Sammlerinnen in elf Märkten.

Die Teilnehmer sind aktive Sammler mit einem investierbaren Vermögen von mindestens 1 Million Dollar, die in den Jahren 2021 und 2022 mindestens 10’000 Dollar und in der ersten Hälfte dieses Jahres mindestens 5’000 Dollar für Kunst und Antiquitäten ausgegeben haben.