Der italienische Autor des Mafia-Bestsellers «Gomorrha» erhebt schwere Vorwürfe gegen die Banken – auch in der Schweiz.

Früher, in den 1980er und 1990er Jahren, hatten die Banken Angst, Mafiagelder zu nehmen. Heutzutage hingegen buhlen sie darum, denn sie haben Liquiditätsprobleme, und die Wirtschaftskrise hat das Banksystem in die Knie gezwungen: Das behauptet wenigstens Roberto Saviano im Interview mit dem Nachrichtenportal «Euronews».

Die Abwehrsysteme der Banken seien stark geschwächt, das organisierte Verbrechen könne nur noch einziehen, findet der italienische Bestsellerautor.

Vor gut zehn Jahren beschrieb Saviano in seinem Buch «Gomorrha», wie sich die neapolitanische Camorra von lokalen Banden zum globalisierten Wirtschaftsimperium entwickeln konnte. Seit der Publikation 2006 soll Saviano Morddrohungen erhalten haben. Er bleibt eigenen Aussagen zufolge nicht länger als zwei Tage an einem Ort und verlässt seine Verstecke nicht ohne Personenschutz.

Die Schweiz ist jedermanns Geldschrank

Doch das Thema lässt den Italiener nicht los. Wie auch finews.ch berichtete, hat er sich dem Kampf gegen die Geldwäscherei verschrieben. Ein wirksames Mittel gegen die organisierte Kriminalität wäre eine effektive Kontrolle der Geldströme, weiss Saviano. Das sei, so Saviano, heute sogar einfacher als früher, da die Transaktionen oftmals eine Spur im Internet hinterlassen.

Das Problem verortet der 38-Jährige woanders. «Jeder europäische Staat hat seinen eigenen Geldschrank: Spanien hat Andorra, Deutschland hat Liechtenstein, Frankreich hat Luxemburg – und alle haben die Schweiz. Es ist wirklich einfach, in Europa Geld zu verstecken».

Hinzu komme der Unwille der Politik, Gesetze und Kontrollmechanismen durchzusetzen. «Wenn man seine Gesetze undurchlässig für die Mafia machen will, macht man sie in Wirklichkeit auch undurchlässig für eine ganze Reihe anderer Gelder, die man braucht».

Hochkorruptes britisches Finanzsystem

Dabei kritisiert Saviano vor allem Grossbritannien, dessen Finanzsystem er als das korrupteste der Welt bezeichnet. Es gebe innerhalb des Vereinigten Königreichs keine Kontrolle der Geldflüsse, weder über die nach London, Gibraltar oder Jersey.

Dies seien alles Einfallstore, durch die Grossbritannien Geld ohne Kontrolle hineinkommen lässt – ein Effekt, den sich durch den Brexit noch verstärken werde, so Saviano.

Die neuen Währungen der Verbrecher

Kriminelle Organisationen wissen auch neue Technologien zu nutzen, wie ein kürzlich publizierter Bericht von Europol feststellte. Demnach lassen sich durch den Gebrauch von Krypto-Währungen kriminelle Gelder viel besser verstecken.

Die Schweiz gilt hinsichtlich Krypto-Währungen als wichtiger Hub in Europa. So haben sich in Zug diverse Anbieter von Internet-Währungen mit hehren Absichten niedergelassen. Umso mehr muss die Schweiz deshalb auf der Hut sein, kriminelle Geldströme in Form von Kryptowährungen abzuwehren.

 

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