Zehn Tage vor dem Start einer EAM-Online-Plattform der Credit Suisse, lanciert die Bank Vontobel diese Woche ein eigenes Tool für externe Vermögensverwalter.

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(English translation)

Die Schweizer Bankbranche ist in Bewegung. Eine wichtige Rolle spielen dabei die mehr als 3'000 unabhängigen Vermögensverwalter; auf Neudeutsch «External Asset Manager» oder kurz EAM genannt.

Auf Grund der vielen regulatorischen und strukturellen Veränderungen, die auf sie zukommen, müssen sich viele von ihnen, zumindest was ihr Geschäftsmodell anbelangt, neu orientieren. Das wiederum ist eine grosse Chance für die Banken, die mit ihren Dienstleistungen den EAMs neue Möglichkeiten erschliessen können – insbesondere im Online-Bereich.

Bahnbrechende Neuheit

Vor diesem Hintergrund schürte die Credit Suisse (CS) bereits vor einigen Wochen eine gewisse Erwartungshaltung, als sie auf den 21. März 2013 eine angeblich bahnbrechend neue Online-Plattform für externe Vermögensverwalter ankündigte. «Die Credit Suisse wird eine multidimensionale Lösung für externe Vermögensverwalter lancieren, die in dieser Form neuartig ist», sagte Daniel Renner, Leiter Global External Asset Managers, unlängst gegenüber finews.ch.

Das Konzept zielt offenbar darauf ab, die EAMs nach dem Prinzip von Facebook untereinander zu vernetzen und sie mit Fachleuten zusammen zu bringen sowie über diese Kommunikationsplattform auch Investment-Research und (Markt-)Informationen und Anlageideen zu liefern.

Vontobel kommt der CS zuvor

Dieser Lancierung kommt nun die Bank Vontobel zuvor, wie Recherchen von finews.ch ergaben. Das Zürcher Institut wird bereits diese Woche (11. März 2013) unter dem Namen Vontobel EAMNet ein entsprechendes Online-Tool aufschalten. Es wird allen Vermögensverwaltern zur Verfügung stehen, die in einem Kooperationsverhältnis mit Vontobel stehen. Entsprechende Informationen von finews.ch bestätigte Vontobel-EAM-Chef Brian Fischer (Bild oben) auf Anfrage.

Das Tool kommt möglicherweise nicht so prätentiös daher wie die Initiative der CS. Dafür ist es höchst pragmatisch und auf die täglichen Bedürfnisse der unabhängigen Vermögensverwalter ausgerichtet. Konkret: Auf einer einzigen Plattform, bei der sich die Benützer jeweils einloggen müssen, werden zum einen alle laufend aktualisierten Research-Dienste der Bank Vontobel verfügbar sein.

Muster-Kündigungsbrief inklusive

Zum andern sind sämtliche Investment-Produkte (Strukturierte Produkte, Fonds Obligationen, Aktien) übersichtlich aufgeführt und auf einen Click abrufbar; und auf einer dritten Schiene stellt Vontobel den EAM-Kunden alle wichtigen Dokumente, Formular, Informationen und Richtlinien zur Verfügung. Unter anderem auch einen Muster-Kündigungsbrief, mit dem die unabhängigen Vermögensverwalter die Konten ihrer Kunden bei anderen Banken saldieren können.

Im Prinzip führt das neue Vontobel EAMNet die sieben, bisherigen Online-Tools der Bank zusammen: E-Banking, Deritrade, Derinet, Research, Fundnet, B2B-Datenbezug sowie das Allocare-Portfolio-Management-System. Die Lösung lässt sich relativ benutzerfreundlich bedienen, wie sich finews.ch selber überzeugen konnte und dürfte mit überschaubaren Investitionen unter einer Million Franken ausgekommen sein.

Die 5-Milliarden-Marke geknackt

Für Vontobel ist die in den letzten sechs Monaten entwickelte Plattform offenbar ein wichtiger Schritt, um im zunehmend lukrativen EAM-Geschäft weitere Pflöcke einzuschlagen, wie aus der Branche zu vernehmen ist. Die 25-köpfige Abteilung unter der Führung von Brian Fischer verwaltet inzwischen mehr als 5 Milliarden Franken von gut 250 unabhängigen Vermögensverwaltern.

Die Branche der unabhängigen (oder externen) Vermögensverwalter in der Schweiz umfasst – je nach Zählung – zwischen 2'200 und 3'600 Unternehmen, die zusammen rund 600 Milliarden Franken an Kundengeldern verwalten. Dem Verband Schweizerischer Vermögensverwalter (VSV) sind gemäss neusten Angaben knapp 1'000 Mitglieder angeschlossen.

Vorreiterin aus Genf

Neben der bereits angekündigten EAM-Plattform der CS bieten noch andere Banken entsprechende Tools an. Als Vorreiterin auf diesem Gebiet gilt die Genfer Bank Lombard Odier, die sich mit E-Merging bereits im Frühjahr 2009 an die EAMs wandte.

E-Merging sind mittlerweile 771 EAMs aus 38 Ländern angeschlossen, die insgesamt 261 Milliarden Franken verwalten. Darüber hinaus sind dem Netzwerk inzwischen auch verwandte «Zulieferfirmen» wie Anwaltskanzleien, Kaderstellenvermittler, Informatikfirmen, Treuhänder, Finanzplaner, Asset Manager und Family Offices angeschlossen, so dass die Plattform dem Anspruch einer «Financial Community» gerecht wird, wie E-Merging-Chef Olivier Collombin gegenüber finews.ch erklärte.

Afterwork-Events für externe Vermögensverwalter

Periodische Afterwork-Veranstaltungen in Genf, Lausanne Zürich und Lugano sorgen zusätzlich dafür, dass E-Merging nicht nur virtuell funktioniert. Neu ist auf der Plattform auch ein E-Shop in Betrieb, wo die EAMs Länder-Manuals erwerben können.

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