Die CSU-Abgeordnete Dagmar Wöhrl sitzt im Verwaltungsrat von Sarasin – und erhält fast so viel Lohn wie für ihren Hauptberuf. In Deutschland erntet sie Kritik.

wohrlIm Netz spricht man von einer «Hetzjagd», andere nennen es einfach nur einen Kleinkrieg. Die CSU-Politikerin Dagmar Wöhrl ist Chefin des Entwicklungsausschusses im deutschen Bundestag – und sie sitzt seit Frühjahr 2011 im Verwaltungsrat der Bank Sarasin. Letzteres ist einer von vielen Punkten, der ihr in den Medien zum Vorwurf gemacht wird.

Die «Süddeutsche Zeitung» stellt die Frage, was eigentlich Haupt- und was Nebenberuf sei. Auch moralisch sei die Position von Wöhrl angreifbar, heisst es weiter.

Die Bank veröffentlichte am gestrigen Donnerstag ihre Zahlen – Details zur Vergütung der Verwaltungsräte gab es dabei nicht. Doch die Politikerin erklärt auf ihrer eigenen Webseite ganz genau, wie viel sie im ersten Quartal erhalten hat. 26'973 Franken zahlte Safra Sarasin ihr gemäss ihrer eigenen Aussagen im Quartal. Das Geld kam auf ein deutsches Konto. Als Abgeordnete im deutschen Bundestag erhielt Wöhrl im ersten Quartal 24'756 Euro.

Der «Süddeutschen» wiederum liegen offenbar Rechnungen vor, laut denen Wöhrl an Sarasin pro Quartal 42'500 Franken in Rechnung gestellt habe, «zumindest bis Herbst vorigen Jahres.»

Ordentliche Abzüge

Früher, erklärt Wöhrl weiter, sei ihr das Geld – nach Abzügen von AHV, Pensionskasse und Quellensteuer – auf ein Schweizer Konto bei der Bank Sarasin und von dort aus weiter nach Deutschland überwiesen worden. Doch inzwischen gebe es diesen Zwischenschritt nicht mehr.

Auch auf den Vorwurf, sie sei durch ihre Stellung im Verwaltungsrat befangen, kontert sie dort. Sie sehe es sogar als ihre Aufgabe an, als deutsche Politikerin kritische Fragen und Standpunkte einzubringen, so Wöhrl.

Fragen veröffentlicht

Wöhrl veröffentlichte sämtliche Fragen der «Süddeutschen Zeitung» sowie ihre Antworten auf ihrer Homepage – im Internet findet sie dafür viele Unterstützer, die ihren Vorwurf, sie sei einer Hetzkampagne zum Opfer gefallen, unterstützen. Die «Süddeutsche Zeitung» kritisiert das Vorgehen Wöhrls. Die Fragen des Journalisten im Internet zu veröffentlichen, sei nicht rechtens, so die Zeitung.

Neben ihrer Tätigkeit bei Sarasin standen noch andere Vorfälle in der Kritik. So sollte Wöhrl sich im Bundestag krank gemeldet, aber dennoch nach Thailand und Sri Lanka in den Urlaub geflogen sein. Bei der Reise handelte es sich um einen Stiftungsbesuch, so Wöhrl. Sie habe an einer starken Knieerkrankung gelitten und sich daher ordentlich abgemeldet.

Auf Twitter lässt Wöhrl das Thema nicht ruhen, und auch bei der «SZ» sieht es so aus, als sei das letzte Wort noch nicht gesprochen. Von der Bank  gibt es zum Thema keine Stellungnahme.

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