Die Zürcher Kantonalbank übernimmt für 360 Millionen Franken von den anderen Schweizer Staatsbanken deren Anteile am Fondshaus Swisscanto. Im hiesigen Fondsmarkt entsteht damit ein neuer Riese.

Es ist eine Übernahme, die das Schweizer Fondsbusiness umkrempelt. Wie heute Donnerstag bekannt wurde, übernimmt die Zürcher Kantonalbank (ZKB) den bisher von den Schweizer Staatsbanken gemeinsam gehaltenen Fondsanbieter Swisscanto. 

Andere Kantonalbanken verkaufen

Die Berner, Basler, Genfer, Luzerner, Thurgauer und Graubündner Kantonalbanken bestätigten bereits separat den Verkauf ihrer Swisscanto-Anteile an die grösste Schweizer Staatsbank, die ZKB. Diese kann damit ihren Anteil im Schweizer Fondsgeschäft auf einen Schlag markant steigern.

Wie die ZKB ihrerseits am Donnerstag verlauten liess, bezahlte sie für die Übernahme von 81,9 Prozent der Aktien den bisherigen Aktionären einen festen Kaufpreis von 360,3 Millionen Franken. Zudem erhalten die Verkäufer in den Jahren 2016 bis 2018 variable Kaufpreisanteile abhängig vom individuellen Beitrag an den künftigen Geschäftserfolg, wie die Staatsbank weiter mitteilte.

Über die laufenden Verhandlungen zur Übernahme von Swisscanto hatte finews.ch Mitte Oktober als erstes exklusiv berichtet. Noch im selben Monat bestätigte die ZKB einschlägige Gespräche.

Veränderung zeichnete sich ab

Eine tiefgreifende Veränderung rund um die Fondstochter der Kantonalbanken zeichnete sich indes schon länger ab. Nach eigenen Angaben arbeitete die Swisscanto zwar bis zuletzt rentabel; unter der Führung ihres langjährigen Chefs Gérard Fischer hatte es die Fondsanbieterin jedoch verpasst, an Trends wie etwa dem Boom der Indexfonds teilzunehmen oder ins Ausland zu expandieren. 

Gleichzeitig war und ist das Schweizer Asset Management im Umbruch, die Turbulenzen haben sich mit der Abkehr von den Retrozessionen noch beschleunigt.

Der Umstand, dass viele Eigner-Banken eigene Fonds lancierten oder ihre Plattformen für die Produkte der Konkurrenz öffneten, machte den Stand von Swisscanto auch nicht eben einfacher. Insbesondere die ZKB unter ihrem Chef Martin Scholl forcierte das Asset-Management-Geschäft stark.

Ein neuer Riese entsteht

Nun gelingt der ZKB dort mit dem Kauf der Swisscanto-Anteile der anderen Kantonalbanken ein gewaltiger Sprung nach vorn. Mit dem neuen Volumen im Rücken dürfte die Staatsbank an die Spitze des Schweizer Fondsgeschäfts aufrücken. Daten des Analysediensts Swiss Fund Data zufolge belegten Swisscanto und ZKB die Plätze 4 und 5 im Schweizer Fondsranking, nach Pictet, Credit Suisse und UBS.

Mit den kumulierten Assets würde es der ZKB gelingen, Pictet vom Podest stossen.

Offene Fragen

Doch noch ist für die ZKB nicht alles unter Dach und Fach. Für Diskussionen dürfte etwa wohl noch die Handhabe der IT-Plattform dienen, mit der Swisscanto die Verwahrung (Custody) und die Abwicklung von Fondsgeschäften vielen anderen Kantonbalbanken zur Verfügung stellt. Die Plattform gilt als eine der besten in der Schweiz und ist für die Banken deshalb ein wichtiges Asset.

Die Übernahme dürfte auch nach dem heutigen Vollzug noch zur Reden geben.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.34%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.75%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.8%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.46%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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