Die Aufhebung der Euro-Untergrenze ist ein harter Schlag für das Schweizer Private Banking. Institute mit hohem Anteil an Offshore-Kunden verlieren auf einen Schlag Erträge im zweistelligen Bereich. Manche von ihnen dürften dies nicht überleben.

Die Ausgangslage im Schweizer Private Banking vor der Aufhebung des Euromindestkurses von 1.20 Franken durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) war so: 2013 schrieb jede dritte Privatbank Verlust. Dies stellte die Beratungsgesellschaft KPMG in ihrer Studie «Performance der Schweizer Privatbanken» fest.

Sie konstatierte, dass die Konsolidierung der Branche sich beschleunigen werde, da im gegenwärtigen Umfeld tiefer Zinsen und strengerer Vorschriften die Kosten für die Banken weiter steigen könnten – und Einnahmen eher sinken.

Vermehrt Liquidationen

Die Ausgangslage im Schweizer Private Banking nach der Aufhebung des Euromindestkurses beschreibt Christian Hintermann, Leiter Transactions & Restructuring Financial Services bei KPMG Schweiz gegenüber finews.ch so: «Wir erwarten eine Beschleunigung der Bankenkonsolidierung – und vermehrt auch Liquidationen».

Die SNB hat mit ihrem unerwarteten Schritt ohnehin schon kriselnden Privatbanken den Teppich unter den Füssen weggezogen. Betroffen seien aber alle Institute, die von ihren Kundenerträgen in Euro und Dollar abhängig seien, ihre Kostenbasis aber in Franken hätten, sagte Hintermann.

Noch keine Antworten der Banken

An der Börse war dieser Effekt an den Kursstürzen der Aktien der Credit Suisse, Julius Bär, UBS oder Vontobel zu sehen. Julius Bär verlor über 25 Prozent. Die Privatbank gab am Montag zwar ein paar Statements dazu, dass weder ihre Kapitalquote beeinträchtigt noch Handelsverluste angefallen seien.

Aber eine Antwort auf die wegfallenden Erträge ihrer Kunden, welche die Kommissionen in Euro und Dollar zahlen, hat Julius Bär bislang auch nicht.

Falsche Hoffnungen

In der Branche sitzt der Schock tief. Viele Institute hatten darauf spekuliert, dass sich das Markt- und insbesondere das Zinsumfeld in absehbarer Zeit verbessern werde. Das hätte sie aus der Verlustzone bringen können.

Nun ist das Gegenteil eingetroffen. Ihre ohnehin schon notleidende Ertragslage ist auf einen Schlag massiv geschrumpft. Die Euro-Erträge liegen plötzlich 20 Prozent tiefer. Die Dollar-Erträge sanken um rund 10 Prozent, wenn man die relativ kräftige Aufwertung der US-Währung von 2014 berücksichtigt.

«Die Auswirkungen sind dramatisch», sagt Hintermann. «Denn rund 30 Prozent der Schweizer Privatbanken lagen bereits in der Verlustzone.» Die Beschleunigung der Bankenkonsolidierung dürfte einher gehen mit einer beschleunigten Abwanderung von Auslandsbanken.

Uhr tickt schneller

Zahlreiche Institute haben 2014 dem Schweizer Offshore-Banking bereits den Rücken gekehrt, weil die Regulierungs- und Compliancekosten die Rentabilität des Geschäfts erodierten. Zuletzt hatte auch die Royal Bank of Canada beschlossen, ihr Schweizer Wealth Management zum Verkauf freizugeben, wie finews.ch berichtet hatte.

Für die kleineren Schweizer Privatbanken, die ohnehin erheblich Mühe bekunden, sich in der neuen Welt des sauberen und stärker regulierten Offshore-Bankings zurecht zu finden, tickt die Uhr nun noch schneller.

Bislang haben sie sich gemäss Hintermann so passiv verhalten, dass einer Anzahl von ihnen nur die Liquidation bleibt. Dieses Feld der Kandidaten ist mit dem Entscheid der SNB nicht kleiner geworden.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.34%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.73%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.82%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.46%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.65%
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