Die Übernahme von La Roche durch Notenstein hat Symbolcharakter. Die Konsolidierung auf dem Schweizer Finanzplatz erreicht damit eine neue Stufe und dürfte nun so richtig an Fahrt gewinnen.

Am Freitagnachmittag wird die Notenstein Privatbank die Übernahme der Basler La Roche 1787 ankündigen. finews.ch hatte das geplante Vorhaben bereits am Donnerstag gemeldet.

Eine solche Übernahme war vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen: Die Bank La Roche 1787 ist ein Traditionshaus, dessen Geschicke seit Generationen von der gleichnamigen Familie mitgeführt wurden. Die Besitzer der Bank hafteten (bis vor kurzem) für ihre Kunden, sie repräsentierten den bis vor wenigen Jahren weitherum respektierten Ruf der Schweizer Privatbanken.

La Roche zählt zum feinen Club der Vereinigung Schweizerischer Privatbanken, dem auch die grossen Genfer Häuser Lombard Odier und Pictet angehören. Ironischerweise ist deren Präsident Christoph Gloor, der Chef von La Roche und Mitteilhaber.

Keine völlige Überraschung

Mit der Übernahme endet die über 225-jährige Geschichte von La Roche als eigenständiges und stolzes Bankhaus. Über die genauen Gründe des Verkaufs muss noch spekuliert werden. Doch darf angesichts der enormen Umwälzungen, welche auf dem Schweizer Finanzplatz in den letzten Jahren stattgefunden haben (und noch immer stattfinden), eine solche Transaktion nicht als völlige Überraschung gewertet werden.

Was von La Roche bekannt ist: Die Privatbank hat in den letzten Jahren deutlich an Gewinnkraft eingebüsst. Ihre ausländischen Kunden stammen grösstenteils aus Deutschland und Frankreich – insbesondere Frankreich ist für Schweizer Privatbanken im Zuge des eröffneten Kampfs um Steuerehrlichkeit und gegen Steuerflucht ein sehr schwieriges Pflaster geworden.

Erst Firmenstruktur geändert, dann verkauft

Dass das Institut einen steigenden Druck verspürte, zeigt sich möglicherweise auch daran, dass es vor einem Jahr seinen Status als klassische Privatbank aufgegeben hat und wie Lombard Odier, Pictet und Mirabaud nun als Aktien-Kommanditgesellschaft firmiert.

Nun soll sie in der Notenstein Privatbank aufgehen, die ihrerseits ein Produkt der jüngeren Erschütterungen auf dem Finanzplatz und aus der ebenfalls traditionsreichen Bank Wegelin hervorgegangen ist.

Der Deal markiert eine neue Stufe in der laufenden Konsolidierung in der Privatbankenszene. Bislang waren es vor allem Auslandsbanken gewesen, welche ihre Private-Banking-Aktivitäten verkauft haben.

Lage wurde düster gezeichnet,...

Dabei sind Beratungsgesellschaften wie KPMG aufgrund ihrer vertieften Einblicke in die Bilanzen der Privatbanken schon vor zwei Jahren zum Schluss gekommen, dass rund ein Drittel der Institute inzwischen so schlecht dasteht, dass als Alternative nur ein Exit oder ein Verkauf in Frage kommen.

Exponenten wie Vontobel-CEO Zeno Staub hatte mit seiner Prognose, dass von den rund 300 Instituten nur noch 100 übrigbleiben werden, in der Szene auch für Kopfschütteln gesorgt.

... aber geschehen ist wenig

Die Optimisten sollten tatsächlich lange recht behalten, denn die effektiven Geschehnisse hatten mit den Untergangsszenarien wenig gemeinsam: Natürlich haben sich Banken wie Lloyds oder Morgan Stanley zurückgezogen. Standard Chartered ist gerade daran, ihr Private Banking in der Schweiz aufzugeben, die Royal Bank of Canada sucht nach Käufern für ihr Schweizer Geschäft.

Aber dass eines der Aushängeschilder wie La Roche aufgibt, das ist eine völlig neue Entwicklung. «Diese Übernahme könnte der Katalysator für eine neue Konsolidierungswelle sein – gerade auch bei kleineren Playern», sagte der Chef einer mittelgrossen Privatbank zu finews.ch.

Gemäss seinen Beobachtungen wurde bislang in der Branche über die grossen Bewegungen nur gesprochen. «Die Lage hat sich soweit verändert, dass im Banking zwar jeder mit jedem über Möglichkeiten spricht. Nur: Gemacht wurde bislang nichts.»

Retten, was zu retten ist

Dies könne sich nun ändern, vermutet der Bankenchef, der anonym bleiben möchte. Er hat auch den Unmut in der Branche beobachtet, den Pictet, Mirabaud, La Roche & Co ausgelöst hätten, als sie ihr Teilhaber-Modell aufgegeben hatten. Es werde ihnen unterstellt, sie seien mit einem goldenen Löffel im Mund geboren und nun durch die harten Zeiten aufgeschreckt worden. Jetzt wollten sie retten, was zu retten sei.

Die andere Seite in der gegenwärtigen Konsolidierungswelle bilden Privatbanken wie Julius Bär, LGT oder eben Notenstein. Diese Institute begegnen dem zunehmenden Kostendruck mit einer Wachstumsstrategie, in der Zukäufe mit der wichtigste Bestandteil sind.

Denn die Möglichkeiten für organisches Wachstum sind in den reifen Märkten Europas beschränkt. Bei Notenstein ist eine rasche Zunahme der verwalteten Vermögen notwendig, sonst müsste die Bank ihre Struktur soweit verkleinern, dass Kosten und Ertrag wieder in vernünftigen Relationen stehen.

Der Graben weitet sich

Die notwendige Finanzkraft für ihre Expansion hat Notenstein dank ihrer Muttergesellschaft Raiffeisen – im Gegensatz zu manch anderen Privatbanken, die nur schon unter den massiv gestiegenen Compliance-Kosten ächzen.

Die La-Roche-Übernahme liefert bereits eine grobe Skizze über die Zukunft der Schweizer Privatbankenszene: Hier der Club der Grossen um UBS, Credit Suisse, Julius Bär, Lombard Odier, Pictet und Vontobel, zu dem nun mit rund 30 Milliarden Franken Kundengeldern auch Notenstein gehört.

Da die Kleinen, die weiter ums Überleben kämpfen – oder sich mit einer Nischenstrategie befreien können.

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