Der Coup kommt überraschend: Die St. Galler Privatbank Notenstein übernimmt die Traditionsbank La Roche. Damit entsteht eine neue Grösse im Swiss Private Banking.

Eigentlich wäre zu erwarten gewesen, dass die Privatbank Notenstein derzeit mit sich selbst beschäftigt ist. Nach dem Wirbel um den Streit zwischen dem Mutter Raiffeisen und der Bank Vontobel sowie der Abtrennung des Notenstein-Vermögensverwaltungs-Arms TCMG Asset Management hatte das Institut eigentlich genug Aufregung erlebt.

Doch weit gefehlt: Notenstein unter ihrem umtriebigen Chef Adrian Künzi lanciert den nächsten grossen Coup. Wie finews.ch von mehreren, voneinander unabhängigen Quellen erfuhr, wird das Institut noch morgen Freitag die Übernahme einer Schweizer Privatbank bekannt geben.

Am Freitag folgte denn auch prompt die Bestätigung der Übernahme durch Notenstein.

Den Namen, den diese Insider übereinstimmend nennen, ist dabei mehr als überraschend: Es ist die altehrwürdige Basler Bank La Roche 1787, die erst 2014 den Status den Status einer klassischen Teilhaber-Privatbank aufgab und seither als Aktien-Kommanditgesellschaft firmiert.

Notenstein wollte sich am Donnerstag auf Anfrage von finews.ch nicht zu dem Deal äussern. Auch die Bank La Roche 1787 enthielt sich eines Kommentars.

Noch bis vor kurzem auf Eigenständigkeit gepocht

Während in der Branche bereits davon die Rede war, dass Notenstein sich nach einem «neuen Ziel» umsehe, liess nichts vermuten, dass die stolze Bank La Roche ihre Eigenständigkeit aufgeben könnte. Im Gegenteil: Noch vor kurzem bekräftigte der La-Roche-Teilhaber Christoph B. Gloor gegenüber finews.ch, dass kleine Institute durchaus ihre Eigenständigkeit bewahren könnten.

Nun soll plötzlich alles anders sein: Das Basler Institut, das rund 10 Milliarden Franken an Vermögen verwaltet, wirft sich der rund 20 Milliarden Franken schweren Notenstein an den Hals. Damit würde eine neue Grösse im Schweizer Private Banking entstehen, mit der zu rechnen ist.

Innere Kämpfe stehen noch bevor

Vor allem aber dreht Künzi den Spiess gegen jene, die seine Bank als Übernahmeziel betrachteten. So ging noch vor wenigen Wochen in den Medien das Gerücht um, die grössere Zürcher Bank Vontobel wolle Notenstein übernehmen. Nun zeigt sich: Notenstein ist keine Beute, sondern ihrerseits ein Raubtier in der Konsolidierung am Schweizer Bankenmarkt.

Der Angreifer Notenstein hat indes auch innere Kämpfe zu bewältigen. So erweist sich die Bank weiterhin als relativ ertragsschwach und sieht sich mit einer hohen Kostenbasis konfrontiert. Hinzu kommen ambitiöse Ziele innerhalb der Raiffeisen-Gruppe: Chef Künzi will dereinst rund 10 Prozent zum Gesamtergebnis beitragen, also rund 60 bis 70 Millionen Franken.

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.61%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.59%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.19%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.08%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.53%
pixel