Warum der Chef des UBS Wealth Managements das Projekt einer Europabank forciert – und weshalb er in der Schweiz jetzt erst recht Sparbedarf für die Grossbank sieht.

Den wichtigen europäischen Vermögensverwaltungs-Markt aus einer Hand und damit möglichst kostengünstig zu bedienen: Das schwebt der UBS mit ihrem Projekt einer «Europa-Bank» vor. Grundlage für das Projekt bildet eine paneuropäische Kundenplattform, über die auch finews.ch wiederholt berichtete (hier und hier).

Verantwortlich für Mammut-Vorhaben ist Jürg Zeltner (Bild), der Chef der Wealth-Management-Sparte bei der Schweizer Grossbank. Gegenüber dem deutschen «Handelsblatt» gab er am Dienstag nun einen Einblick in die mit Hochdruck voranschreitenden Arbeiten (Artikel kostenpflichtig).

Die Krux mit dem Marktzugang

So soll noch bis Ende 2015 entschieden sein, wo die neue Europabank beheimatet sein wird, versprach Zeltner. «Es spricht viel für Deutschland, aber es gibt auch andere mögliche Standorte», so der UBS-Top-Banker. Eine Ansiedlung nahe dem UBS-Deutschland-Hauptquartier in Frankfurt ist umso wahrscheinlicher, als dort letzten Herbst bereits der Pilot zur neuen Plattform aufgeschaltet wurde.

Für die UBS geht es um viel Geld: Laut Zeltner würde eine Lizenz für den gesamten Euroraum jährliche Einsparungen von rund 100 Millionen Euro bringen. Parallel dazu müsse aber auf der politischen Ebene die Fragen des Marktzuganges für Schweizer Banken in die Eurozone gelöst werden, so der UBS-Wealth-Management-Chef.

Regularisierung bald vorbei

Gleichzeitig konnte Zeltner verkünden, dass der Aderlass durch die Regularisierung von Schwarzgeldern weitgehend abgeschlossen ist. «Beim in der Schweiz gebuchten Europa-Geschäft haben wir im Schnitt 25 Prozent der verwalteten Vermögen verloren, weil viele Kunden ihre Steuerbelange in Ordnung gebracht haben», erklärte Zeltner gegenüber dem «Handelsblatt». Mit Ausnahme von Griechenland und Italien, wo dieser Prozess gerade laufe, sei das Thema nun für die UBS erledigt.

Das Europabank-Projekt sei zudem ein Zeichen dafür, dass die UBS in Europa nach einem schmerzhaften Anpassungsprozess weiterhin zuhause sei und wachsen wollen, so Zeltner weiter.

Verlagerung betrifft Tausende Mitarbeiter

Indes, während die Zeichen in Europa auf Wachstum stehen, muss die UBS am Schweizer Hauptquartier sparen. Der Frankenschock hat die Lage hierzulande nun nochmals verschärft, wie Zeltner zugab. «Die Schweiz war ohnehin schon ein teurer Standort, und der ist jetzt noch mal deutlich teurer geworden. Wir werden nun nicht neue Kostenprogramme starten, aber wir werden die bestehenden konsequent und rasch vorantreiben», so Zeltner.

Derweil dürften weltweit wohl Tausende UBS-Mitarbeitende von Verlagerungen an günstigere Standorte betroffen sein, wie Zeltner ebenfalls durchblicken liess.

«Ein Konzern, der 60'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, meint mit substanziellen Zahlen nicht Hunderte, und dieser Prozess hat bei uns schon vor Jahren begonnen», gab Zeltner zu bedenken. Denn die gesamte Finanzbranche befinde sich nun in einer Phase der Industrialisierung. Zeltner: «Wir machen jetzt das, was andere Branchen längst hinter sich haben.»

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.17%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.72%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.5%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.42%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.19%
pixel