An der Börse würden Bankaktien das gelbe Edelmetall bald weit hinter sich lassen, behauptet Sean Darby. Wie gelangt der Aktienstratege des US-Finanzinstituts Jefferies zu diesem überraschenden Befund?

Manchmal braucht es einen Perspektivenwechsel, um zu völlig neuen Einsichten zu gelangen. Jedenfalls scheint das Sean Darby (Bild) zu belegen. Darby ist Chefstratege für die globalen Aktienmärkte beim amerikanischen Investmentbanking- und Brokerhaus Jefferies. Und die Börsen beobachtet er nicht etwa von der Wall Street aus, sondern aus dem Tausende Kilometer weit entfernten Hongkong.

Von dort aus kommt er nun zu einer Aufsehen erregenden Analyse, wie die Agentur «Bloomberg» berichtet. Bankaktien, so ist sich Darby nämlich sicher, seien das vielversprechendere Investment als Gold und Silber.

Sicherer Hafen schlechthin

Bankaktien sicherer als Gold? Investoren, denen der Schock der Finanzkrise noch in den Knochen sitzt, können darüber wohl nur den Kopf schütteln. Ab 2008 gingen die Kurse von vielen Geldhäusern weltweit in den freien Fall über und haben sich seither meist nur schleppend erholt. Gold hingegen galt inmitten von Schuldenkrise und Notenbank-Geldschwemme als sicherer Hafen schlechthin.

Entsprechend stieg der Goldpreis seit Ende 2007 um 40 Prozent – während eine Bank-Aktie wie jene der Schweizer UBS knapp 60 Prozent an Wert verlor.

Schere öffnet sich

Wird nur das Jahr 2015 betrachtet, ergibt sich indes ein ganz anderes Bild. Seit Januar hat die UBS an der Börse einen Fünftel an Wert gewonnen. Der Goldpreis hingegen stagnierte. Die UBS-Papiere profitierten dabei von der generellen Nachfrage nach Aktien, aber auch von einem starken Geschäftsgang. Das gelbe Metall hingegen verlor angesichts eines starken Dollar und der Aussicht auf steigende Zinsen bei den Investoren an Glanz.

Darby zufolge soll sich die Schere noch weiter öffnen. Vor allem für die amerikanischen Banken sieht er gegenüber dem Goldpreis eine Gewinnstrecke voraus, die jetzt erst beginne. Verantwortlich sei vorab der Trend zu steigenden Zinsen, der bei den Banken insbesondere das Kreditgeschäft belebe.

In Sippenhaft

Ob Darbys Voraussagen eintreffen, muss sich noch weisen. Schon heute zeigt sich jedoch, dass Bankaktien zunehmend Fürsprecher finden, wie auch finews.ch berichtete (etwa hier und hier).

Weiterhin werden aber insbesondere die Grossbanken an der Börse in Sippenhaft genommen. So lange Behörden weltweit immer neue Forderungen ans Eigenkapital stellen und sich Bussen zuhauf abzeichnen, ist die Anlage in Bankaktien ein unsicheres Unterfangen – auch wenn Stratege Darby zu einem anderen Schluss kommt.

Grundlegende Veränderungen

Im Fall der Schweiz könnte eine Aufspaltung der Grossbanken – nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass nun Schweizer Rechtseinheiten entstehen – mittelfristig aber durchaus das Kurspotenzial der UBS- oder Credit-Suisse-Titel erhöhen.

Und langfristig könnte die geplante Einführung des Automatischen Informationsaustauschs (AIA) ebenfalls zu einer Neubwertung der Schweizer Bankaktien führen, weil die Geldhäuser dann wieder unbelastet operieren können.