Seit einem Jahr gelten in der Schweiz Negativzinsen. Die Retailbanken haben die Situation bisher durch Kniffe gemeistert – doch der Druck nimmt unaufhaltsam zu.

Martin Bardenhewer, Leiter Treasury bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB), hat eine schöne Umschreibung für Nullzinsen: Vorzugszinsen seien das im heutigen Umfeld, findet er.

Für Schweizer Sparer, die auf ihren Konti mit minimalen Sätzen vorlieb nehmen, klingt das wie ein Hohn. Die Banken indes lassen sich die mickrigen Konditionen durchaus etwas kosten – denn eigentlich müssten sie die seit einem Jahr geltenden Negativzinsen von 0,75 Prozent auch an die Sparer weitergeben.

Verstopfter Kanal

Doch genau das tun die allerwenigsten von ihnen. Durch die selektive Umlage ist der «Zinskanal» in der Schweiz verstopft, wie der Verband Schweizerischer Kantonalbanken (VSKB) im Rahmen einer Veranstaltung, an der auch Bardenhewer sprach, am Freitag feststellte.

Tatsächlich hat der Entscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vom 15. Januar 2015 unter den Bankkunden eine Zweiklassen-Gesellschaft geschaffen.

Hüben die Kleinsparer und treuen Firmenkunden, für die eben «Vorzugszinsen» gelten. Und drüben Institutionelle Grossanleger, schwerreiche Privatkunden und andere Banken, denen der Negativzins berechnet wird.

Hypothekar-Schuldner zur Kasse gebeten

Ein weiterer Teil der Kosten – für den Vorzugszins der Sparer und immer teurere Absicherungsgeschäfte – wird auf die Hypothekar-Schuldner überwälzt: Wie von Geisterhand sind dort nach dem 15. Janaur 2015 die Preise trotz Negativzins-Umfeld gestiegen.

Jene Kniffe haben zumal für die Kantonalbanken leidlich funktioniert. Sie konnten ihre Erträge im wichtigen Zinsengeschäft ungefähr halten und verdienten wegen der Währungsturbulenzen im Handel gut dazu. Doch hinter den Kulissen steigt der Druck. Dies aus folgenden Gründen:

  • Die Negativzinsen auf Anleihen führen dazu, dass Anlagen in Obligationen weniger interessant werden – und dass die Vermögen tendenziell in Cash transferiert werden. Gleichzeitig haben die rückläufigen Anleihen-Investments zur Folge, dass bei den Banken die Kommissions-Erträge schrumpfen.

  • Die Refinanzierung von Hypotheken wird kaum günstiger, während die Absicherungskosten steigen.

  • Banken, die keine Negativzinsen erheben oder besser Konditionen bieten, werden zum Magneten für Einlagen – was sie wiederum der von der SNB installierten Freibetrags-Grenze näher bringt.

  • Das Geld, mit dem die SNB Fremdwährungen kauft, um den Franken-Kurs zu schwächen, gelangt über die Banken in den Markt – und findet teils als Kundeneinlagen zu ihnen zurück.

Bloss keinen Ärger

Auch Sicht der Kantonalbanken wenigstens ist klar, dass der SNB-Entscheid vor einem Jahr die Zinswelt auf den Kopf gestellt hat. Dennoch will kaum ein Institut die Masse der Kleinsparer verärgern, indem es diesen Negativzinsen aufbürdet.

Als einziges Schweizer Geldhaus hat sich letztes Jahr die Alternative Bank zu diesem heiklen Schritt entschlossen.

«Wir haben keine Absicht, Kleinsparer oder Kleinunternehmen mit Negativzinsen zu belasten» sagt dazu auch ZKB-Tresorier Bardenhewer. Die Bank könne den Druck der SNB-Geldpolitik abfedern. Doch wenn die Nationalbank die Freigrenze oder die Negativzinsen verändere – dann müsse die Geschäftspolitik selbstredend überdacht werden, gibt auch er zu.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.32%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.78%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.89%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.34%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.67%
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