Deutschland gilt bei verschiedenen Schweizer Banken als der Wachstumsmarkt in Europa – so auch bei J. Safra Sarasin. Allerdings tut sich das brasilianisch-baslerische Institut schwer, seine Wachstumspläne gewinnbringend umzusetzen. 

Die brasilianisch-schweizerische Bank J. Safra Sarasin hat in ihrem jüngsten Jahresbericht Deutschland erneut zum Kernmarkt erkoren.

Vor diesem Hintergrund eröffnete das Institut im vergangenen Juli auch eine weitere Niederlassung in Berlin, wie finews.ch berichtete. Leiter dieser Filiale ist Uwe Arndt – ein ehemaliger Manager der Credit Suisse. Seine Mission: das Geschäft mit vermögenden Privatkunden vorzuantreiben.

Frankfurt und Stuttgart geschrumpft

An anderen Sarasin-Standorten im nördlichen Nachbarland machen sich hingegen Auflösungstendenzen bemerkbar. So löste die Bank im zweiten Quartal des laufenden Jahres das Frankfurter Berater-Team unter der Leitung von Alexander Diekmann auf, wie das «Private Banking Magazin» mit Verweis auf Insider erfahren hat. Auch bei der Ende 2013 eröffneten Filiale in Stuttgart sollen Berater die Bank verlassen haben.

J. Safra Sarasin wollte zu den Vorkommnissen keine Stellung nehmen.

Es wäre indessen nicht das erste Mal, dass die in Basel ansässige Bank in Deutschland Filialen schliesst. Vor drei Jahren verschwand der Ableger in Nürnberg und ein Jahr später jener in Köln. Vertreten ist J. Safra Sarasin derzeit noch in Frankfrut (Hauptsitz) sowie in Hamburg, Hannover, München, Stuttgart und Berlin. 

Abbau mit Ankündigung

Abgänge verzeichnet die Bank laut Bericht auch im Portfolio-Management sowie im Bereich Private-Equity-Investments. Zudem löste die Bank ihr Reserach auf.

Aus heiterem Himmel kommt der Abbau indes nicht. Im Jahresbericht 2015 sprach J. Safra Sarasin Deutschland von einem «strikten Kostenmanagement» und einer «deutlichen Reduktion der Rechtsberatungs- und Personalkosten».

Kostensenkungen sind denn auch angezeigt, angesichts des Fehlbetrags von 8,8 Millionen Euro für 2015. Für das laufende Jahr erwartet das Unternehmen «ein verbessertes Ergebnis», wie es im Geschäftsbericht weiter heisst.

Entgegen den Wachstumsplänen

Gleichzeitig kündigte J. Safra Sarasin an, in den Ausbau erfahrener Kundenberaterteams zu investieren und die bestehenden Niederlassungen zu verstärken.

Die Auflösung von Beraterteams, wie dies in Frankfurt und Stuttgart der Fall ist, widerspricht jedoch den Wachstumsplänen.

Wie viel Kundenvermögen J.Safra Sarasin Deutschland verwaltet, geht aus dem Jahresbericht nicht hervor. In der Branche gelten 10 Milliarden Euro als Faustregel, um profitabel zu sein.

Davon ist die Basler Privatbank laut Schätzungen aus Branchenkreisen allerdings meilenweit entfernt. So verwaltet J. Safra Sarasin vermutlich rund 1,75 Milliarden Euro, davon 1,4 Milliarden Euro im Private Banking.

Attraktiv, aber schwierig

J. Safra Sarasin ist nicht die einzige Schweizer Privatbank, die sich am deutschen Private-Banking-Markt die Zähne ausbeisst.

Zwar sieht der deutsche Vermögensverwaltungs-Markt mit seiner hohen Millionärsdichte sehr attraktiv aus, er ist aber auch hart umkämpft – vor allem im Segment der Affluent-Kunden mit Vermögen um eine Million Euro. In dieser Disziplin floppten bislang die meisten Schweizer Banken.

Licht am Ende des Tunnels

So haben seit 2008 Julius Bär, Sarasin (heute: J. Safra Sarasin), Vontobel, die St. Galler Kantonalbank wie auch die UBS und Credit Suisse kumuliert einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag im deutschen Markt versenkt.

Bei einzelnen Instituten erscheint nun aber ein Licht am Ende des Tunnels. Beispielsweise bei der Bank Vontobel, die das vergangene Jahr mit einem kleinen Gewinn abgeschlossen hat. Und die UBS ist zuversichtlich spätestens 2017 in die schwarzen Zahlen vorzustossen, wie auch finews.ch berichtete.

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