Lange war Deutschland für die Bank Vontobel ein Fass ohne Boden. Nun hellt sich die Lage auf. Auch andere Schweizer Finanzinstitute – namentlich die UBS – sind auf einen Turnaround eingeschwenkt.

Seit mehr als zehn Jahren ist die Zürcher Bank Vontobel in Deutschland präsent. Das kostete die Bank bislang nicht nur Nerven, sondern auch Geld. Seit der Gründung bis 2014 erwirtschaftete die in München ansässige Vontobel-Tochter nie Gewinn, nicht einmal eine schwarze Null. Die Mutter in Zürich musste das Minus – kumuliert einen zweistelligen Millionenbetrag – stets ausgleichen.

Doch nun hat sich das Blatt überraschend gewendet. Im letzten Jahr erwirtschaftete Vontobel erstmals einen Gewinn – auch nach Bereinigung steuerlich begünstigender Sondereffekte, wie der kürzlich veröffentlichte Jahresbericht zeigt.

Unter dem Strich resultierte ein Gewinn von 3,1 Millionen Euro. Zum Vergleich: Ende 2014 gab es noch ein Minus von 5,8 Millionen Euro.

Leicht über den Erwartungen

Haupttreiber für die Ergebnisverbesserung waren laut Geschäfts-Bericht die strikte Kostendisziplin, die Platzierung von margenstarken Produkten und insbesondere «die geographische Ausweitung der Investment-Bank-Aktivitäten».

Die positive Entwicklung schlug sich in allen drei Geschäftsfeldern nieder. Die Erträge setzten sich wie folgt zusammen: Investment Banking (55 Prozent), Private Banking (27 Prozent) und Asset Management (18 Prozent).

Das betreute Kundenvolumen stieg im Geschäftsjahr 2015 um gut 300 Millionen auf 1,31 Milliarden Euro an und lag damit leicht über den Erwartungen. Gut 220 Millionen Euro flossen der Bank mit Filialen in München, Frankfurt am Main, Hamburg und Köln über die Akquisition von Neukunden zu.

Die Ziele für 2016

Im Ausblick gibt sich Vontobel weiterhin zuversichtlich. Das Institut will seine Private-Banking-Aktivitäten weiter ausbauen, indem es weitere Vermögensberater rekrutiert, wie auch finews.ch kürzlich berichtete. Derzeit beschäftigt die Zürcher Bank 15 Kundenberater im nördlichen Nachbarland.

Die für 2016 formulierten Ziele lauten: Nettoneugelder in der Höhe von 185 Millionen Euro anzuziehen und die verwalteten Kunden-Vermögen auf 1,455 Milliarden Euro zu steigern. Die Bank rechnet mit einem Nettogesamterlös von rund 4 Millionen Euro.

Erste Lichtblicke in den Bilanzen

Auch andere Schweizer Banken sehen im hart umkämpften deutschen Markt Licht am Ende des Tunnels, allen voran die UBS.

Die Schweizer Grossbank will laut Deutschland-Chef Thomas Rodermann spätestens ab 2017 wieder in die Gewinnzone vorstossen. Die UBS Deutschland hätte bereits 2014 Gewinn geschrieben, wären da nicht die Rückstellungen in zweistelliger Millionenhöhe im Zusammenhang mit dem Madoff-Betrugsfall gewesen.

Von Rot auf Grün hat auch Julius Bär geschaltet – das Privatkunden-Geschäft in Deutschland hat 2014 schwarze Zahlen geschrieben.

Die ersten Lichtblicke in den Ertragsbilanzen Schweizer Banken in Deutschland stimmen vorsichtig optimistisch. Doch bleibt der deutsche Markt für die helvetischen Player ein hartes Pflaster.

Verlustreiche Jahre

Zwar sieht der deutsche Vermögensverwaltungs-Markt mit seiner hohen Millionärsdichte sehr attraktiv aus, er ist aber auch hart umkämpft – vor allem im Segment der Affluent-Kunden mit Vermögen um eine Million Euro. In dieser Disziplin floppten bislang die meisten Schweizer Banken.

So haben seit 2008 Julius Bär, Sarasin (heute: J. Safra Sarasin), Vontobel, die St. Galler Kantonalbank wie auch die UBS und Credit Suisse kumuliert einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag im deutschen Markt versenkt.

Eine leuchtende Ausnahme ist die Genfer Pictet: Die Genfer Privatbank erzielt in Deutschland nachhaltig Gewinne im zweistelligen Millionenbereich.

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