Das Online-Spiel Pokémon Go hat Hunderte Millionen Anhänger. Vom Erfolg könnten sich Banken eine Scheibe abschneiden – erste zaghafte Versuche gibt es bereits.

Der Hype um Pokémon Go hat die meisten Experten überrumpelt. Laut der Entwicklerin Nintendo wurde das «augmented reality»-Spiel seit der Lancierung über 650 Millionen Mal heruntergeladen. 8,7 Millionen Kilometer sind die Pokémon-Go-Spieler den kleinen Monstern draussen in der Natur nachgejagt.

Weniger überrascht vom Pokémon-Go-Phänomen sind Psychologen. Sie wissen, wie gut Menschen auf den Mix aus Herausforderung, Leistung und Belohnung anspringen. Respektive, wie sehr das Gehirn nach den damit verbundenen Dopamin-Ausschüttungen lechzt.

Geld ist nicht alles

Das brachte Simon Kucher, eine weltweit tätigen Beratungsfirma, auf eine Idee: Vom Online-Spiel mit den herzigen Ungeheuern könnte sich auch das Banking eine Scheibe abschneiden. Wie ein Simon-Kucher-Berater gegenüber dem Branchenportal «American Banker» erklärte, gehen die Geldhäuser auf ihren digitalen Kanälen völlig falsch auf die Kunden ein. Und verlieren viel Geld dabei.

Das zeigt sich etwa bei Kreditkarten-Angeboten. Dort wird auch weiterhin mit Rabatten und Boni operiert. Das kennen die Banker zwar aus ihrem Berufsalltag. Doch zu meinen, Menschen würden nur durch Geld motiviert, sei ein schwerer Fehler, so der Berater weiter.

Webseiten als Puzzle

Warum setzen Menschen mühselig Puzzles zusammen, martern ihre Hirne beim Scrabble und können sich vor Begeisterung kaum halten, wenn Nintendo ihnen ein limitiertes Fabelwesen zum «Pokémon Day» anbieten? Und warum sind sie gegenüber ihren Lieblingsspielen loyaler als gegenüber ihrem Arbeitgeber, dem sie damit Zeit stehlen?

Für Simon Kucher ist klar: Die Banken müssen versuchen, ihre Kunden spielerisch zu umgarnen. Das kostet erstens weniger Geld als Loyalitätsprogramme und eignet sich zweitens ideal für ein digitalisiertes Geschäftsmodell.

Beispiel gefällig? Der Berater schlägt vor, die Webseite einer Bank als Puzzle zu gestalten. Wer richtig kombiniert, kommt an die gesuchte Information heran – und wird mit Auszeichungen (etwa Bronze-, Silber- und Gold-Medaillen) belohnt, wenn er auch andere Angebote anschaut, die ihn ursprünglich gar nicht interessierten.

Einmal Trump sein – mit der UBS

Mit dem Spieltrieb gegen die Komplexität und die – zuweilen tödliche – Langeweile von Banking-Angeboten: Dies könnte nicht nur das Kundenerlebnis verbessern, sondern die Branche in ein ganz neues Licht rücken.

In bescheidenem Ausmass haben die Banken dies bereits erkannt. So bietet etwa die UBS im Rahmen ihrer Bemühungen um Chatbots und Beratungssoftware ein Spiel an, in dem die Teilnehmer eine Finanzpolitik à la Donald Trump gestalten dürfen. «End Game» heisst der Prototyp ahnungsvoll – die finews.ch-Redaktion «crashte» die virtuelle Volkswirtschaft innert weniger Minuten.

Mifid II als Spiel

Rein auf die Verschuldungs-Prävention ausgelegt ist hingegen das Online-Game «FinanceMissionHeroes», hinter dem die Schweizer Kantonalbanken stehen. 

Sehr interessant ist auch der Ansatz des Genfer Fintech-Startups Neuroprofiler. Neurowissenschafter haben dort einen interaktiven Parcours aufgebaut, mit dem Kunden die für Banker wie Klientel mühsamen Mifid-II-Protokolle auf spielerische Weise hinter sich bringen können. Aus Kopfzerbrechen wird so Kurzweil. Und von dort aus ist es nicht mehr sehr weit bis zu Pokémon Go.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.34%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.74%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.82%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.46%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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