In einer neunteiligen Serie zeigen Bankexperten, welche Veränderungen in der neuen, steuertransparenten Wealth-Management-Welt die einzelnen Kundengruppen erwartet. (Teil 7)

Von David Fankhauser, Christoph Kley und Robert Fehr*

Dass es Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, überrascht heute kaum noch jemanden. Doch gibt es ein unterschiedliches geschlechterspezifisches Verhalten, wenn es um Finanz- und Anlagethemen geht?

Verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen, aber auch Marktumfragen bestätigen dies eindeutig, wobei dies für eine mittlere Ausprägung gilt, nicht für beliebige Einzelfälle. Ein Beispiel für Forschung über Unterschiede zwischen Männern und Frauen hierfür ist eine kürzlich erfolgte Befragung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) aus Nürnberg. Fazit: Männer zeigen tendenziell eine höhere Risikobereitschaft als Frauen.

Kurzfristige Verluste

Auch ein Blick in die Wertschriftendepots lässt gemäss GfK auf unterschiedliches Risiko-Verhalten schliessen: weibliche Portfolios sind häufig konservativer strukturiert, was langfristig Ertragsnachteile mit sich bringt, kurzfristig jedoch zu geringerer Volatilität des Portfolios führt. Erste Priorität geniesst bei Frauen oftmals der Aspekt der Sicherheit. Somit werden festverzinsliche Anlagen gegenüber Aktien häufig vorgezogen.

Auch bei Männern ist das Thema Sicherheit wichtig, gleichzeitig will «Mann» allerdings eine möglichst gute Rendite erzielen. Aktien und Immobilien erfreuen sich daher bei Männern grösserer Beliebtheit als bei Frauen. Gemäss der Befragung der GfK sind Männer vermehrt bereit, kurzfristige Verluste und Rückschläge in Kauf zu nehmen, insbesondere dann, wenn langfristig eine gute Rendite lockt.

Deutlich weniger Vermögen

Bis zu einem gewissen Grad lässt sich das unterschiedliche Risiko in den Wertschriftendepots von Männern und Frauen jedoch auch durch Vermögens- und Einkommensunterschiede erklären: Einerseits korreliert geringerer Wohlstand mit erhöhter Risikowahrnehmung und andererseits sind risikoreichere Anlageinstrumente erst ab einem gewissen Kapitaleinsatz möglich und sinnvoll.

Was nicht überrascht, ist die Tatsache, dass Frauen nach wie vor über deutlich weniger Vermögen verfügen als Männer. Auch bezüglich Einkommen haben Frauen bekanntlich weiterhin Aufholpotential. Das Resultat: Frauen besitzen tendenziell ein kleineres Depot als Männer, welches weniger Risiko beinhaltet und schlechter diversifiziert ist.

Vertrauen in den Bankberater

Nebst Unterschieden bezüglich Risikobereitschaft bestehen auch deutliche Unterschiede bei der Informationsgewinnung. Untersuchungen zufolge beschäftigt sich eine Anlegerin anderthalb mal länger als ein Anleger mit einem Finanzprodukt, bevor es gekauft wird. Umgekehrt führt rudimentäres Finanzwissen zu weiblicher Vorsicht.

Ein hoher Anteil der Anlegerinnen wendet weniger Zeit auf für die Informationsgewinnung und vertraut öfters dem Bankberater, während Männer diesbezüglich skeptischer sind. Je ausgeprägter hingegen das Finanzwissen und die Erfahrung mit Finanzprodukten, desto risikofreudiger verhält «Frau». Gemäss Auswertung von Daten von Online-Brokern handeln zum Beispiel aktive Traderinnen ähnlich riskant wie ihre männlichen Mitstreiter.

Vorsicht vor einer Kontroll-Illusion

Auch bezüglich Selbsteinschätzung und erwarteter Marktentwicklung zeigen sich deutliche Unterschiede: Das männliche Geschlecht informiert sich zeitintensiver und bezieht Informationen aus verschiedenen Quellen. Diese ausführlichere Informationsgewinnung führt zu einer positiven Selbsteinschätzung und zu einer deutlich optimistischeren Einschätzung des Marktes und des eigenen Investmenterfolges.

Diese so genannte Overconfidence mündet nicht selten in einer Kontroll-Illusion, also einem Gefühl, die Situation im Griff zu haben und die Märkte kontrollieren zu können. Ein Irrtum. Overconfidence führt jedoch auch zu vermehrten Handelsaktivitäten, was in deutlich höhere Transaktionskosten mündet und somit renditeschädlich ist. Männer schlagen ihr Depot um 45 Prozent häufiger um als Frauen. Gleichzeitig führt Overconfidence dazu, dass mögliche Verlustrisiken unterschätzt werden.

Gerne auch mal zocken

Das Bedürfnis nach Kontrolle zeigt sich auch in einem tendenziell stärker ausgeprägtem «Home Bias» bei Männern: Anleger kaufen häufiger Wertpapiere aus dem eigenen Land, da sie glauben, diese besonders gut zu kennen. Dies wiederum führt dazu, dass man glaubt, die das Anlageergebnis steuern zu können.

Problematisch ist dies dahingehend, da in einem solchen Fall die Portfolio-Diversifikation vernachlässigt wird, da Heimatmarkt-Titel übergewichtet werden. Weiter interessieren sich Männer im Vergleich zu Frauen stärker für die vergangene Entwicklung von Wertpapieren. Insbesondere kürzlich wenig erfolgreiche Wertpapiere ziehen die Aufmerksamkeit der Männer auf sich. In solchen Fällen wird bei Männern gerne auch mal «gezockt».

Wer erzielt nun die bessere Anlageperformance?

Sind Frauen die besseren Anleger als Männer? Hierzu gibt es unterschiedliche Aussagen, die in Differenzen bei der Erhebungsmethodik begründet liegen. Die Ergebnisse der Literatur, welche auf Bankdaten beruhen, weisen die Frauen als das erfolgreichere Geschlecht aus. Datenbanken, die auf Selbstangaben beruhen, zeigen jedoch bei Männern bessere Renditen.

Schliesslich stellt sich die Frage, ob die Geschlechter voneinander lernen können. Frauen stimmen dem tendenziell zu. Männer hingegen glauben weniger, dass sie von Frauen und deren Vorgehensweise bei Investitionsentscheidungen profitieren können. Wohl auch eine Form von Overconfidence.

Lesen Sie den 8. Teil dieser Serie am Montag, 11. November 2013, auf finews.ch.


* David Fankhauser verfügt über weitreichende Erfahrung im internationalen Wealth Management. Er war in London, Hongkong, Frankfurt, Berlin sowie in der Schweiz tätig und hat langjährige Führungserfahrung. Dr. Christoph Kley ist Dozent für Banking & Finance sowie Projektleiter am Zentrum für Banking und Finance der ZHAW School of Management and Law. Robert Fehr ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am selben Zentrum.

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