Die Bereinigung im Schweizer Finanzsektor – sie findet statt. Erstmals sind Daten zu M&A-Aktivitäten erhoben worden. Der Markt ist dynamischer als angenommen.

Spätestens seit Vontobel-CEO Zeno Staub im vergangenen Jahr die Prognose wagte, dass im Zuge des Steuerdeals mit den USA rund 100 Banken vom Schweizer Markt verschwinden werden, gilt es als ausgemacht: Der Finanzsektor konsolidiert. Institute müssen schliessen oder werden aufgekauft, weil sie die kritische Grösse nicht haben, weil sie von den Regulierungskosten erdrückt werden, weil sie sich im Banking mit versteuerten Geldern nicht zurechtfinden usw.

Während einige Geschäftsaufgaben wie von der Bank Frey und der Bank Gutenberg bekannt geworden sind, blieben die Nachrichten über Käufe und Zusammenschlüsse aber weitgehend aus. Übernahmen seien derzeit gar nicht möglich, sagte beispielsweise Ray Soudah, Gründer und CEO von Millenium Associates, diesen Februar zu finews.ch. Der M&A-Spezialist sieht zu grosse Unsicherheiten, die mit dem Kauf von Kundengeldern verbunden wären.

Jede zehnte Transaktion im Finanzsektor

Übernahmen hat es im hiesigen Finanzsektor 2013 aber dennoch gegeben – und zwar solche, die weitgehend unter dem Radar der Öffentlichkeit stattgefunden haben. Dies zeigt eine Studie des Beratungsunternehmens Deloitte zu M&A-Aktivitäten bei Schweizer KMU im vergangenen Jahr; das heisst, von Unternehmen mit einem Wert zwischen 5 und 500 Millionen Franken.

Damit sind erstmals überhaupt konkrete Daten zur Übernahmetätigkeit im inländischen Finanzsektor öffentlich gemacht worden. Demnach fand gemäss Deloitte mehr als jede zehnte Übernahme im vergangenen Jahr im Finanzsektor statt.

Der Wille zur Grösse

Oder genauer: 11 Prozent der 205 gesamthaft registrierten M&A-Aktivitäten bei Schweizer KMU hätten sich im Finanzsektor abgespielt. Das sind 23 Transaktionen bis zum 30. November 2013. Bis zu diesem Datum reicht die Datenerhebung von Deloitte.

Im Sektor herrsche zwar eine abwartende Haltung aufgrund regulatorischer und rechtlicher Unsicherheiten, heisst es in der Studie. Doch sei auch eine Dynamik spürbar. Diese erklärt Deloitte insbesondere mit dem Willen mittelgrosser Anbieter, eine bedeutendere Grösse zu erlangen.

Deloitte nennt auch zwei Transaktionen namentlich: Die Übernahme von Entris Banking durch Swisscom IT Services und jene des Devisenbrokers MIG Bank durch Swissquote. Aus den weiteren Angaben lässt sich herauslesen, dass möglicherweise weitere Übernahmen gar nicht registriert worden sind.

Wenig Transparenz im Markt

Denn Schweizer KMU sind zu deutlich weniger Transparenz verpflichtet als sie in anderen Ländern Europas wären. Schon allein die vielfach fehlenden Angaben zu Transaktionspreisen und -multiplikatoren bei den untersuchten Übernahmen veranschaulichten den Mangel an Informationen, so Deloitte.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.53%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.56%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.22%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.09%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.6%
pixel