Das Banking wird digital: Manche Finanzinstitute gehen sogar soweit, den Anlageberater aus Fleisch und Blut durch einen Roboter zu ersetzen.

Nicht viel, werden Millionen von Anlageberatern, Brokern und Portfolio-Managern weltweit sagen. Aber eine ganze Anzahl von neuer Finanzunternehmen sieht das anders: Gemäss einer Untersuchung des US-Marktforschungsunternehmens Corporate Insight haben in den letzten Jahren über ein Dutzend Startups begonnen, rein computerbasierte Finanzdienstleistungen anzubieten.

Zusammen verwalten sie bereits über 11,5 Milliarden Dollar. Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» nennt Schätzungen von bis zu 15 Milliarden Dollar. Ihr Verkaufsargument: Der virtuelle Anlageberater kann den realen outperformen – und dies zu einem Bruchteil der Kosten.

In den USA schnauben Broker über die Anbieter verächtlich: «Robo-Advice» - eine Maschine sei nicht schlauer als ein Mensch. Doch so einfach ist es nicht, denn das kommt sowohl auf die Maschine wie auf den Menschen an.

Vanguard baut auf «Robo-Advice»

Computerbasiertes Banking und Trading ist keine Revolution. Quantitative Hedge-Funds handeln nach (von Menschen programmierte) Algorithmen, andere setzen bei Handelsentscheidungen auf Signale, welche ihnen ein Computerprogramm aufgrund Datenauswertungen gibt.

Geldmanager sehen darin einen Vorzug: Computer handeln stets rational und lassen sich von den Emotionen in den Finanzmärkten nicht fehlleiten.

Der US-Asset-Manager Vanguard – mit 2'000 Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen wahrlich kein Leichtgewicht – geht in der Anlageberatung auch in Richtung Roboter. Für eine Gebühr von 0,3 Prozent erhalten Kunden eine kombinierte Anlagelösung: Per Telefon gibt es eine persönliche Finanzplanung und etwas Coaching, der Computer bewirtschaftet dann das Portfolio.

Geeignet für langfristige Ziele

Die Automatisierung der Risikokontrolle und Anlageprozesse fasst auch im Wealth Management stärker Fuss. Das UBS Wealth Management baut auf ein Angebot namens Advice, wo ein Computer täglich auswertet, wie sich das Risiko auf einzelnen Kundenpositionen verändert. Die Kunden werden dann aber immer noch von einem Berater kontaktiert.

Unter den zahlreichen «Robo-Advice»-Anbietern gibt es qualitative Unterschiede. Betterment beispielsweise bietet eine Anlageberatung, die für Kunden mit langfristigen Zielen durchaus geeignet ist: Günstige Index-ETF auf Aktien und Anleihen werden vorgeschlagen, die Anlageziele des Kunden sowie das wirtschaftliche Umfeld wie die tiefen Zinsen werden berücksichtigt.

Welche Bank bietet solche Gebühren?

Andere Anbieter wie Wealthfront lassen ihren Roboter zwar nicht nach den Anlagezielen fragen, berücksichtigen aber die Risikoneigung des Kunden. Sie halten das Portfolio in der Balance und bieten auch Absicherungen an. Inzwischen hat Wealthfront über 1 Milliarde Dollar an Assets under Management – zehnmal mehr als noch Anfang 2013.

Dass Robo-Advice bloss sture Finanzplanung nach Autopilot bietet, mag sein. Es werden keine individuelleren Bedürfnisse der Kunden berücksichtigt, es gibt billige Index-Fonds anstatt mit viel Research-Aufwand ausgewählte Aktien oder Fonds.

Aber dafür ist das digitale Angebot auch nicht da. Tiefe Kosten sind das erste Ziel, denn damit lässt sich auch Performance erwirtschaften. Betterment erhebt Gebühren zwischen 0,15 und 0,35 Prozent. Das ist rund zehnmal weniger als ein Kunde bei einer Privatbank bezahlt.

Vielleicht doch besser?

Somit werden «Robo-Advice»-Anbieter kaum eine Konkurrenz für Privatbanken mit einer vermögenden und anspruchsvollen Kundenschaft sein. Aber sie könnten einen für die Branche unangenehmen Effekt haben.

Der Vergleich Maschine und Mensch macht deutlich, welches Finanzinstitut und welcher Berater den Kunden Rendite oder sogar Outperformance bringt. Und er macht deutlich, welche Banken auf den Verkauf von Produkten und das Einsammeln von Gebühren und Kommissionen aus sind.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.62%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.19%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.54%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.42%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.23%
pixel