Er ist der Shooting-Star der Schweizer Bankenszene, obwohl er sich selber nicht mehr als Banker sieht. Das war er einst. Inzwischen ist der Leonteq-Mitgründer in der Bodenständigkeit angekommen.

Er ist 37 Jahre alt und hat in nur sieben Jahren ein global tätiges Unternehmen aufgebaut, das an der Börse über eine Milliarde Franken wert ist. Er heimst Unternehmerpreise ein, zuletzt zierte er das Titelblatt der «Handelszeitungs»-Beilage: CEO des Jahres 2014.

Andere hätten vielleicht abgehoben, aber Jan Schoch (Bild), selbst hundertfacher Millionär, ist wieder gelandet. Der Chef und Mitgründer der Derivate-Plattform Leonteq liebt die Bodenständigkeit.

Von Wollerau zurück nach Appenzell

Auch dafür ist er 2010 aus der sterilen Banker-Enklave Wollerau am Zürichsee zurück in seine Heimat im Appenzell gezogen. Dafür nimmt er jeden Tag die vier Stunden Fahrzeit von zu Hause zum Firmensitz im Zürcher Hürlimann-Areal und zurück in Kauf. In Appenzell, so sagt er, spiele sein beruflicher Erfolg keine Rolle.

Bodenständig oder kokett – Schoch verzichtet mittlerweile auch auf Email und Computer in seinem Büro. Ein Telefon hat er zwar noch, einen alten Swisscom-Apparat aus Bakelit, wie die «Bilanz» (Artikel kostenpflichtig) schrieb.

Aber erreichbar ist er nur für seine Frau, mit der er drei Kinder hat, und seine Assistentin. Das von ihm auf der Firmenwebseite aufgeschaltete Bild täuscht (siehe oben): Schoch hat auch die Banker-Kluft «dunkler Anzug und Krawatte» abgelegt. Er trägt jetzt Freizeithemden und Chinos.

In sieben Jahren zum Global Player

So gesehen leistet sich Schoch den Luxus der Unerreichbarkeit und der Lockerheit. Andere Unternehmer schaffen das erst in ihren fünfziger Jahren. Aber Schochs Aufstieg ging schneller.

Seine Banker-Sporen verdiente er sich bei Goldman Sachs und Lehman Brothers. 2007 gründete er mit drei weiteren Partnern EFG Financial Products in Zürich. Das spezialisierte Unternehmen wuchs rasant: Entgegen dem Trend sinkender Volumen mit Strukturierten Produkten bauten Schoch und sein Team die Technologie-Plattform weiter aus - nach Zürich auch in Singapur und Hongkong.

Mehr Zeit für die Familie

Die Mitarbeiterzahl verdoppelte sich jährlich auf mittlerweile 300. 2009 wurde das Unternehmen in Leonteq unbenannt, Ende 2012 folgte der Börsengang und 2013 gelang Schoch dann sein gemäss eigenen Aussagen bester Coup: Er holte die Raiffeisen-Gruppe als Partnerin an Bord, die nun 23 Prozent an Leonteq hält. Selber hält er 7,6 Prozent.

Schochs Bodenständigkeit mag in dieser rasanten Aufbauphase etwas in den Hintergrund geraten sein. So liesse sich seine Suche nach einem Butler und Chauffeur deuten, die 2011 publik gemacht worden war. Dabei wollte er bloss seine Pendelfahrten effizienter für Telefonate und Emails auf dem Blackberry nutzen können, damit er mehr Zeit für seine Familie im Appenzell hat.

Hans-Ulrich Doerigs Testament

Aber auch in der Heimat lebt Schoch sein Unternehmertum inzwischen aus: Er ist Verwaltungsratspräsident der nach ihm benannten Jan Schoch Immobilien AG in Appenzell. Und diesen Mai tat er sich mit Partnern zusammen, um das altehrwürdige Hotel-Restaurant Bären in Gonten zu retten.

Damit erfüllte er einen testamentarischen Willen. Denn der vormalige Besitzer hatte eine «nachhaltige Appenzeller Lösung» für den Bären gewünscht. Auch dieser war übrigens ein Appenzeller, der auf dem Zürcher Bankenplatz eine Karriere gemacht hatte: der 2012 verstorbene Hans-Ulrich Doerig.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
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