Galt jahrzehntelang das Bankgeheimnis als wichtigster Grund für ein Konto in der Schweiz, so profilieren sich die hiesigen Geldinstitute bei ihren ausländischen Kunden nun mit einem anderen Argument.

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Seit die USA mit grobem Geschütz gegen die Schweizer Banken auffahren und die EU enorm viel Druck auf den hiesigen Finanzplatz macht, ist das Bankgeheimnis für viele Geldhäuser nur noch ein schwaches Verkaufsargument im Geschäft mit ausländischen Kunden.

Das ist nicht erstaunlich. Denn in einer Welt, in der die grösstmögliche Transparenz zum neuen Qualitätsmassstab erhoben worden ist, hat es keinen Platz mehr für einen Diskretionsschutz, den das Ausland in weiten Teilen nach wie vor als Werkzeug für zweifelhafte Machenschaften betrachtet.

Unerreichte Stabilität

Doch offensichtlich wissen sich die Schweizer Finanzinstitute zu helfen, wie ein Beitrag in der amerikanischen Wirtschaftszeitung «The Wall Street Journal» (Artikel kostenpflichtig) zeigt. Besonders jene Banken, die weiterhin mit (versteuerten) amerikanischen Kunden geschäften, setzen neuerdings auf die Neutralität der Schweiz als «unique selling proposition» (USP).

So schreibt beispielsweise die Bank Vontobel in ihren Marketing-Unterlagen für amerikanische Kunden von der «unerreichten Schweizer Stabilität», die «in ungewissen Zeiten besonders wertvoll» sei. Das Zürcher Institut betreut bereits seit einigen Jahren mit einer gesonderten Geschäftseinheit durchaus erfolgreich amerikanische Kunden und eröffnete im vergangenen Jahr sogar eine Vertretung im texanischen Dallas. Insgesamt betreut Vontobel gut eine Milliarden Franken an solchen US-Kundengeldern.

Sichere Insel

Auch die UBS, die gemäss eigenen Angaben rund 5,5 Milliarden Franken an solchen US-Kundengeldern verwaltet, argumentiert ähnlich. Bei ihr ist im Zusammenhang mit einem Schweizer Konto von einem «Hedge» die Rede, also von einer Absicherung gegen «volatile US-Märkte und dem Dollar», während die Genfer Privatbank Pictet ihren US-Kunden (mit rund 4,2 Milliarden Franken) die Schweiz als Alternative oder Insel inmitten von «grösseren, historisch aber unsicheren Ländern».

Das Argument der Schweizer Sicherheit und Neutralität scheint auch anzukommen bei der Klientel. Wie neuste Zahlen zeigen, hat sich die Zahl jener Schweizer Firmen, die mit einer Lizenz der amerikanischen Börsenaufsicht SEC amerikanische Kunden betreuen, von 33 im Jahr 2011 auf mittlerweile 61 erhöht. Dabei mischen nicht nur grosse Institute wie die UBS, Pictet oder Vontobel in diesem Geschäft mit, sondern auch kleinere Unternehmen wie Bellecapital, Maseco oder Kaiser & Partners.

Zunehmende Verunsicherung

Tatsächlich sind viele wohlhabende Amerikaner zunehmend verunsichert, was ihr Vermögen in den USA angeht, seit immer strengere Gesetze den Kapitalverkehr eingrenzen und der Drang zu immer grösserer Transparenz die finanzielle Privatsphäre beeinträchtigt. Und genau hier können die Schweizer Banken ansetzen und den US-Kunden die neutrale und stabile Schweiz als Alternative anbieten, wie Jonathan Lachowitz im «Wall Street Journal» erklärt; auch er betreut mit seinem Unternehmen, das den sinnigen Namen White Lightouse Investment Management trägt, von Lausanne aus amerikanische Klientel.

Während also die (amerikanische) Öffentlichkeit immer noch davon ausgeht, dass das Schweizer Banksystem auf Grund der tiefgreifenden Ereignisse in den vergangen Jahren darbt oder gar zugrunde geht, ist tatsächlich das Gegenteil der Fall. Viele wohlhabende Kunden zieht es heute mehr denn je in die Schweiz, gerade wegen der hier unverändert herrschen Neutralität und Sicherheit.

Höhere Erwartungen

Dass die Schweizer Banken darauf setzen, ist für einmal ein durchaus proaktives Vorgehen, nachdem sich die Branche in der Vergangenheit eher darauf kapriziert hatte, auf Veränderungen zu reagieren. Einen Unterschied zu früher gibt es für die Schweizer Banken dennoch: Ihre heutigen Auslandskunden halten ihr Geld nicht mehr vor dem Fiskus im Heimatland versteckt, sondern haben es versteuert.

Dieser Umstand führt dazu, dass sie in Sachen Anlagerendite auch einiges erwarten. Das war früher nicht so. Damit sind die Schweizer Banken auch in dieser Hinsicht neu gefordert.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.28%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.78%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.95%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.28%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.72%
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