In der weltweiten Fondsindustrie werden bis zu 100'000 Stellen der Digitalisierung zum Opfer fallen, warnen Auguren. Warum es nicht ganz so schlimm kommen könnte.

Die Beratungsfirma Opimas, die vom ehemaligen UBS-Banker Octavio Marenzi geführt wird, hat letzten März ein Menetekel für die Fondsindustrie an die Wand gemalt. Bis im Jahr 2025, warnten die Berater, würden im Asset Management global 90'000 Jobs verschwinden – wegrationalisiert durch neue, digitale Technologien.

Die Roboter, so Opimas weiter, übernehmen in einem ersten Schritt die repetitiven Arbeiten mit hohen Volumen, von denen es in der Fondsbranche immer noch viele gibt. Mit Machine und Deep Learning wird den Computern dann das Denken beigebracht.

Und mit den Cognitive Analytics gar, wie sie das menschliche Gehirn kopieren können. Die Vorteile für die Unternehmen liegen scheinbar auf der Hand: Dank der neuen Technologien kann die gesamte Finanzbranche ihr Kosten-Ertrags-Verhältnis (CIR) um einen Viertel senken, so die Studie (siehe Grafik unten).

RoboGrafik 500

Milliarden für Künstliche Intelligenz

Ein verlockender Ausblick für eine Industrie, die mit einem Strukturwandel von aktiven zu passiven Anlageprodukten, mit schrumpfenden Margen und abfliessenden Kundengeldern zu kämpfen hat. Dabei gelten insbesondere die passiven Indexfonds (ETF), die den Markt schlicht abbilden, als besonders geeignet für die Roboterisierung.

Opimas schätzt, dass schon in diesem Jahr Finanzfirmen bis zu 1,5 Milliarden Dollar in die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz stecken. Bis 2021 soll sich der Betrag fast verdoppelt haben.

Mehr als nur ein Roboter

Noch hat das grosse Jobsterben in der Fondsbranche nicht begonnen. Wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) schreibt, besteht gar ein Hoffnungsschimmer für das Asset Management. Das Exempel dazu liefert ein Fondsriese, der auch in der Schweiz derzeit ehrgeizige Ziele verfolgt: Die Deutsche Asset Management, kurz Deutsche AM.

Aus deren Fintech-Schmiede stammt etwa «Wise», ein digitales Anlagetool, das aber explizit kein Robo-Advisor sein will. «Dies, weil zwar der Anlageprozess ohne Medienbruch durchdigitalisiert ist, die Anlagestrategie und die Produkte aber der CIO-View folgen», wie Roger Bootz, der Vetriebschef der Deutsche-Bank-Tochter in Europa, Nahost und Afrika unlängst gegenüber finews.ch ausführte.

Als erster Schweizer Finanzkonzern hat der Versicherer Baloise die Wise-Technologie in seinem Deutschlandgeschäft in Betrieb genommen.

Begehrte Datenspezialisten

Die Deutsche AM treibt derweil die Digitalisierung in diverse Richtungen voran. So will das Fondshaus einen Chatbot aufschalten, der einfache Fragen von Retailkunden beantwortet. Künstliche Intelligenz soll derweil helfen, die Abertausenden von Protokollen der Vertriebler nach der Kundenstimmung zu durchforsten. Laut Deutsche AM sollen die neuen Technologien Wachstum bringen – und damit zusätzliche Stellen für Menschen schaffen.

Nur die Stellenbeschriebe werden wohl nicht mehr die alten sein. Derzeit sind auf dem Networking-Portal Linkedin insgesamt rund 6'300 Finanzjobs für Datenspezialisten ausgeschrieben. Das zeigt, welche Fähigkeiten in Zukunft gefragt sind.

Noch braucht es die Lehrmeister

Laut der Firma Opimas könnten in den nächsten sieben Jahren bis zu 30'000 Technologiejobs geschaffen werden, um das steigende Bedürfnis der Finanzindustrie nach Digitalisierung abzudecken. Ganz so schlimm droht es also nicht zu kommen.

Den «Faktor Mensch» braucht es auch im Asset Management noch aus einem weiteren Grund, stellen die Berater fest. Die Maschinen sind nämlich längst nicht smart genug, um die in sie gesetzten Hoffungen heute schon zu erfüllen. Wollen sie intelligent werden, brauchten sie Lehrmeister – solche aus Fleisch und Blut.

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