Die Deutsche Asset Management hat die Baloise als erste Kundin für ihren Anlage-Roboter gewonnen. Letzterer läutet eine neue Ära der Digitalisierung ein, wie Roger Bootz gegenüber finews.ch erklärt.

Von einem Robo-Advisor möchte Roger Bootz lieber nicht sprechen. Der Schweizer, der für die Deutsche Asset Management (Deutsche AM) den öffentlichen Vertrieb von passiven Anlagen in Europa, Nahost und Afrika verantwortet, redet stattdessen vom «Human Robot».

Die Rede ist von «Wise», was kurz für die «Whitelabel Investment Software Engine» aus der Fintechschmiede der Deutsche AM steht. Wie auch finews.ch berichtete, hat die Fondstochter der Deutschen Bank damit gerade ihre erste Kundin gewonnen: nämlich den Schweizer Finanzkonzern Baloise, genauer dessen Deutschland-Tochter Basler Versicherungen.

Nicht selber zum Endkunden

Gemeinsam haben die Unternehmen den Vertriebskanal Monviso lanciert, über den die Basler ihren Privatkunden die Vermögensverwaltung der Deutschen AM via Internet anbieten. Bereits ab 400 Euro ist man dort dabei.

Im Hintergrund arbeitet die Technologie von Wise – der menschliche Roboter, nach den Worten von Bootz. «Dies, weil zwar der Anlageprozess ohne Medienbruch durchdigitalisiert ist, die Anlagestrategie und die Produkte aber der CIO-View folgen, also der strategischen Hausmeinung der Deutsche AM».

Speziell daran ist, dass die Deutschbanker diese Technologie nicht selber zum Endkunden tragen. Dies im Gegensatz etwa zur Schweizer Grossbank UBS mit ihrem Piloten Smartwealth. Den Endvertrieb machen erst Partner wie Baloise. «B2B2C» heisst dieser indirekte Ansatz im Jargon. Und könnte, sagt Bootz, einen neue Ära in der Digitalisierung des Finanzgeschäfts einläuten.

Von der Konfrontation zur Arbeitsteilung

«Derzeit ist Fintech im Stadium 3.0 angelangt», sagt der Vertriebsprofi, der einst für die Schweizer Grossbank UBS Indexfonds in ganz Europa verkaufte. «Es wachsen vermehrt Technologiespezialisten heran, welche explizit die etablierten Finanzanbieter beim digitalen Wandel unterstützen.»

Von der Konfrontation über die Kooperation ist die Branche nun bei der Arbeitsteilung angelangt: Wer nicht auf eigene Faust digitalisieren will, kauft die Lösungen ein – so wie Wise, den Human Robot. Partnerschaften für die Technologie werden in einem ersten Schritt aber nur im EU-Raum gesucht, wie Bootz weiter erklärt. «Eine Ausbreitung in die Schweiz kann zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.»

Truewealth und Investomat beliefert

Was nicht heissen will, dass die Deutsche AM den Ansatz in der Schweiz nicht heute schon spielt – sie tut es einfach in die Gegenrichtung. So beliefert sie (digitalisierte) Anbieter mit den fertigen Modellportfolios, die auch in einem Angebot wie Monviso drinstecken. Die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Robo-Advisor Descartes Finance ist hier das Pilotprojekt. «Wir sind mit weiteren Anbietern im Gespräch», verrät Bootz.

Schon jetzt werden auch die hiesigen Robo-Advisor-Pioniere wie der Investomat der Glarner Kantonalbank oder Truewealth der Basellandschaftlichen Kantonalbank mit Finanzprodukten beliefert.

«Mit Wise einerseits und den Modellportfolios anderseits ist die Deutsche AM noch stärker Lösungs- statt Produktanbieter», urteilt Bootz.

Ganzheitliche Sicht

Und er blickt bereits weiter. Zunehmend werde der Kunde nicht nur in seinen Kredit- und Anlagebedürfnissen betrachtet, sondern ganzheitlich in allen seinen finanziellen Bedürfnissen. «Diese Sichtweise dürfte am Schweizer Finanzplatz, der sich auf die komplexen Anforderungen von sehr vermögenden Kunden spezialisiert hat, viel Zukunft haben.» Auf Fintech 3.0 kommt einige Arbeit zu.

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