Eigentlich sollte der CEO von Tokensuisse in einer neuen Schweizer Bank eine tragende Rolle übernehmen. Stattdessen hat Alain Kunz das Unternehmen nun verlassen. Seine Krypto-Firma wurde geschluckt, wie finews.ch erfahren hat.

Die Website und der Handelsregistereintrag bestehen zwar noch, doch das Zuger Krypto-Startup Tokensuisse gibt es nicht mehr. Die Gründer Alain Kunz (Bild unten) und Claudio Rossi haben das Unternehmen verlassen, nachdem sie sich mit Verwaltungsratspräsident David Bisang nicht über die kurzfristige Strategie einigen konnten, wie dieser gegenüber finews.ch erklärte. 

Bisang arbeitet derzeit daran, unter der Marke Tallyon eine neue Schweizer Privatbank zu lancieren. Ursprünglich hätte Kunz dabei eine tragende Rolle übernehmen sollen; noch im Oktober sagte eine Quelle zu finews.ch, er sei designierter CEO der Bank.

Symbiotische Vision

Die nun gescheiterte Zusammenarbeit begann bereits vor einem Jahr, als Bisang die Tokensuisse-Gründer kontaktierte. Dies steht in einem Dokument, welches finews.ch zugespielt wurde. 

«Die Vision der Tokensuisse-Gründer war symbiotisch mit dem Vorhaben von David Bisang, und so wurde Tokensuisse im Mai 2019 von David Bisang akquiriert, um seinem Projekt erfahrene Spezialisten mit Expertise in Blockchain-Technologie und Kryptos zur Seite einzuverleiben», heisst es dort. 

Alain Kunz

Auf der Website von Tokensuisse findet sich allerdings kein Hinweis auf die Veränderungen. Auch über den Wechsel an der Spitze des Verwaltungsrats sagte das Unternehmen in der Öffentlichkeit nichts. Erst im April hatte Tokensuisse noch Neuzugänge vermeldet – im August waren diese bereits wieder weg und Bisang übernahm das Präsidium. 

Nur Know-how

Dem Dokument zufolge fiel Ende 2019 der Entscheid, Tokensuisse aufzulösen. Vom ursprünglich sechsköpfigen Team wechseln zwei in die Tallyon-Projektorganisation, wie Bisang zu finews.ch sagte.  

Diese bringen nur ihr Know-how mit, während im ursprünglichen Bereich keine Dienstleistungen mehr offeriert werden. Tokensuisse hatte zum Beispiel eine Kooperation mit der Krypto-Handelsplattform Iconomi und wollte so Krypto-Währungen Investoren zugänglicher machen. Der Hypothekarbank Lenzburg wollte der Firma gar dabei helfen, ein breites Angebot im Krypto-Bereich auf die Beine zu stellen.

Keine Krypto-Bank

Obwohl Bisang im Zuger «Crypto Valley» gut vernetzt ist, betont er auf Anfrage, dass er nicht an einer Krypto-Bank arbeite, die den bereits lizenzierten Instituten Seba und Sygnum Konkurrenz machen würde. Auch andere Unternehmen aus der Blockchain-Branche haben von Tokensuisse nichts mehr zu befürchten.

«Unser erklärtes Ziel ist es, eine klassische Privatbank profitabel zu gestalten mit der Nutzung neuer Technologien», sagte Bisang. «Dies beinhaltet eine agile IT-Infrastruktur sowie neue Technologien. Wir sind keine Krypto-Bank.»

Gründer-Duo

Kunz antwortete nicht auf eine Anfrage von finews.ch. Tokensuisse ist nicht die erste Firma, die der HSG-Absolvent gegründet hat. Der ehemalige Leonteq-Mitarbeiter war unter anderem auch bei der Gründung der Firma Polarlab dabei, die im Bereich Reporting und Management von Strukturierten Produkten und Derivaten operiert.

Sein Mitgründer Rossi baute beim Vermögensverwalter Clarus Capital das Asset Management mit auf, bevor er sich selbständig machte. Seitdem sind seine Karriere und diejenige von Kunz weitgehend parallel verlaufen.  Kunz (Bild unten) und Rossi bleiben dem Unternehmen als externe Berater erhalten, haben jedoch keine aktiven Rollen mehr.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.61%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.18%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.57%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.38%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.26%
pixel