Im ersten Quartal 2017 haben sich die Aktienmärkte gut entwickelt. Der S&P 500 und der Dow Jones legten zu. Auch die europäischen Märkte folgten diesem Trend und sahen über Brexit-Folgen und nationale Wahlrisiken hinweg.

Im Interview erklärt Daniel Koller, Head Management Team BB Biotech, wie er die Situation einschätzt.


Herr Koller, was waren die Gründe für diese positive Entwicklung der Gesundheitsmärkte?

Als Impulsgeber hat sich die mögliche Stimulation der US-Wirtschaftspolitik und die damit verbundenen Erwartungen erwiesen. Präsident Donald Trump hat beispielweise die Senkung der US-Unternehmenssteuer, die Rückführung von Offshore-Kapital und Investitionen in die Infrastruktur angesprochen.

Wie hat sich der Healthcare-Sektor insgesamt entwickelt, und spezifisch die Biotech-Branche?

Das Quartal war geprägt durch die Diskussionen um die Gesundheitsagenda zwischen Weissem Haus und Kongress. Erste Entwürfe zur Abschaffung und dem Ersatz von «Obamacare» wurden zurückgewiesen, nachdem sie auch nach intensiven Verhandlungen im Kongress nicht die erforderliche Zustimmung erhalten hatten.

Auch politische Äusserungen beziehungsweise Tweets und die damit verbundene kurzfristige Volatilität bremsten den insgesamt positiven Aufwärtstrend an den breiten Gesundheitsmärkten nicht aus. Der MSCI World Healthcare Index das erste Quartal mit einem Plus von 8,7 Prozent in Dollar. Der Nasdaq-Biotech-Index konnte diese Performance noch übertreffen und legte 10,8 Prozent in Dollar zu.

Und BB Biotech?

Sowohl die Aktie als auch das Portfolio haben sich gut entwickelt und 7,7 Prozent respektive 12,5 in Franken zugelegt. Dies schliesst die Dividende von 2.75 Franken pro Aktie ein, die im März ausgeschüttet wurde.

Die Diskussionen um das US-Gesundheitssystem dauern an. Ist Donald Trump für die Biotech-Branche insgesamt eher eine Belastung?

Es kommt darauf an, welche seiner Berater sich durchsetzen können. Sollten der republikanische Senat und das Repräsentantenhaus Trump einbremsen und es darüber hinaus zu einer umfassenden Unternehmenssteuerreform kommen, so könnte dies durchaus positiv für die Branche sein.

Die Republikaner sind traditionell Anhänger von Deregulierung und Liberalisierung. Trump will zwar vor allem die Kosten im Gesundheitswesen senken. Zuletzt sprach er jedoch zunehmend von Innovationen und einer Beschleunigung der Zulassungsverfahren, was wiederum gut für die Biotech-Branche wäre. Spätestens im Herbst sollte klar sein, welche Veränderungen Trump am amerikanischen Gesundheitssystem vornehmen will.

Trump hat sich immer wieder gegen die Obamacare genannte Krankenversicherung stark gemacht. Welchen Einfluss hätte die Abschaffung auf die Industrie?

Auch das Aus für Obamacare ist noch nicht sicher. Denn selbst Trump will nicht Millionen Amerikanern die Krankenversicherung entziehen. Grundsätzlich soll durch eine Neuregelung niemandem ein Schaden entstehen. Solange es keine Alternative gibt, wird Obamacare auch nicht abgeschafft. Insgesamt gibt es eine Reihe von Unsicherheiten, was aus Börsensicht nicht optimal ist. Besser wäre eine klare Situation, auf die sich die Anleger einstellen können.

Für steigende Kurse sorgen Übernahmen. Sind die innovativen Biotech-Unternehmen bei den Pharmariesen nach wie vor gefragt?

Der Kauf von Actelion durch Johnson-&-Johnson führt wieder einmal vor Augen, dass die Pharmaindustrie auf externes Wachstum angewiesen ist. Man will sich marktfähige Produkte ins Unternehmen holen und gleichzeitig die Forschungsplattform verbreitern. Insofern dürften mittelgrosse Biotechfirmen als Übernahmekandidaten interessant sein. Hört man sich unter den grossen Pharmakonzern um, so wollen viele Unternehmen Akquisitionen tätigen. Geld dafür gibt es genug.

Also wird 2017 nach dem Rückschlag 2016 ein gutes Jahr für Biotech-Anleger?

Dafür spricht aus unserer Sicht vieles. M&A-Deals könnten neben den günstigen Bewertungen ein Kurstreiber sein. Eine höhere Visibilität bei Trumps Umbau von Obamacare sollte die Unsicherheit im zweiten Halbjahr zudem weiter verringern. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren bleiben aber die klinischen Daten und Studienergebnisse. In dieser Hinsicht dürften spannende, ereignisreiche Monate vor uns liegen.