Heute werden Investitionen mit Kunden anders besprochen. Die hybride Vermögensverwaltung unter Einbindung von Conversational Banking sei auf dem Vormarsch, sagt Fabian Grande von Avaloq.

Herr Grande, die digitale Revolution hat den Zugang zu Informationen für Anleger weltweit vereinfacht und sie ermutigt sich näher mit ihrem Vermögen zu befassen. Gilt das auch für die Schweiz?

Eine Umfrage von Avaloq hat kürzlich ergeben, dass vermögende Schweizer Anleger vorzugsweise ihre eigenen Finanzentscheidungen treffen. Fast drei Viertel der Befragten verwalten ihre eigenen Investments. Nur 18 Prozent holen sich noch Hilfe beim Finanzberater. Die meisten Entscheidungen werden nicht delegiert.

Web Banking ist bei Anlegern beliebt. Sind mobile und andere innovative Digitalfunktionen ebenfalls begehrt?

36 Prozent der von uns befragten Anleger halten eine moderne Mobile Banking App für unerlässlich. Fast ein Viertel erachtet Conversational Banking – also die Möglichkeit, mit ihrem Vermögensverwalter über Nachrichten-Apps wie zum Beispiel WhatsApp oder WeChat zu kommunizieren – als eine der drei spannendsten Funktionen, die das digitale Banking zu bieten hat.

Diese Zahl wird weiter steigen, sobald Anleger sich mit diesen Diensten vertraut machen und ihre Vorteile erkennen.

Digitale Disruption und Innovation sind nicht mehr wegzudenken. Wie können Finanzunternehmen sich am besten anpassen?

Banken und Vermögensverwalter müssen die Balance zwischen Beratung und digitalen Angeboten herstellen. Dies ist aus unserer Sicht der Schlüssel für langfristigen Erfolg. Robo Advisors und künstliche Intelligenz (KI) im Allgemeinen können den Kundendienst verbessern, wiederkehrende Aufgaben automatisieren und sogar individuelle Anlageberatung leisten.

Dienstleistungen, die ausschliesslich durch Roboter erbracht werden, sind bei einer Mehrheit der Anleger nicht gefragt. Die menschliche Komponente bei der Beratung wird nach wie vor geschätzt. Das optimale Gleichgewicht zwischen menschlicher Interaktion und digitalem Support für Kunden zu finden ist die Herausforderung für Banken.

Ist dies der Ansatzpunkt für das sogenannte Conversational Banking?

Mobile Banking hat den Vorteil, dass Kunden sich jederzeit und überall nach Belieben selbst bedienen können. Conversational Banking ergänzt dies durch Nachrichten-Apps mit Text-, Voice- und weiteren Formaten, um Kundenanfragen auf Dialogebene zu bearbeiten.

Für die Vermögensverwaltung wird eine hybride Lösung aus menschlicher, jedoch KI-gestützter Kundenberatung der Premium-Standard. Die Vorteile stechen ins Auge: effizientere Betriebsabläufe und eine schnellere, reichhaltigere Kundenerfahrung.

Heisst das, persönliche Treffen gehören der Vergangenheit an?

Wohl kaum. Die meisten Vermögensverwalter wenden ein hybrides Modell an, das Automatisierung und digitale Verfügbarkeit mit der klassischen Beratung verbindet. Digital Natives sind persönliche Treffen nicht so wichtig wie den früheren Generationen.

Und das liegt nicht nur an den Einschränkungen durch COVID-19. Eine Lösung wie die Avaloq Engage App ermöglicht einfache, sichere und gesetzeskonforme Interaktionen zwischen Vermögensverwaltern und ihren Kunden, ohne auf andere Medien zurückgreifen zu müssen.

Durch ihr KI-basiertes Analysetool und die semantische Sprachverarbeitung kann die App Berater dabei unterstützen, effizient auf Fragen zu reagieren und so für erhöhte Kundenzufriedenheit sorgen.

Welche zusätzlichen Vorteile bietet die Avaloq Engage App?

Als mobiler Arbeitsplatz für Kundenberater, ermöglicht sie neue Formen der Kundenbetreuung. Avaloq Engage unterstützt das Kundenmanagement durch einen virtuellen Assistenten, der Massnahmen und personalisierte Inhalte empfiehlt.

Somit kann sie Vermögensverwaltern dabei helfen, neue Kundensegmente zu erschliessen. Einst vermögenden Privatkunden vorbehaltene Services können nun auch dem Affluent-Segment angeboten werden, was zur Demokratisierung der Vermögensverwaltung beiträgt und für zusätzliches Wachstumspotenzial sorgt.