Von der Marktnische zur Norm. Joe Azelby, Head of Real Estate & Private Markets bei UBS Asset Management, spricht über die Chancen an den Privatmärkten.

Innovationen und wachsende Nischensektoren erobern den Bereich der privaten Märkte im Sturm und greifen dabei viele aktuelle Themen wie erneuerbare Energien, Lebensmittelsicherheit, Verkehr und Gesundheitswesen auf.

Joe Azelby, Head of Real Estate & Private Markets bei UBS Asset Management, erläutert das aktuelle Investitionsklima sowie die Herausforderungen und Chancen in den Private Markets.

Messbare Wirkung erzielen

Investitionen an den Privatmärkten werden aufgrund höherer Zinsen, volatiler Aktienmärkte und einer kleinen, aber beunruhigenden Bankenkrise wieder günstiger. Die Transaktionsvolumina an den privaten Märkten sind gefallen, und Liquidität ist mit hohen Kosten verbunden.

Den Investoren, die auf Nachhaltigkeit ebenso wie auf finanzielle Renditen setzen, können Privatmarktanlagen die Gelegenheit bieten, mit ihrem Kapital eine zunehmende, messbare Wirkung zu erzielen, die über das hinausgeht, was an den öffentlichen Märkten in der Regel erreicht werden kann.

Enorme Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage

Die Kunst besteht darin, starke Wachstumssektoren zu identifizieren und den richtigen Zeitpunkt für den Einstieg in diese neuen Märkte zu finden. Aus thematischer Sicht verzeichnen die Biowissenschaften angesichts des enormen Ungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage in diesem Sektor ein starkes Wachstum.

Dieses Wachstum wurde durch eine Reihe von Faktoren angetrieben; einer davon war eine erhebliche Zunahme des Risikokapitals, das in universitäre Ausgründungen geflossen ist, um deren Wachstum und die Entdeckung neuer Behandlungsmethoden zu beschleunigen.

Goldenes Dreieck in Grossbritannien

Dieser Trend begann ursprünglich in den USA. In den letzten Jahren ist er jedoch auch in Grossbritannien zu beobachten, vor allem in den Märkten rund um London, Oxford und Cambridge, die das Goldene Dreieck bilden. Wir sehen auch, dass sich die gleiche positive Dynamik an einer Reihe von europäischen Märkten zu entwickeln beginnt.

Zweitens ist der private Sektor ein wichtiger Katalysator für die Förderung der Nahrungsmittelsicherheit. Risikokapitalgeber investieren in Lebensmitteltechnologien wie zum Beispiel Agrartechnologie, Drohnen und Robotik in der Landwirtschaft oder Wassertechnologie.

Infrastrukturkapital ist entscheidend

Die wichtigste Kapitalquelle ist hier jedoch das Infrastrukturkapital. Wachstums- und Risikokapitalgeber investieren in sehr innovative Ideen. Infrastrukturkapital ist jedoch das, was Grösse und Reichweite bringt, langfristige Wirkung zeigt und die Kosten senkt.

Langfristig ist es diese Art von Infrastrukturkapital – und nicht Wachstumskapital –, das die Kosten für Nahrungsmittel in grossem Umfang senken wird. Investitionen in Nahrungsmittel sind nur dann sinnvoll, wenn am Ende ein Szenario steht, das zu Grössenvorteilen und niedrigeren Kosten führt.

Neue Technologien etablieren sich

Drittens war das vergangene Jahr von mehreren Grossereignissen geprägt, welche den Sektor der erneuerbare Energie über 2023 hinaus verändern werden. Das Wichtigste war natürlich der Einmarsch Russlands in der Ukraine, der weltweit zu einem Anstieg der Rohstoffpreise führte und die Anstrengungen der übrigen Welt zur Diversifizierung von Energiequellen beschleunigt hat.

Auch neuere Technologien wie Energiespeicherung, Ökoverkehr, umweltfreundliche Gebäudetechnik, erneuerbares Erdgas (RNG/Biomethan) oder Wasserstoff werden Teil der Anlagestrategien, da die Überzeugung wächst, dass diese Investitionen weiter an Risiko verlieren und sich langfristig etablieren werden, insbesondere angesichts des politischen Rückenwinds.

Langer Zeithorizont und steuerliche Synergien

Für viele Investoren ist das, was für sie übrig bleibt, wichtiger als das, was sie verdienen. Daher sehen wir den Mehrwert, den eine starke Steuerstrategie im Bereich der Privatmärkte erschliessen und mit Blick auf die rechtliche Struktur, die Auswahl der Vermögenswerte, die Managemententscheidungen und die Fondsbedingungen in ein Anlageportfolio einbringen kann.

Solche Strategien lassen sich aufgrund ihres langen Zeithorizonts und der steuerlichen Synergien zudem eng mit Nachhaltigkeitsinitiativen verknüpfen. Schliesslich erleben wir eine Demokratisierung der privaten Märkte, da sich die Investorenbasis in diesem Bereich verbreitert.

Dies öffnet neue Türen für alle Arten von Anlegern, die auf der Suche nach alternativen Renditequellen sind.


  • Mehr über Privatmärkte erfahren Sie im Interview mit Joe Azelby hier.