Der Siegeszug der Künstlichen Intelligenz wird anhalten – sowohl für die Weiterentwicklung von KI als auch für die Investmentchancen, die damit einhergehen. Wo das grösste Potenzial besteht, und welche Fallstricke Investoren beachten sollten, sagt Pam Hegarty, Managerin der Disruptive Technology Strategie bei BNP Paribas Asset Management, in ihrem Ausblick.

Die Einführung von ChatGPT war ein Wendepunkt, denn es hat die Verwendung sogenannter grosser Sprachmodelle auf ein neues Niveau gehoben. Dieser Typ generativer Künstlicher Intelligenz (KI) erweitert die Fähigkeit von Deep-Learning-Algorithmen, neuen Content zu generieren. Darüber hinaus haben die Entwickler von ChatGPT den Zugang zu KI-Modellen über Cloud-Dienste und mobile Apps weiter demokratisiert und damit die Nutzung der Technologie für andere Entwickler, Unternehmen und Einzelpersonen.

Die Veröffentlichung von ChatGPT löste einen Wettlauf zwischen Cloud-Service-Anbietern und anderen Technologieunternehmen aus. Dabei ging es vor allem um die Erweiterung bestehender Rechenzentrumsinfrastruktur, Software-Stacks, Grundmodelle und Anwendungen. Unternehmen, die in diesen Bereichen führend sind, konnten 2023 überdurchschnittlich positive Gewinnrevisionen und bemerkenswerte Aktienrenditen vermelden.

Profiteure der Nachfrage

Für das Jahr 2024 zeichnen sich mehrere Trends ab, die für Anleger relevant sind. So wird der Infrastrukturausbau für das Training von KI-Modellen anhalten. Halbleiterunternehmen und Anbieter von Server-, Speicher- und Netzwerkausrüstung werden von den Ausgaben der Cloud-Service-Anbieter und grosser Unternehmen profitieren.

Gleichzeitig drängen immer mehr Anbieter von Grafikkarten (GPUs) auf den Markt. Eine Verlagerung der Branche hin zu Software, die mit unterschiedlicher Hardware kompatibel ist, würde dies noch zusätzlich begünstigen. KI bleibt für den Rest des Jahrzehnts ein wichtiger Treiber für die Nachfrage nach Halbleitern.

Neue Möglichkeiten auf der Netzwerkseite

Hersteller von Logik- und Speicherchips, Foundries sowie Anbieter von Halbleitern und Material werden profitieren. Auf der Netzwerkseite ergeben sich neue Möglichkeiten für die Back-End-Vernetzung von KI-Supercomputern. Dabei dürfte die Verbreitung von Ethernet das Wachstum von InfiniBand übertreffen, da ersteres eine Multinutzer-Cloudinfrastruktur unterstützt.

Zusätzliche Umsatzchancen erhalten Anbieter von Servern, Datenspeichergeräten, optischen Netzwerken und Plattformen für Cybersicherheit. Auch die Anbieter von Cloud-Diensten könnten grössere, leistungsfähigere KI-Systeme entwickeln, während Software-Unternehmen wahrscheinlich weiterhin KI-Funktionen einbauen, um ihre Produkte zu verbessern. Die Anleger werden sicherlich ein Auge darauf haben, wie gut die Technologieanbieter ihre neuen Angebote zu vermarkten imstande sind.

Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten

Es wird also immer mehr Anwendungsmöglichkeiten für KI geben. Die britische Zeitung The Economist hat beispielsweise auf mehrere interessante wissenschaftliche Anwendungen hingewiesen. So kann die Technologie zur Mustererkennung in der Arzneimittelforschung und der Materialwissenschaft eingesetzt werden.

Auch kann KI bei komplexen Computersimulationen zur Anwendung kommen, wie sie bei Wettermodellen notwendig sind. Auch in Bereichen, in denen Prädiktionen wichtig sind, wie bei der Proteinfaltung in der Molekularbiologie, können entsprechende Programme genutzt werden.

Auch generative KI ist hier relevant, zum Beispiel für die Entwicklung neuer Chemikalien. Gerade generative KI hat für Unternehmen ein breites Spektrum von Einsatzmöglichkeiten. Dazu gehören Softwareentwicklung, Chatbots für die Kundenbetreuung, das Schreiben von Verträgen sowie das automatische Generieren von Marketinginhalten. Im Industriesektor nutzen Hersteller und Ausrüstungsanbieter KI-Systeme, um die Prozesssteuerung und digitale Zwillingsmodelle zu verbessern.

Risikofaktoren bei der KI-Anwendung

Anleger dürfen bei allem Enthusiasmus auch die Risiken nicht vergessen. So bleiben Tempo und Dauer der Infrastrukturentwicklung aus der Wachstumsperspektive heraus betrachtet ungewiss. Auch kann es während des Ausbaus zu Pausen kommen, in denen die Unternehmen abwarten und abwägen.

Fernerhin könnten KI-Ausgaben die Budgets für andere Projekte aus dem Bereich Informationstechnologie auffressen. Im Missbrauch von KI liegt ein weiteres grosses Risiko, denn diese kann beispielsweise für Überwachung, Hacking und die Erstellung von Fake News genutzt werden.

Unvollständige Datensätze können zu falschem Output von KI-Modellen führen. Ein Problem bleibt zudem der hohe Energiebedarf für die Stromversorgung der Rechenzentren, in denen die KI-Modelle betrieben werden. Deshalb ist es möglich, dass die Stimmung der Anleger und damit auch die Bewertungen schwanken – gerade in dem Zeitraum, in dem die Technologie noch den Anpassungszyklus durchläuft. Auch haben einige Experten auf die existenziellen Risiken hingewiesen, die mit der Nutzung von KI für die Kriegsführung und andere verwerfliche Zwecke zusammenhängen.

KI als Wachstumstreiber

Alles in allem sehen wir in der KI viele Chancen, beispielsweise für Cloud-Service-Anbieter, Softwarefirmen, Besitzer grosser Datenbanken, die Halbleiterlieferkette sowie für Unternehmen, die mit KI ihre Geschäftsprozesse verbessern.

KI ist ein wichtiger Wegbereiter für Empfehlungsdienste, automatisierte Kundenbetreuungssysteme, die Automatisierung der Fertigung, die Erstellung von Dokumenten und viele andere Anwendungsbereiche. Angesichts dieses vielfältigen Potenzials dürfte KI zu einem der wichtigen Wachstumstreiber im Jahr 2024 werden – und darüber hinaus.


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