Im vergangenen Jahr verzeichnete der Sekundärmarkt mit einem Transaktionsvolumen von 114 Milliarden Dollar ein Rekordjahr – das volumenmässig zweitbeste Jahr nach 2021. Der Sekundärmarkt bietet Lösungen, die dann erfolgreich sind, wenn andere Märkte zu kämpfen haben.

Von Jérôme Marie, Managing Director, Private Equity, ODDO BHF AM

Bei einer Sekundärmarkt-Transaktion profitieren die Verkäufer von vorzeitiger Liquidität und gewähren dafür einen Abschlag, meist auf den Verkaufspreis. Dadurch eröffnen sich für Käufer Chancen, denn Private Equity-Sekundärmarkt-Transaktionen zeichnen sich durch bestimmte Merkmale aus: höhere Transparenz bezüglich der Investitionen, potenziell reduzierter J-Kurven-Effekt und die Möglichkeit zur Diversifikation eines Portfolios.

Diese Elemente sowie der potenzielle Abschlag beim Einstieg und eine in der Regel schnellere Ausschüttung stützen das Wachstum dieser Asset-Klasse. Sämtliche Faktoren deuten darauf hin, dass 2024 zu einem neuen Rekordjahr werden könnte, falls das Transaktionsvolumen die 150-Billionen-Dollar-Marke überschreitet.

Welche Risiken sind zu berücksichtigen und zu steuern?

Dennoch lassen sich Risiken nicht ausschliessen, denn so viel ist sicher: Eine Eintrübung der Konjunktur und höhere Volatilität sowie mangelnde Transparenz der Business-Pläne könnten die Sekundärmarktaktivität empfindlich stören.

Nicht zu unterschätzen ist auch das geopolitische Risiko. Krieg in der Ukraine, US-Wahlen, Spannungen zwischen China und Taiwan sowie Behinderungen des Schiffstransports durch die Vorfälle im Roten Meer – all das belastet die Wirtschaft.

Daher müssen wir Vermögensverwalter uns bestmöglich auf etwaige Schocks vorbereiten und unsere Portfolios extremen Stresstests unterziehen, um ihre Widerstandsfähigkeit einschätzen zu können. Wir halten nach Unternehmen Ausschau, die gerade eine Wertschöpfungsstrategie entwickeln, aber diese noch nicht umgesetzt haben, und sind gegebenenfalls bereit, unsere Positionen länger zu halten als in der Vergangenheit.

Welche Sektoren sind in diesem Zusammenhang zu empfehlen oder zu bevorzugen?

Am interessantesten ist – so unsere Analyse und wenig überraschend – insbesondere der Technologiesektor im weitesten Sinne (von Künstlicher Intelligenz über Cybersicherheit bis hin zu Halbleitern).

Dies gilt sowohl für Finanzsponsoren, die auf Technologie spezialisiert sind, als auch für universeller aufgestellte Multi-Sektor-Sponsoren, die ihr Portfolio so weit wie möglich digitalisieren wollen.

An zweiter Stelle kommen der Industriesektor (Unternehmen mit möglichst geringem Energieverbrauch) und „Smart Industrial“-Unternehmen, d.h. Firmen aus den Bereichen Automatisierung und Energieeffizienz, mit oftmals besonders bewährten und widerstandsfähigen Geschäftsmodellen.

Defensive Sektoren

Diese Akteure weisen zudem leichter nachvollziehbare Bewertungen und Wertschöpfungsstrategien auf und ermöglichen daher im aktuellen Umfeld Transaktionen mit geringerem Ausführungsrisiko. Interessant sind für uns aber auch die Sektoren Gesundheit und Konsumgüter (einschliesslich Luxusgüter) – häufig aus denselben Gründen.

Beide Sektoren sind defensiv, zeichnen sich durch eine hohe Transparenz und Stetigkeit von Umsatz und Margen aus (insbesondere der Gesundheitssektor) und profitieren beide von demografischen Entwicklungen. Private Equity-Sekundärmarkttransaktionen eignen sich nicht nur als ergänzende Satellitenstrategie, sondern auch dazu ein Private Equity-Investitionsprogramm zu beschleunigen, da sie ein breiteres Exposure, zügigere Ausschüttungen und attraktive Renditen bieten.

Allerdings ist diese Strategie mit Risiken verbunden, insbesondere mit dem Kapitalverlustrisiko.

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Die in diesem Dokument dargelegten Meinungen entsprechen unseren Markterwartungen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Dokuments. Sie können sich je nach Marktbedingungen ändern und begründen unter keinen Umständen die vertragliche Haftung von ODDO BHF AM SAS.