Nach 31 Jahren bei der CS ist Walter Berchtold nun ausgeschieden. In einem Interview stellt sich der ehemalige Private-Banking-Chef Fragen zu seiner Rolle im Steuerstreit mit den USA.

Gerade bei vielen Schweizer Bankangestellten gilt Walter Berchtold als Symbol für schiefe Zustände: Er sass in einer entscheidenden Phase – zwischen 2006 und 2011 – an verantwortlichen Positionen im Private Banking der Credit Suisse.

Aber während kleine CS-Banker dann im Steuerstreit teils in Arrest schmorten, angeklagt wurden oder sich kaum noch ins Ausland wagen konnten, liess Berchtold sich Straffreiheit zusichern und sagte in den USA aus.  

Nur über Geschäftsmodell geredet

Jetzt nimmt er zu den inhärenten Vorwürfen Stellung. In einem Interview mit dem «Sonntagsblick» (ganz nachzulesen hier) erklärt Berchtold: «Bei einer Einreise in die USA erhielt ich die Weisung, als Zeuge auszusagen. Wer eine solche Aufforderung erhält, sollte sie befolgen. Sonst ist er rasch zur Fahndung ausgeschrieben. Das wollte ich verhindern.»

Der ehemalige CS-Mann bestreitet aber, andere angeschwärzt zu haben: «Weder sagte ich über andere Personen etwas aus noch über andere Banken. Ich redete einzig über das Geschäftsmodell der Credit Suisse beim USA-Geschäft.» 

Ohnehin sei es nicht korrekt, dass er sich auf einen Zeugen-Deal eingelassen habe: «Niemand sicherte mir Straffreiheit zu. Sollte sich herausstellen, dass ich gelogen habe – was ich nicht tat –, droht mir ein Strafverfahren.»

Und was ist mit den Doppelbürgern?

Er habe in Amerika lediglich das Geschäftsmodell der CS erklärt – und dass die Bank alles Nötige unternommen habe, um amerikanische Vorschriften einzuhalten.

Eine neue Erklärung bietet Berchtold im «Sonntagsblick»-Interview dafür, dass die Credit Suisse 2009 trotz allem einige US-Kunden von der UBS übernahm: «Wenn Doppelbürger ihre US-Staatsbürgerschaft verheimlichen, ist jede Bank wehrlos»

Befragt wird das jetzt ausgeschiedene CS-Urgestein auch nach seinen Ambitionen auf den Chefposten bei Credit Suisse: Er widerspricht irgendwelchen «Putschgerüchten» – «ich bin kein Radaubruder, sondern kollegial» –, und er bestätigt andererseits: «Ja, ich wäre gerne CEO der Credit Suisse geworden und ich hätte viele Ideen gehabt, um die CS weiterzubringen.»

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