Auf die Weihnachtszeit folgt die Bonus-Zeit – wenigstens bei den Banken. Heuer wird die Freude in den grossen Finanzhäusern aber geteilt sein. Der Bonus-Kuchen wird kleiner – dafür gibt es Gründe.

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Der offensichtlichste Grund für den kleineren Bonustopf: Die Märkte haben sich im 4. Quartal 2014 aussergewöhnlich schwach entwickelt. Die Bankangestellten im Handel dürften darum die stärksten Rückgänge bei ihren Boni erfahren.

Wie die «Financial Times» diese Woche berichtete, hat die US-Bank Citigroup kürzlich entschieden, den Bonus-Pool für ihre Händler um 5 bis 10 Prozent zu kürzen, nachdem diese bis zum 3. Quartal 2014 noch auf eine ähnlich hohe Vergütung wie im Vorjahr hatten hoffen dürfen.

Der zweite Grund ist das Fixed-Income-Geschäft: Wo Händler früher die grössten Gewinne einfuhren und zweistellige Millionen-Boni keine Seltenheit waren, halten heute die Regulatoren das Geschäft im Zaum. Dadurch sind die Handelserträge deutlich geringer geworden. Banken wie Barclays, aber auch die UBS und die Credit Suisse haben diese Investmentbank-Sparten deutlich zurückgefahren oder wollen sie gar ganz aufgeben.

Der dritte Grund ist der «Bonus Cap» in der EU und damit auch in London: Die Regelung besagt, dass die effektive Auszahlung nicht höher als das Zweifache das Jahresbasis-Salärs sein darf. Zum Vergleich: In den Jahren vor der Finanzkrise machte das Jahressalär eines erfolgreichen Händlers manchmal weniger als ein Zehntel der Gesamtvergütung aus.

Der vierte Grund sind die Milliardensummen für Bussen und Vergleiche, welche die Banken 2014 auslegen mussten. Von Häusern wie HSBC und der Royal Bank of Scotland (RBS) wird beispielsweise erwartet, dass sie ihre Bussenzahlungen nicht vollumfänglich den Aktionären anlasten werden, sondern dafür wenigstens zum Teil in die Bonus-Töpfe greifen.

Zu den grossen Bussenzahlern und Aufbauern entsprechender Rückstellungen gehörten 2014 auch die beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse. Es wäre eine Überraschung, wenn sich diese Rechtsfolgen und -risiken nicht auch auf die jeweiligen Bonus-Pools auswirken würde.

Denn der fünfte Grund für allgemein tiefere Boni ist der gesellschaftliche Druck. Das Thema Boni ist für die Bankmanager eine heisse Kartoffel. Die Affären und Skandale, die 2014 ans Licht kamen, haben nicht dazu beigetragen, das öffentliche Vertrauen in die grossen Finanzhäuser an der Wall Street, in der Londoner City und an der Zürcher Bahnhofstrasse zu festigen.

Boni in Millionenhöhe wurden in den vergangenen Jahren daher immer schwieriger zu rechtfertigen.

UBS und Credit Suisse haben auf die anhaltende öffentliche Kritik und den Druck der Aktionäre reagiert, indem sie komplexe Kompensationspläne auflegten, die Malus-Komponenten beinhalten und Transparenz schaffen sollten.

Der sechste Grund ist ein globales Problem: Die tiefen Zinsen, welche auf die Margen der Banken drücken und die Erträge empfindlich treffen. Das globale Phänomen trifft insbesondere auch Kantonal- und Regionalbanken, die im Kreditgeschäft ihr Geld machen.

Der siebte Grund für tiefere Boni liegt in der Schweiz selber: Das früher so lukrative Offshore-Private-Banking ist ein Knochenjob geworden, und die Gewinne sind aufgrund abgeflossener Kundenvermögen und höherer Administrativ- und Compliance-Kosten geschrumpft. Somit müssen sich auch Private Banker mit tieferen Boni begnügen. 

Doch es gibt auch Gewinner

Es gibt durchaus auch Banker, die sich gute Chancen auf eine höhere Jahreszulage ausrechnen können. Gerade im internationalen Private Banking: Denn in den boomenden Regionen Asien-Pazifik, Naher Osten und Lateinamerika liegen die Zuflüsse an Kundengeldern bei Häusern wie der UBS und Julius Bär im zweistelligen Bereich. Das wird entsprechend entgolten werden.

Auch nicht alle Investmentbanker müssen darben – etwa, wenn sie im M&A-Geschäft oder im Emissionsgeschäft tätig sind. Die Beratungsgesellschaft KPMG hat dieser Tage 2014 als ein «Bullenjahr» in Sachen M&A-Deals bezeichnet.

Goldman Sachs als Barometer

Die US-Bank Goldman Sachs, die als Barometer für die Boni im Investmentbanking gilt, will laut «Financial Times» ihren Mitarbeitern für 2014 knapp 40 Prozent der Erträge als Löhne und Boni auszahlen. Das ist zwar weniger als die mehr als 40 Prozent, die es normalerweise noch vor der Finanzkrise gegeben hat. Aber es ist nicht weniger als 2013.

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