Die Credit Suisse geht in den USA rabiat gegen abtrünnige Investmentbanker vor. Im Hickhack um die Mitarbeiter mit besten Kontakten ins Silicon Valley macht die Bank allerdings keine gute Figur.

«Angst und Schrecken im Silicon Valley» titelte finews.ch letzten Mai. Damals wurde bekannt, dass ein ganzes Investmentbanking-Team die Credit Suisse (CS) verlassen hatte und zur agressiv rekrutierenden US-Konkurrentin Jefferies gewechselt war.

Das sorgte damals für einige Wellen. Denn beim Team handelte es sich allesamt um erfahrene Technologie-Experten, die von San Francisco aus das Technologie-Mekka im Silicon Valley bearbeiteten.

Abwerben verboten

Dieser Tage wurde bekannt, dass die CS auf die hochkarätigen Abgänge forsch reagierte. Bereits letzten Juni ging die Schweizer Grossbank vor einem Gericht in New York gegen die abspenstigen Steve West, Bill Brady, John Metz, Cameron Lester und Cully Davis vor.

Die Ex-Arbeitgeberin beschuldigte sie, vertrauliches Material aus der Deal-Pipeline zu ihrem neuen Arbeitgeber mitgenommen zu haben. Entsprechend sollte der Richter die Daten blockieren – und nicht nur das. Ebenfalls trachtete die CS danach, West, Brady & Co von der Arbeitsaufnahme bei Jefferies abzuhalten, bis alle sich einer forensischen Untersuchung unterzogen hätten.

Und insbesondere sollte ihnen das Abwerben weiterer CS-Kollegen verboten werden.

Überhastet reagiert?

Wie das amerikanische Portal «Business Insider» nun berichtete, machte die Grossbank mit dem rabiaten Vorgehen nicht die beste Figur. Vielmehr deute einiges darauf hin, dass die Bank letzten Juni überhastet reagierte.

So handelte es sich bei den «vertraulichen Dokumenten», welche die CS in ihren Vorwürfen anführte, teils um alte Börsengang-Prospekte. Merkwürdig erscheint auch, dass sich die Grossbank nicht via Mediation mit dem abtrünnigen Team einigte, was in der Branche als üblich gilt.

Das nährt unter Juristen den Verdacht: Mit dem harschen Vorgehen am New York State Supreme Court habe das Institut ein Expempel gegen weitere Abgänge setzen wollen.

Halbe Mannschaft gefährdet

Das lässt auch die Aussage eines CS-Anwalts vermuten, welche «Business Insider» vorliegt. «Jede der Banker leitete eine andere Vertikale in der Technologie-Sparte des Investmentbanking», warnte der Jurist. «Da könnte die Hälfte der Mannschaft durch die Tür spazieren.»

Laut dem Bericht hat das New Yorker Gericht nun aber die Forderung der Bank nach Arbeitsverbot und dem Abwerben von Kunden und CS-Mitarbeitenden abgewiesen. Zudem musste die Bank eine Sicherheit von 25'000 Dollar leisten, die bei einer Niederlage für Verfahrenskosten fällig würde. Das Verfahren wird aussergerichtlich weitergeführt.

Gedrückte Stimmung

Den abtrünnigen Investmentbankern hingegen wurde lediglich beschieden, dass sie bis auf weiteres kein Beweismaterial zerstören dürfen. Wie es im Umfeld der CS heisst, wurden tatsächlich zahlreiche Dokumente sichergestellt. Dass die Ex-Angestellten vertrauliche Dokumente gestohlen haben, ist nicht bewiesen.

Die CS sieht sich hingegen als Sieger der Auseinandersetzung. «Das Gericht hat dem ungebührlichen Verhalten von fünf ehemaligen Angestellten einen Riegel geschoben. Diese haben ihre Verpflichtungen gegenüber dem Unternehmen verletzt», so die Bank. Und: «Trotz der Vorfälle läuft das Technologie-Geschäft so gut wie nie in den letzten Jahren».

Dennoch: Bei ihren Ex-Kollegen im US-Investmentbanking der CS dürfte das alles wohl nicht so gut ankommen. Weil das Geldhaus die Investmentbank (in erster Linie die Division Global Markets) zugunsten der Vermögensverwaltung zurückfährt, ist die Stimmung dort gedrückt. Letzten Juni kam es gar zu einer Revolte.

Und jetzt ist das Hickhack um West, Brady & Co an der Wall Street Tagesgespräch.

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