Private Equity und ETF-Produkte boomen und werden so zu einer Bedrohung für die Banken. Denn viele Geldhäuser können mit dem einen nicht umgehen und mit dem anderen wenig anfangen.

Verschärfte Gesetze und Bestimmungen, rekordtiefe Zinsen und volatile Finanzmärkte; diese drei Faktoren belasten die Privatbanken seit geraumer Zeit. Der Schwall an Regulation – und es kommt noch mehr – verteuert das Geschäft, die tiefen Zinsen erhöhen die Preissensitivität der Kunden, und die unsicheren Börsen lähmen die Investitionstätigkeit.

Fazit: Die Erträge im Dienstleistungs- und Kommissionsgeschäft vieler Banken erodieren heute, ebenso die Handelserträge. Diese Entwicklung liess sich in zahlreichen Geschäftsabschlüssen von 2016 ablesen. Und der Trend dürfte auch in diesem Jahr anhalten, wie es in Fachkreisen heisst.

Hoffnung auf mehr Rendite

Ganz im Gegensatz zur Situation in der Bankbranche florieren viele Investment-Boutiquen wie selten zuvor – allen voran die Institute, die im Private-Equity-Markt tätig sind, also im Geschäft mit Beteiligungen an Firmen, die (noch) nicht kotiert sind.

Diesen Boutiquen laufen wohlhabende Privatpersonen und institutionelle Anleger regelrecht die Türen ein. Denn diese Kunden hoffen so auf mehr Rendite als sie die traditionellen Investitionsprodukte derzeit hergeben. Zudem wollen sich diese Investoren nicht dem Risiko eines Aktiencrashs vollends aussetzen.

Profiteure des Booms

Laut dem «Global Private Equity Report 2017» der Beratungsfirma Bain & Company verfügte die Private-Equity-Branche Ende 2016 mit rund 1,5 Billionen Dollar über so viel nicht investiertes Kapital wie noch nie. Zu den hierzulande grössten Profiteuren dieses Booms zählen die im zugerischen Baar domizilierte Partners Group oder die Zürcher Adveq, wie auch finews.ch unlängst berichtete. Ihnen gelingt es, solche Gelder für sogenannte Privatmarktanlagen anzuziehen und erfolgreich zu investieren.

Die starke Nachfrage ist auch der Grund, weshalb verschiedene unabhängige Vermögensverwalter wie Unigestion oder Patrimonium ihre Private-Equity-Sparten ausbauen. Und selbst «klassische» Geldhäuser wie Lombard Odier oder Edmond de Rothschild haben in jüngster Zeit ihre Expertise in diesem Bereich massiv ausgebaut.

Maschinen statt Menschen

So wie die Private-Equity-Institute ist noch eine ganz andere Branche seit einigen Jahren im Aufwind. Es ist jene der Anbieter von passiven Investmentvehikeln, sogenannten Exchange Traded Products (ETP), wovon die Exchange Traded Funds (ETF) am bekanntesten sind. Diese Vehikel bilden computergesteuert einen Referenzindex ab, etwa den Swiss Market Index, und verfolgen damit «passiv» eine Strategie, die wesentlich kostengünstiger ist, als wenn ein «teurer» Portfolio-Manager die Arbeit macht.

Einige Zahlen illustrieren den «Passiv-Boom» eindrücklich: Im Jahr 2016 flossen 530 Milliarden Dollar in ETF, was das Investitionsvolumen der weltweit mehr als 6'600 kotierten ETF auf ein Rekordvolumen von 3,5 Billionen Dollar trieb. Damit lag erstmals mehr Geld in solchen Anlagen als in den mehr als 8'300 Hedgefonds mit einem Volumen von gut 3 Billionen Dollar.

Teure Fonds im Depot

Dabei dreht sich alles um die Kosten. Denn in renditearmen Zeiten favorisieren viele Investoren kostengünstige passive Anlagen gegenüber den teils signifikant teureren Anlagefonds und den noch kostspieligeren Hedgefonds. Doch für klassische Privatbanken wird dieser ETP- oder eben ETF-Boom zunehmend zum Problem.

Denn viele Geldhäuser legten ihren Kunden bislang eher teure Anlagefonds ins Depot – mit Vorzug aus der eigenen Asset-Management-Manufaktur. So verdienen die Banken mehr als mit «billigen» ETF-Produkten. Doch das geht immer weniger, seit die Kunden selber nach ETPs verlangen oder in Private Equity investieren wollen.

Im Zangengriff fesgeklemmt

So befinden sich viele Banken in einem Dilemma. Für die inzwischen stark nachgefragten Private-Equity-Investments verfügen sie oftmals nicht über die erforderliche Expertise, und mit den ETF-Vehikeln verdienen sie zu wenig. Um sich aus diesem Zangengriff zu befreien gibt es im Prinzip nur zwei Wege – doch beide sind steinig.

Entweder können sie ihr Geschäft mit passiven Investmentprodukten skalieren, so dass es nachhaltig profitabel wird. Allerdings ist das nicht einfach, weil einige US-Mega-Players wie Blackrock oder Vanguard diesen Markt schon seit Jahren dominieren. 

Kulturwandel vonnöten

Oder aber sie wandeln sich beziehungsweise ihre Asset-Management-Abteilungen in spezialisierte Boutiquen um, die ihren Kunden – beispielsweise mit Private-Equity-Expertise – einen echten Mehrwert bieten können. Doch auch dieser Weg ist nicht leicht begehbar. Er setzt tiefgreifende Veränderungen und einen internen Kulturwandel voraus.

Denn der Aufbau einer Private-Equity-Boutique mag zwar unternehmerisch interessant sein. Aber sogenannte Privatmarktanlagen sind naturgemäss ein transaktionsarmes und illiquides Business, das einen langen Atem voraussetzt, was in der heutigen, kurzlebigen Zeit für die im Quartalsrhythmus agierenden Banken nicht wirklich attraktiv sein kann. 

Noch mehr Dynamik

Vor diesem Hintergrund dürfte die Konsolidierung in der Privatbanken-Szene nochmals an Dynamik gewinnen; diesmal nicht wegen der grundlegenden Veränderungen im Geschäft wie das Endes des Bankgeheimnisses, sondern aus strukturellen Überlegungen und der Raison d'être einer Bank.

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