Laut einer Studie hat sich der Ruf der Schweizer Banken massgeblich verbessert. Gemäss einer anderen Erhebung haben die Banken enorm an Ansehen verloren.

Credit Suisse - Basel: Flickr/Tobias Scheck, Lizenz: CC BY 2.0

Exakt 73 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer sind der Meinung, dass der Schweizer Finanzplatz international einen guten und professionellen Ruf geniesst. Das sind 10 Prozent mehr als im Vorjahr, wie eine vergangene Woche publizierte Meinungsumfrage der Schweizerischen Bankiervereinigung zeigt.

Zieht man hingegen die ebenfalls erschienene Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gfk zur Reputation der bedeutendsten Schweizer Unternehmen, den sogenannten GfK Business Reflector, hinzu, zeigt sich ein gegenteiliges Bild.

Boden verloren

Die Reputation der beiden Schweizer Grossbanken verlor an Boden. Die UBS rutschte auf Rang 46 (-1) und die Credit Suisse (CS) gar um 6 Plätze auf den 50. und damit letzten Rang ab. Auch die Zürcher Privatbank Julius Bär geniesst weniger Ansehen. Sie liegt neu an 48. Stelle (-2).

Auch die Kantonalbanken haben an Reputation eingebüsst. Sie liegen neu an 19. Stelle (-4). Nur die Raiffeisen-Gruppe kann sich gerade noch in den Top Ten halten. Das genossenschaftlich organisierte Institut verlor in Vergleich zum Vorjahr allerdings auch vier Ränge (siehe Tabelle).

gfk 500

An der Spitze stehen andere Unternehmen: Der Schweizer Detailhandelsriese Migros, zum vierten Mal in Folge auf Platz eins, gefolgt von der Rega und Ricola.

Finanzskandale und hohe Löhne

Über die Gründe, weshalb die Schweizer Geldhäuser im Jahresvergleich an Kredit eingebüsst haben, gibt die GfK-Umfrage keine Aufschlüsse. Doch die mutmassliche Verstrickung der Grossbanken in diverse Finanzskandale helfen kaum, das Ansehen zu heben.

Die UBS sieht sich derzeit in Frankreich mit Vorwürfen der aktiven Beihilfe zur Steuerhinterziehung konfrontiert. Bei der CS fanden kürzlich diverse Razzien an Standorten in Amsterdam, London und Paris statt.

Auf wenig Gegenliebe in der breiten Bevölkerung stossen auch die millionenhohen Gehälter für Konzernleitung und Verwaltungsrat. Dies, obwohl das Geschäft teilweise nicht rund läuft – die CS schrieb 2016 sogar rote Zahlen.

Zum Handeln gezwungen

Umsichtige Bankiers sind sich der Tragweite der Reputationsschwäche durchaus bewusst. So schrieb jüngst Hans G. Syz, seines Zeichens Verwaltungsratspräsident der Zürcher Privatbank Maerki Baumann, im Vorwort zum Geschäftsabschluss 2016, dass es zu den wichtigsten Aufgaben der Bankbranche gehöre, das Vertrauen zurückzugewinnen und zu festigen.

Auch für CS-Präsident Urs Rohner ist die Reputation ein «ernstes Thema», wie er kürzlich in einem Interview mit der «Weltwoche» (Artikel kostenpflichtig) erklärte. Er machte dabei auf den Unterschied zwischen der öffentlichen Wahrnehmung und der Meinung der Kunden aufmerksam.

Zufriedene Kunden

So seien die meisten Kunden mit den Leistungen der CS überaus zufrieden. Ein Indiz für das Vertrauen in «seine» Bank sei auch der Neugeldzufluss von 250 Milliarden Franken seit 2008, betonte Rohner. Bleibt abzuwarten, ob es der Finanzindustrie gelingt, ihren Ruf in der breiten Bevölkerung zu verbessern.

Die Umfrageergebnisse der GfK beruhen auf 3'500 Interviews, durchgeführt in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres.

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