Urs Rohner, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse, spricht über die zu hohen Lohnkosten in den Banken. Sein eigenes Salär nimmt er davon offenbar aus.

Nicht nur finews.ch hat vergangene Woche die Salär- und Bonuszahlungen der Credit Suisse (CS) für ihren CEO, ihre Geschäftsleitung und ihren Verwaltungsratspräsidenten kritisiert.

Angesichts des wiederholten Milliardenverlustes und dem harten Sparkurs der Bank im vergangenen Geschäftsjahr scheinen die deutlich erhöhten Bezüge für Tidjane Thiam und Urs Rohner ungerechtfertigt.

«Traditionell hohe Löhne»

Der CS-Präsident sieht die Salärpolitik der Bank in einem grösseren Zusammenhang. In einem Interview mit der «Weltwoche» (Artikel online kostenpflichtig) sagte er freimütig, dass der Finanzsektor «traditionell in allen Bereichen hohe Löhne bezahlt.»

Doch lägen die heutigen Spitzensaläre weit unter den Werten von vor der Finanzkrise. Dennoch sind laut Rohner die gesamten Lohnkosten im Verhältnis zu den Totalkosten bei den Banken weiterhin zu hoch.

Sein Lohn und der Sparkurs

Darauf angesprochen, dass seine um einen Viertel auf knapp 4 Millionen Franken erhöhte Vergütung mit dem Sparkurs der CS und dem Jahresverlust von 2,7 Milliarden Franken nicht zusammenpassen, sagte Rohner zunächst, dass die Boni in der Geschäftsleitung bis mindestens ins Jahr 2020 zum grössten Teil gesperrt seien.

Für sein Salär gilt dies allerdings nicht. «Ich selber erhalte keinen variablen Lohnbestandteil», so der CS-Präsident. Er habe es aber für richtig empfunden, auch dieses Jahr «nochmals freiwillig» auf die Hälfte seines ihm zugesprochenen Vorsitzhonorars von 1,5 Millionen Franken zu verzichten.

Gehälter waren auf tiefem Niveau

Im Weiteren vermied der CS-Präsident, spezifisch über einen Zusammenhang zwischen seinem Lohn und seiner Leistungserbringung zu sprechen. Grundsätzlich bestehe aber eine Beziehung zwischen Lohn, Leistung und Marktfrage.

«Deshalb mussten wir von einem tiefen Niveau aus die Gehälter wieder gezielt anpassen», so Rohner. Im Jahr 2015 hatte 3,2 Millionen Franken und war damit notabene einer der am besten bezahlten Verwaltungsratspräsidenten der Welt.

Vertrauensmangel ist deprimierend

Zu dem gemäss Studien anhaltend erschütterten Vertrauen der Öffentlichkeit in die Banken sagte der seit 2011 die CS präsidierende Rohner: «Wenn man das liest, ist das deprimierend.» Die angeschlagene Reputation der Bank sei ein ernstes Thema.

Allerdings macht Rohner einen Unterschied zwischen der öffentlichen Wahrnehmung und der Meinung der Kunden. «Wenn Sie mit einzelnen Kunden sprechen, dann zeigt sich, dass die meisten unter ihnen mit den Leistungen ihrer Bank überaus zufrieden sind», so der CS-Präsident. Das Vertrauen in die CS könne man auch am Zufluss von Neugeldern messen. Sie habe seit 2008 rund 250 Milliarden Franken Neugeld erhalten.

Kapitalfrage von neuem Ausgangspunkt angehen

Zum möglichen Börsengang der Credit Suisse Schweiz sagte er, der Plan sei zu einem Zeitpunkt entstanden, als noch eine grosse Unsicherheit in Bezug auf den US-Hypothekenfall bestanden habe. Die Dringlichkeit einer Kapitalzufuhr sei nun «sicher weniger hoch, als wenn die Busse höher ausgefallen wäre». Die Beilegung des Falls kostet die CS bis zu 5,3 Milliarden Dollar.

«Jetzt kennen wir die Kosten. Das gibt uns eine neuen Ausgangspunkt, um nochmals die Frage zu prüfen, was im besten Interesse der Aktionäre und der Gesellschaft ist», erklärte Rohner die in den letzten Wochen geänderte Kommunikation der Bank bezüglich ihrer Börsenpläne. Den definitiven Entscheid fälle der Verwaltungsrat.

Während CEO Thiam kürzlich sagte, dass der Markt Klarheit über die mögliche Kapitalmassnahmen der CS haben wolle, eilt es Rohner offenbar nicht. «Wir sind nicht unter besonderem Zeitdruck.»

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