Hat sich die EFG International mit der Übernahme der BSI übernommen? finews.ch hat den Finger auf vier kritische Punkte gelegt, die EFG-CEO Joachim Strähle  noch Kopfzerbrechen bereiten könnten. 

Die Verwicklungen der ehemaligen Tessiner Privatbank BSI in den 1MDB-Korruptionsskandal brachte die 144-jährige Traditionsbank zu Fall. Sie musste ihre Niederlassung in Singapur auf Geheiss der Finanzmarktaufsicht schliessen und wurde mit harten Sanktionen belegt.

Doch dies hinderte die EFG unter der Ägide von Joachim «Joe» Strähle nicht daran, sich die BSI einzuverleiben. EFG kaufte die Tessiner Bank wenige Monate vor dem Bekanntwerden des Skandals.

Offiziell ist die BSI nun gänzlich in die EFG Privatbank integriert worden. Doch erst die kommenden sechs Monate werden zeigen, wie erfolgreich die Integration de facto ist. Folgende vier Punkte sind dafür zentral. 

1. Aderlass stoppen

Der enorme Abfluss von 5,5 Milliarden Franken im ersten Halbjahr ist auf den ersten Blick alarmierend, kommt aber nicht ganz überraschend. Denn die Abflüsse sind im Kontext einer Marktbereinigung zu betrachten. Zudem haben Kunden ihre Gelder aufgrund von erlassenen Steueramnestien repatriiert.

Dagegen kann sich die EFG kaum wehren. Doch muss die Bank alles daran setzen, dass mit dem Weggang von Privatbankern zumindest die Kundenvermögen in der Bank verbleiben.

2. Nur die Besten sind gut genug

In den ersten sechs Monaten haben netto 26 Private Banker EFG verlassen. Gleichzeitig hat das Institut im ersten Halbjahr 44 neue Kundenberater engagiert. Allerdings ist EFG nicht zimperlich, diese wieder zu entlassen, wenn sie ihre Leistungen nicht zeitgerecht erbringen. Üblicherweise lässt die Privatbank Neulinge weniger als zwei Jahre gewähren, um profitabel zu werden (siehe Grafik).

EFG CRO 500

Die gute Nachricht: Über 80 Prozent der letztes Jahr rekrutierten Banker arbeiten heute profitabel. Die Kunst dabei ist, die produktivsten Banker zu angeln. Strähle, der viele Jahre für die Credit Suisse tätig war und vor EFG die Bank Sarasin von 2006 bis 2013 führte, muss somit viel Zeit drauf verwenden, die besten Talente zu finden und zur EFG zu lotsen.

3. Millionen für die IT

Der 1MDB-Skandal war für EFG höchst unangenehm. Doch steht nun ein weiteres Grossprojekt an – die Migration der IT von BSI in das Kernbankensystem Temenos, das EFG benutzt. Die Bank hat für die Integration in den ersten sechs Monaten des Jahres bereits 100 Millionen Franken aufgeworfen.

EFG erwartet denn auch einen steileren Anstieg der Integrationskosten im zweiten Halbjahr. Die Datenmigration befinde sich derzeit im Testmodus. Die definitive Migration ist auf das vierte Quartal angesetzt. Solche Grossprojekte gehen üblicherweise mit unerwarteten Schwierigkeiten einher. Dagegen hat die EFG bereits Notfallpläne aufgestellt, wie es hiess.

4. Tatort Italien

Letzten Mai bemängelte die italienische Zentralbank strukturelle und administrative Schwächen bezüglich der Compliance in den Filialen in Como und Milano – ein Erbe der BSI. Es droht gar die Schliessung beider Niederlassungen. Die EFG hat zwar daraufhin die Compliance verstärkt, der Schaden ist aber dennoch angerichtet.

Italien ist nach Grossbritannien und Frankreich der drittgrösste Private-Banking-Markt in der EU. Umso bedauerlicher ist es, dass der EFG im Belpaese nun Ärger droht.

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