Die UBS Investmentbank macht mit einem chinesischen Konzern Geschäfte, von denen sogar die Wall Street ihre Finger lässt. Das passt so gar nicht zu ihrem Image als seriöses und vertrauensvolles Finanzinstitut.

Über dem Ex-Finanzchef der UBS, John Cryan, geht derzeit ein scheinbar endloses Stahlgewitter nieder. Der Brite trat vor gut zwei Jahren den CEO-Posten bei der Deutschen Bank an und kämpft seither um den Turnaround.

Mit an Bord der Deutschen Bank ist inzwischen ein neuer Grossaktionär: Die chinesische HNA Group, die knapp 10 Prozent am grössten deutschen Geldinstitut hält. Cryan steht dieser Tage mit dem Rücken zur Wand: Liefert er mit der Deutschen Bank nicht bis im Mai 2018 zufriedenstellende Zahlen, wollen ihn die wichtigsten Investoren absetzen.

Grossinvestor wettet gegen Turnaround

Auch bei seinem Chef, dem Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Achleitner, bröckelt der Rückhalt für Cryan. Denn er weigert sich, den CEO der HNA Group, Adam Tan, zu treffen. Cryan hat dafür triftige Gründe.

Er zweifelt an der effektiven Finanzkraft der Chinesen – und er stösst sich gemäss «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) an der Art und Weise, wie die HNA Group ihre Beteiligung an der Deutschen Bank strukturiert hat – nämlich mit Derivaten, die effektiv eine Wette gegen den Turnaround sind.

UBS ermöglichte Aktienkauf auf Pump

Am anderen Ende dieser Wette steht ausgerechnet Cryans ehemalige Arbeitgeberin, die UBS. Gemäss Unterlagen der US-Aufsicht SEC hat die Schweizer Grossbank den Kauf der Deutsche-Bank-Beteiligung weitgehend finanziert.

Rund 2,6 Milliarden Euro holte sich die HNA Group bei der UBS Investmentbank. Mit diesem Geld kauften die Chinesen die Deutsche-Bank-Aktien und -Derivate. Und diese sind so konstruiert, dass die HNA Group von der UBS bezahlt wird, sollte der Aktienkurs der Deutschen Bank unter die Marken von 16.70 Euro respektive 15 Euro fallen. Die HNA Group bezahlt ihrerseits die UBS, wenn der Kurs über 20 und 21 Euro steigt.

Problem der Intransparenz

Im Investmentbanking-Jargon heisst diese Konstruktion «collar», auf Deutsch Kragen, und wird von Investoren benutzt, die ihre Anlagen absichern wollen, indem sie auf ein bestimmtes Kurspotenzial verzichten.

Brisant ist die Rolle der UBS in dieser Angelegenheit gleich zweifach: Erstens passt diese Art der extensiven Finanzierung nicht so recht zur strategischen Positionierung der UBS als stabile Vermögensverwaltungsbank. Zweitens ist die HNA Group ein intransparentes Unternehmen, über dessen Besitzerstruktur und Kapitalausstattung auch Regulatoren, unter anderem in der Schweiz und in Deutschland, rätseln.

So ist beispielsweise unbekannt, wie viele eigene Mittel das auf der chinesischen Tropeninsel Hainan ansässige Unternehmen zusätzlich zur UBS-Finanzierung aufbrachte, um die grösste Aktionärin der Deutschen Bank zu werden.

Woher kommen die Milliarden?

Ebenfalls rätselhaft bleibt, woher die 40 Milliarden Dollar stammen, welche die HNA Group bislang für den Aufbau ihrer überall auf dem Globus verstreuten Beteiligungen aufgebracht hat. So rätselhaft, dass selbst die grössten Investmentbanken an der Wall Street mit der HNA Group keine Deals mehr eingehen wollen.

Sowohl die Citigroup als auch die Bank of America, Morgan Stanley und sogar Goldman Sachs haben sich aus ihren Geschäftsbeziehungen verabschiedet oder ihre Banker angewiesen, keine neuen mit der HNA Group einzugehen.

Makel in der Schweiz

Der Grund dafür sind die internen Kontrollen und «Know-Your-Customer»-Auflagen, die das chinesische Konglomerat offenbar nicht erfüllen kann.

In der Schweiz forderte die Übernahmekommission die HNA Group auf, Licht in die wahren Besitzverhältnisse zu bringen. Die Chinesen hatten nach längerem Hin und Her Ende 2016 für 1,5 Milliarden Dollar den Airline-Caterer Gate Group übernommen. Ein Jahr zuvor hatten sie eine andere Ex-Swissair Firma übernommen, Swissport für 2,8 Milliarden Dollar.

Enge Beziehung

Auch bei diesen Deals war die UBS beteiligt gewesen. Die HNA Group zeigte bei Swissport alsbald, wozu ein Investment dienen kann. So verwendeten die Chinesen die Swissport-Aktien zur Absicherung eines Darlehens, wodurch Swissport selber Kreditbedingungen verletzte.

Gemäss Angaben der Nachrichtenagentur «Bloomberg» gehörte die UBS in den vergangenen zwei Jahren zu den aktivsten Investmentbanken im Dienst der HNA Group und beriet diese bei Übernahmen allein im Aviatik-Bereich für ein Volumen von 15 Milliarden Dollar.

Kennt die UBS diesen Kunden?

Es ist bis heute nicht bekannt, ob sich die HNA Group auch diese Firmenkäufe von der UBS finanzieren liess. Ebenfalls kann man nur darüber spekulieren, ob innerhalb der UBS – die über sehr gute Beziehungen in China verfügt – mehr Kenntnisse zur Besitzerstruktur des Konglomerats vorhanden sind, oder ob die Bank laschere «Know-Your-Customer»-Regeln anwendet als die Konkurrenz.

CEO Sergio Ermotti, der sich darüber ärgert, dass viele Investoren die UBS immer noch zu einem grossen Teil als riskante Investmentbank betrachten, sagte kürzlich zu «Bloomberg», seine Bank würde überall die selben Standards und «Checks and Balances» anwenden – somit auch in den Geschäftsbeziehungen mit der HNA Group.

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