Dem Chef der grössten Schweizer Bank zufolge wird die Digitalisierung dem Banking so hart zusetzen wie die Gesetzeswelle nach der Finanzkrise. Davon nimmt Sergio Ermotti auch die UBS nicht aus.

In seiner langen Karriere sei es seine schwierigste Lektion gewesen, sich von Geschäftszweigen und Mitarbeitenden zu trennen. «Kill your darlings»: dazu müsse ein Bankmanager aber bereit sein, sagte UBS-CEO Sergio Ermotti in einem raumgreifenden Interview mit der Agentur «Bloomberg» am Dienstag.

Man müsse sich als Bankchef über den Wandel im klaren werden – und sich mit ihm bewegen.

«Big Bang» bleibt aus

Laut Ermotti steht das Banking nun vor seiner nächsten grossen Herausforderung. Die Digitalisierung werde in den nächsten zehn Jahren dem Metier so zusetzen wie Regulierungswelle zuvor. Der Wandel werde sich jedoch in Schritten vollziehen, und nicht als «Big Bang», weiss der UBS-Chef.

Allerdings werden die Veränderungen vor den Bankjobs nicht halt machen, mahnt er. «Ich erzähle Ihnen nichts Neues, wenn ich sage, dass die Zahl der Beschäftigten im Banking abnimmt», kommentierte Ermotti. Die UBS mit ihren rund 95'000 Angestellten und externen Mitarbeitenden könnte in zehn Jahren mit bis zu 30 Prozent weniger Stellen dastehen, gibt der CEO zu bedenken.

Allerdings würden die übrigen Jobs sehr viel spannender und näher am Menschen sein, stellt Ermotti in Aussicht. «Ich bin völlig überzeugt, dass Bankjobs interessant bleiben werden.»

Auf der Suche nach der Superbank

Für die Segnungen der neuen Technologie ist der Bankchef offensichtlich bereit, Opfer zu bringen. Statt 50 Kunden liessen sich bald deren 100 effizienter und umfassender bedienen, hofft Ermotti. Die Digitalisierung werde den Banken auch helfen, ihre Kosten zu senken. «Auf dieses Ziel hin», sagt er, «muss man investieren».

In Sachen Effizienz sieht Ermotti über seine eigene Bank hinaus. Einmal mehr bringt er die Idee einer Brancheninfrastruktur («Utility») ins Spiel, mit der sich viele Kostenprobleme lösen liessen und die auch Konsolidierungsdruck vom Banking nehmen könnte.

Ermotti hat bekanntlich als erster Schweizer Banker die Idee einer «Superbank» neu ins Spiel gebracht und dafür einigen Zuspruch erhalten. Weiterhin liegen aber keine konkreten Projekte vor. Mit der Vereinheitlichung ihrer Wealth-Management-IT hat die UBS derweil vorgemacht, dass sie mittelfristig solche Plattformdienste gleich selber anbieten könnte.

Auszug aus der Schweiz ist kein Tabu

Der 57-jährigen Tessiner liess durchblicken, dass in den nächsten Jahren im Banking noch einige Tabus angetastet werden. Auf den jüngst angekündigten Umzug der Grossbank Nordea von Schweden nach Finland angesprochen, sagte er, er habe sehr viel Respekt für die Entscheidung der Skandinavier.

Denn heute dürfe man im Banking nichts mehr für gegeben halten – nicht einmal, dass die UBS für immer in der Schweiz bleibe. Momentan sei die Swissness ein klarer Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Doch kehre dieser – etwa wegen Vorschriften und Gesetzen – in einen Nachteil, dann könne die Bankführung nicht einfach zusehen.

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