Tag der offenen Tür, Bratwurst mit Bier oder eine hippe App – damit versuchen Banken die so genannten Millennials anzulocken. Und wie eine Umfrage zeigt, sind solche Massnahmen auch dringend nötig.

Wie tickt der Bankkunde der nächsten Generation, der sogenannte Millennial? Dies war das Thema des 4. Finance Circle organisiert durch die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) am Montagabend in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Bankenverband (ZBV).

Um den Millennials, das sind Menschen unter 35 Jahre, nachzuspüren, hat die Referentin Selina Grimm, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der ZHAW und selbst ein Millennial-«Kind», eine Strassenumfrage gestartet und unter anderem wissen wollen: »Wenn du die Wahl hättest zwischen einem Zahnarztbesuch oder einem Meeting in der Bank – wie würdest du dich entscheiden?»

Man mag es kaum glauben, aber eine Befragte zog den Zahnarzt der Bank vor. Andere Antworten lauteten sinngemäss: Banken sind langweilig oder man wisse nicht genau, was die Banker mit dem Geld machen würden. Zwar handelte es sich laut Grimm um eine nicht repräsentative Umfrage. Dennoch legt sie den Finger auf einen wunden Punkt: Wie schaffen es die Banken, bei den Millennials zu landen?

«Digital Natives» mit Hang zur physischen Beratung

Diese Generation, welche künftig zur  Hauptklientel für Bankdienstleistungen aufsteigt, ist keine einfache. Sie gilt im Schnitt als wenig finanzaffin dafür aber technikversiert. Der erlebnis- und spassorientierten Generation ist zudem auch Nachhaltigkeit ein zentrales Anliegen.

«Banken müssen die Bedürfnisse der Kunden ins Zentrum ihrer Tätigkeit stellen», lautet das Rezept von Remo Schmidli, Leiter Multichannel Management bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Denn nur wer die Bedürfnisse kennt, kann auch Produkte mit einem echten Mehrwert für den Kunden entwickeln, so die Losung.

Interessant dabei ist, dass sich die Millennials in der digitalen Welt zwar sehr gut auskennen und deshalb auch als «Digital Natives» gelten. Gleichzeitig wünschen sie aber eine physische Beratung. Dies habe mit der Bequemlichkeit dieser Generation zu tun, die es vorzieht, die Arbeit lieber einen Berater erledigen zu lassen, anstatt sich selber schlau zu machen, wie Grimm erklärt.

Privatbanken stehen im Zugzwang

Eine besondere Herausforderung stellen die künftigen Generationen auch für die etablierten Privatbanken dar. Als Vertreter war Stefan Zwahlen, CEO von Maerki Baumann geladen.

Bei Maerki Baumann ist gut die Hälfte der Kundschaft älter als 70 Jahre. 44 Prozent sind zwischen 40 bis 70 Jahre alt und nur gerade 5 Prozent sind jünger als 40 und fallen somit auch in die Millennial-Kategorie. «Die Kundenstruktur zu erneuern, sprich ganz gezielt die jüngeren Generationen anzusprechen, gehört zu einer unserer grössten Herausforderungen», so Zwahlen.

Der 40-Jährige versucht zum einen mit einer jüngst eingeführten modularen Anlagelösung die nächste Generation abzuholen. Aber auch mit Methoden, welche auf den ersten Blick nicht zu einem Traditionshaus wie Maerki Baumann passen.

Tag der offenen Tür

So hat die Bank beispielsweise einen Tag der offenen Tür organisiert, um den künftigen Generationen zu zeigen, was sich hinter der Empfangshalle aus Marmor abspielt. Im Anschluss folgte ein lockerer Austausch zu Wurst und Bier. Die Aktion war ein riesiger Erfolg, so Zwahlen.

Ob es den Banken gelingen wird, die künftigen Generationen von sich zu überzeugen, wird sich zeigen. Gewisse Banken haben die Zeichen der Zeit erkannt und beginnen nun, die oft geforderte Kundenzentriertheit zu leben. Andere wiederum halten sich nach wie vor am Status Quo fest.

Fest steht: Die wahre Bedrohung für die hiesigen Finanzinstitute stammt nicht etwa von Fintechs. Aber von den Tech-Giganten aus den USA und China, wie Apple, Google, Amazon oder Alibaba. Sie kennen ihre Kunden weit besser als es die Banken tun, warnten die Referenten unisono.

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