Schlagzeilen zu Kryptowährungen gibt es derzeit jeden Tag. Experten haben am jüngsten Finance Circle diskutiert, wo Traditionsbanken radikal umdenken müssen.

Sind digitale Assets und die Blockchain-Technologie alles nur Modeerscheinungen, also ein Hype, oder werden Bitcoin & Co. die Finanzwelt vollkommen revolutionieren? Mit diesem Thema beschäftigte sich der Finance Circle, die Bildungsveranstaltung der School of Management & Law (SML) der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZAHW) und des Zürcher Bankenverbandes, am Montagabend.

Dabei sprachen Marcus Wunsch, Dozent der ZAHW/SML, Mathias Studach, Head Finance & Risk an der SIX digital Exchange (SDX), und Stephan A. Zwahlen, CEO des Bankhauses Maerki Baumann & Co, mit unterschiedlichen Beispielen die aktuellen Entwicklungen an. Dozent Wunsch illustrierte die Bedeutung der Krypto-Welt mit einem einfachen Zahlenvergleich: Das Handelsvolumen auf der Krypto-Plattform Uniswap beläuft sich bereits auf 1 Milliarde Dollar pro Tag, während das Handelsvolumen für Aktien an der Schweizer Börse SIX bei rund 3 Milliarden Franken pro Tag liegt.

Alles auf die Blockchain

Studach von der SDX verwies auf die Tokenisierung eines Bonds vor wenigen Tagen und darauf, dass die Abwicklung der Transaktionen über eigens kreierte digitale Schweizerfranken erfolge. Die tokenisierten Franken seien sogar über ein SDX-Konto bei der Schweizerischen Nationalbank mit «richtigen» Franken vollständig gedeckt, was eigentlich einen normalen Stablecoin darstelle. Laut Studach werden zudem bereits in fünf bis sechs Jahren rund 10 Prozent aller Vermögenswerte weltweit auf der Blockchain verwaltet.

Bankchef Zwahlen hob in seinem Referat die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Blockchain-Technologie, die Diversifikationseffekte aufgrund tiefer Korrelationen zu anderen Anlageklassen sowie die tiefen Realzinsen als Hauptgründe für die Attraktivität von Krypto-Investments hervor.

Rendite von 2'000 Prozent

Anhand eines Beispielportfolios, das zu 42 Prozent aus Bitcoin, zu 35 Prozent aus Ether und zu 18 Prozent aus weiteren Kryptowährungen sowie zu 5 Prozent Cash besteht, illustrierte Zwahlen ausserdem, dass es 911 Tage dauern kann, bis die Einstandskurse zumindest wieder erreicht sind. Es braucht also einen langfristigen Anlagehorizont. Danach kann es aber durchaus wie beim Beispielportfolio fast 2'000 Prozent nach oben gehen.

Der Einstiegszeitpunkt spielt bei Krypto-Investments also weniger eine Rolle, wichtig ist der lange Anlagehorizont.

Vor allem in der abschliessenden Diskussions- und Fragerunde zeigte sich, dass die Krypto-Entwicklungen gekommen sind, um zu bleiben. Der digitale Trend stehe erst am Anfang, lautete einhellig der Tenor. Die Dauerhaftigkeit von Krypto gelte selbst dann, wenn etwa die Datenreihen für Krypto-Assets noch viel zu kurz seien, um eindeutige Aussagen zu Diversifikationseffekten machen zu können.

Grosses in kleinen Teilen

Dadvan Yousuf, Gründer und CEO der Dohrnii Foundation und CEO von Crowdlitoken, könnte sich dabei vorstellen, dass vor allem hochpreisige Vermögensgegenstände digitalisiert würden und dann in Teilen von Kleinanlegern gekauft werden könnten.

Klar ist laut Zwahlen in jedem Fall, dass die Traditionsbanken von der Effizienz der Krypto-Firmen unter Druck gesetzt werden. Wichtig seien aus seiner Erfahrung dabei vor allem zwei Aspekte. Erstens müsse ein komplettes Umdenken bei den Organen der Traditionsbanken stattfinden. «Sie müssen die Risiken korrekt verstehen», sagte er.

Gegenseitig befruchten

Und, zweitens, müsste die Krypto-Welt mit den etablierten Geldhäusern viel mehr verschmelzen; beide Seiten könnten enorm voneinander profitieren. «KMU-Banken sollen von Fintechs lernen», betonte er.

Es dürften allerdings nicht einfach die bestehenden Geschäftsmodelle digitalisiert, sondern neue Businessformen müssten für die Finanzindustrie gefunden werden, erklärte der Bankchef.

Dann könnten schiedlich auch Krypto-Firmen von den Kreditinstituten profitieren und etwa den Zugang zur Kundschaft erhalten und das bestehende Vertrauen in die Institutionen nutzen.


Der nächste Finance Circle findet am Montag, dem 28. März 2022, von 18:00 Uhr bis 19:30 Uhr, statt. Das Thema wird dann sein: Die neuesten Entwicklungen im Bereich Open Wealth.

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