Eigentlich ist es paradox, im Zeitalter der Digitalisierung an der Niederlassung festzuhalten. Gleichwohl wächst das Geschäft stärker in Regionen mit einer physischen Präsenz. Weshalb ist dem so?

Wann haben Sie das letzte Mal eine Bankfiliale besucht? Mit dieser Frage eröffnen üblicherweise Finanzexperten ihre Referate, wenn sie zum Thema Digitalisierung in Banking sprechen. Das Resultat: Die wenigsten Zuhörer erheben die Hand.

In diesem Kontext scheint es widersinnig, an physischen Niederlassungen festzuhalten, sie zu modernisieren oder das Filialnetz zu vergrössern. Doch genau das ist der Plan diverser Schweizer Retailbanken, wie beispielsweise bei der St. Galler Kantonalbank (SGKB).

«Überall, wo wir mit Niederlassungen präsent sind, ist unser Marktanteil deutlich höher, und wir wachsen dort auch viel rascher als in Gebieten ohne Präsenz vor Ort», erklärt Roland Ledergerber, CEO der SGKB, im Interview mit dem «St. Galler Tagblatt».

Hybrides Modell macht Schule

Gleichzeitig baut Ledergeber aber auch das digitale Dienstleistungsangebot aus. Er ist nicht der einzige, der dieses hybride Geschäftsmodell verfolgt. So vergrössert die Valiant Bank ihre Präsenz, namentlich in der Romandie. Auch die Bank Cler (vormals Bank Coop) und ihre Muttergesellschaft die Basler Kantonalbank (BKB) halten an ihrem Filialnetz fest und nehmen dafür Millionen in die Hand, um sie auf den modernsten Stand zu bringen. Ähnliches gilt für die Bank Linth.

Doch die Filiale von Morgen ist nicht mehr mit dem heutigen Bankschalter zu vergleichen. Der klassische Schalter hinter Panzerglas gehört je länger je stärker der Vergangenheit an und wird durch Automaten in der Filiale ersetzt. Was bleibt ist das Beratungsgeschäft. Das hybride Modell spiegelt sich auch in der Filiale wieder.

«Beratungsintensive Geschäfte wie Anlagen, Eigenheimkauf, Vorsorge oder Pensionsplanung erfolgen immer noch in erster Linie persönlich», erklärt Ledergerber. Der physische Austausch mit dem Bankberater ist nicht nur ein Bedürfnis der älteren Generation. Auch die Jungen, die sogenannten Millennials, ziehen den Berater aus Fleisch und Blut dem digitalen Berater vor.

Millennials mit Hang zur physischen Beratung

Dies ist bemerkenswert, gelten doch die Millennials oder Digitale Native, wie sie auch genannt werden, als künftige Klientel der Banken. Doch woher stammt der Hang zur physischen Beratung, wo doch jeder selber über einen Robo-Advisor sein Anlageportfolio bequem von zu Hause aus erstellen lassen kann?

Dies hat auch mit der Bequemlichkeit dieser Generation zu tun, die es vorzieht, die Arbeit lieber einen Berater erledigen zu lassen, anstatt sich selber schlau zu machen, wie Selina Grimm, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der ZHAW und selbst ein Millennial-Kind, kürzlich an einer Veranstaltung erklärte.

Mit ein Grund physische Präsenz in Regionen und Städten zu markieren, ist auch visibel für die potentielle Kundschaft zu sein. Insbesondere, wenn die Niederlassung modern gestaltet ist, lockt sie potentielle Kunden an, erklärte BKB-CEO Guy Lachapelle am der vergangenen Retail Banking Konferenz im vergangenen November, wo auch finews.ch zugegen war.

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