Vincenz unterhielt damals eigene geschäftliche Beziehungen zu den Verkäufern, stand aber als Aduno-Präsident auch auf der Käuferseite. Aduno ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Kantonalbanken und der Raiffeisen Gruppe, welche mit 25,5 Prozent die grösste Aktionärin ist.

Mehrere Untersuchungen

Die Strafuntersuchungen der Staatsanwaltschaft Zürich und die Raiffeisen-Anzeige gegen ihren vormaligen Chef sind der vorläufige Höhepunkt im Fall Vincenz.

Seine Geschäftsaktivitäten hatten im Vorfeld bereits mehrere Untersuchungen ausgelöst. So hatte die Raiffeisen die Vorfälle bereits intern untersucht. Auch Aduno hat ein Rechtsanwaltsbüro damit beauftragt, die Transaktionen und deren Hintergründe auszuleuchten.

Schwaches Vorgehen der Finma

Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) war in dem Fall ebenfalls tätig geworden und hatte jeweils ein Enforcement-Verfahren gegen Raiffeisen und eines gegen Vincenz eröffnet. Während das Raiffeisen-Verfahren noch nicht abgeschlossen ist, hatte die Finma die Untersuchung gegen Vincenz Ende vergangenes Jahr ad acta gelegt.

Der Grund: Vincenz war zuvor als Verwaltungsratspräsident der Helvetia Versicherung zurückgetreten. Damit hatte der frühere Top-Banker keine Funktionen bei von der Finma beaufsichtigen Unternehmen mehr inne.

Für die Finma war dies Anlass genug, die Untersuchung gegen den Bündner nicht weiter zu führen und als gegenstandslos zu erklären. Dass nun die Staatsanwaltschaft Zürich ein Strafverfahren eröffnet hat, wirft auf das Vorgehen der Finma wahrlich kein gutes Licht.

Vincenz unter Schock

Das «quid pro quo», welches die Aufsichtsbehörde mit Vincenz offenbar eingegangen ist, hätte verhindert, dass die Öffentlichkeit jemals erfährt, ob der Ex-Raiffeisen-Chef tatsächlich eigene finanzielle Interessen verfolgt hat.

Vincenz selber reagierte in einem Statement am Mittwoch mit den Worten: «Als gestern Morgen früh die Polizei vor der Tür stand, war das für mich ein Schock. Ich bin von dieser Strafuntersuchung total überrascht und erstaunt. Ich bestreite die gegen mich erhobenen Vorwürfe vehement und werde mich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen wehren. Ich habe die Interessen der Firmen, für die ich gearbeitet habe, stets gewahrt und bin nach wie vor überzeugt, dass ich mir nichts habe zuschulden kommen lassen.»

Unternehmerisch gehandelt?

Der Bündner Oberländer, der über 16 Jahre lang Chef der Raiffeisen war und die Genossenschaftsbank mit viel Dynamik zum führenden Hypotheken-Anbieter der Schweiz formte, hat die Vorfälle zuletzt immer mit seinen «unternehmerischen Handeln» erklärt.

Er sei ein unternehmerisch denkender Mensch. Es sei möglich «dass da vielleicht einmal etwas im Grenzbereich war, das man im Nachhinein, mit dem heutigen Verständnis von Corporate Governance, anders beurteilt», sagte er zur Boulevardzeitung «Blick» nach seinem Rücktritt als Helvetia-Präsident. Im Schweizer Fernsehen SRF sagte er: «Im Grundsatz würde ich wieder alles in dieser Art und Weise machen.»

Triumph und Niederlage

Der Fall Vincenz zeigt einmal mehr, wie nahe Triumph und Niederlage im modernen Banking liegen. Unbestritten sind die Erfolge von Vincenz als Raiffeisen-CEO. Mit seinen Aktivitäten, welche nicht zum Kerngeschäft der Raiffeisen gehörten, hat sich der 62-Jährige aber übernommen.

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