Der Aktienkurs der Zürcher Privatbank Lienhardt & Partner ist im laufenden Jahr bereits um 50 Prozent gestiegen. Das Institut sieht sich als Alternative zu den grossen und global aufgestellten Instituten.


Herr Prader, der Aktienkurs der Lienhardt & Partner-Aktie ist seit Jahresbeginn um rund 50 Prozent gestiegen. Was sind die Gründe dafür?

Uns interessieren die Substanz und die Ertragskraft, weniger der Aktienpreis. Ich kann Ihnen aber versichern, dass im Aktionariat keine massgeblichen Veränderungen stattgefunden haben. Die Gruppe um die Familie Lienhardt verfügt unverändert über rund 70 Prozent der Stimmen und des Kapitals.

Wir haben zudem einen sehr langjährigen, treuen und unabhängigen Aktionär, der über 6 Prozent des Aktienkapitals verfügt. Der restliche Viertel ist bei 500 bis 600 Aktionären breit gestreut, das kommt aus der Historie als Gewerbebank, das sind in der Regel Aktionäre, die schon sehr, sehr lang Anteile an unserer Bank halten.

Ihre Bank feiert dieses Jahr ihr 150-jähriges Bestehen. Sie zahlen den Aktionären eine Jubiläumsdividende von 150 Franken. Es gibt also Grund zum Feiern.

Unsere Jubiläums-Generalversammlung soll nicht nur einen Rückblick auf das vergangene Geschäftsjahr bieten, sondern auch unsere Geschichte beleuchten.

Was heisst das?

Wir haben einen Bildband gemacht, der die Entwicklung vom ehemaligen Kredit- und Vorschussverein von 1868 zur Privatbank Lienhardt & Partner aufzeigt und diesen Ablauf in den Kontext zur Entwicklung der Stadt Zürich setzt.

«Wir nehmen gerne Anlageberater bei uns auf, die im Grossraum Zürich verankert sind»

Unser Firmensitz ist seit 1893 im gleichen Gebäude an der Rämistrasse, die Zürcher kennen das Gebäude. Damals, aber das nur so am Rande, wurden dafür 340'000 Franken gezahlt, was eine Riesensumme war.

Sie erzielten 2017 Rekordresultate – zugegebenermassen in einem Umfeld, das es Ihnen leichter als auch schon machte: Wäre es jetzt nicht höchste Zeit, über Zukäufe zu wachsen?

Wenn Wachstum organisch möglich ist, dann ist das in der Regel der günstigere und risikoärmere Weg. Von der Konsolidierung in der Branche wollen wir aber auch profitieren, indem wir Anlageberater gerne bei uns aufnehmen, die im Grossraum Zürich verankert sind und uns als Alternative zu den grossen und global aufgestellten Instituten sehen.

Wie steht es mit Firmenübernahmen?

Unser Geschäftsmodell ist nicht quantitativ, sondern qualitativ ausgerichtet. Es lässt sich nicht beliebig skalieren. Wir hatten nie die Strategie verfolgt, über Zukäufe zu wachsen. Der Grund liegt darin, dass es kaum Banken oder Vermögensverwalter gibt, die wirklich zu uns passen.

Warum?

Diese sollten nicht zu gross sein, müssten sich auf den Raum Zürich fokussieren, unsere Firmenkultur schätzen und nicht zuletzt unsere Anlagephilosophie vertreten. Und das alles zu einem vernünftigen Preis.

«Wir wollen keine überschüssige Liquidität bunkern»

Falls Sie jemanden kennen, können Sie ihn sehr gerne bei uns vorbeischicken. Interesse hätten wir, aber wie gesagt, nicht um jeden Preis. Wir wachsen lieber schrittweise, dafür kontinuierlich.

Bei vielen Regional- und Kantonalbanken sind die Kundengelder 2017 wegen dem Anlagenotstand und den Negativzinsen deutlich gestiegen. Auch bei Ihnen sind im vergangneen Jahr 14 Prozent mehr Neugelder dazugekommen. Erhoffen sich Neukunden bei Ihnen bessere Zinsen als bei anderen Banken?

Unsere Kundengelder sind sowohl durch bestehende als auch durch neue Kunden angewachsen. Wir belasten zwar keine Negativzinsen, aber wir wollen auch keine überschüssige Liquidität bunkern. Das kostet.

«Wir ziehen keine Negativzinsflüchtlinge an»

Wir bezahlen bereits Negativzinsen. Im Gegensatz zu anderen Banken können wir keine Zinsarbitrage tätigen, also Kundengelder gegen Gebühr entgegennehmen, die tiefer liegt als die entsprechenden Kosten bei der Nationalbank. Wir ziehen keine Negativzinsflüchtlinge an.

Welche Entwicklung erwarten Sie für die Gesamtbank im laufenden Jahr?

Für das laufende Jahr werden wir alle Anstrengungen unternehmen, um auch im 2018 auf der Gewinnebene ein Resultat auf Vorjahreshöhe zu erreichen. Wirklich Sorgen würden uns zu forsche Zinserhöhungen machen.

Eine solche Entwicklung gab es bereits einmal in den 1930er-Jahren, und sie nahm kein gutes Ende, weder aus wirtschafts- noch sozialpolitischer Sicht. Wir sind deshalb darauf angewiesen, dass wir behutsam und umsichtig handelnde Zentralbanker haben.


Das Interview führte die Partner-Webseite schweizeraktien.net, wo auch eine ausführliche Fassung verfügbar ist.


Der 53-jährige Duri Prader trat im Juni 2013 als designierter CEO und Managing Partner in die Zürcher Privatbank Lienhardt & Partner ein. Anfang 2014 übernahm er dann die operative Gesamtleitung des Instituts. Zuvor war der promovierte Jurist während neun Jahren als Leiter Private Banking Schweiz für Vontobel tätig gewesen. Prader startete seine Karriere im Investmentbanking des früheren Schweizerischen Bankvereins, heute UBS. 

 

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