Europäische Investmentbanken hinken ihren US-Konkurrenten nicht nur hinterher. Sie verlieren auch den «War on Talents» wegen tieferer Bonuszahlungen. Besonders unzufrieden sind Credit-Suisse-Banker.

Im Jahr 2017 sind die Löhne im Investmentbanking wieder auf das Niveau vor der Lehman-Krise von 2008 gestiegen. Grund waren nicht nur gute Geschäfte, sondern auch ein gnadenloser Wettkampf um Talente und Könner, wie das britische Karriereportal Emolument kürzlich feststellte.

In der Londoner City verdiente ein an der Kunden- und Marktfront tätiger Investmentbanker im Durchschnitt 285'000 Pfund (375'000 Franken), 15'000 Pfund mehr als 2016. «Die Saläre steigen. Für Banken, die ihre Löhne und Boni nicht erhöht haben, wird es viel schwieriger bei der Rekrutierung und beim Halten von Personal», sagte Stephane Rambosson, Headhunter bei Vici Advisory, gegenüber «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig). Diese Banken müssten dann ihre «Juniors» befördern oder Banker anstellen, die woanders entlassen worden seien.

Tiefe Löhne erschweren Personalsuche

Emolument fiel insbesondere auf, dass die Europäischen Banken bezüglich Salärentwicklung abgehängt werden – und entsprechend grössere Schwierigkeiten haben, gutes Personal zu finden und zu halten. Dies äussert sich insbesondere im Grad der Unzufriedenheit der Banker, welchen Emolument in Umfragen gemessen hat.

Wenig überraschend sind Angestellte in Europäischen Investmentbanken deutlich unzufriedener als jene bei den US-Rivalen. Schliesslich würden sie auch von diesen bezüglich Deals und Erlöse abgehängt.

Mehr als die Hälfte der CS-Banker unzufrieden

Ganze 52 Prozent der befragten und in London ansässigen Investmentbanker bei der Credit Suisse (CS) waren unzufrieden mit der Entwicklung und ihren Boni im vergangenen Jahr. Übrigens gleich viele wie bei der Deutschen Bank und wie bei BNP Paribas. Angesichts des radikalen Stellenabbaus, den CS und Deutsche Bank vollziehen, darf dies nicht überraschen.

Ganz oben auf der Zufriedenheitsskala rangieren Goldman Sachs und Morgan Stanley. Die Emolument-Erhebung zeigt eklante Unterschiede – einen tiefen Atlantikgraben im Lohngefüge der Investmentbanken. Vice Presidents bei Europäischen Instituten erhielten im Schnitt 192'000 Pfund, während US-Banken 258'000 Pfund auszahlten. Directors erhielten gar 334'000 Pfund, in europäischen Investmentbanken dagegen 306'000 Pfund.

Interne Ungleichheit bei den Löhnen

Die europäischen Häuser stemmen sich gegen die Entwicklung, indem beispielsweise UBS und CS ihren Bonus-Pool wieder erhöht haben. Doch offenbar hat dies nicht alle Angestellten erreicht. «Europäische Banken müssen zunehmend harte Entscheidungen treffen, welche ihrer Angestellten sie noch wirklich gut bezahlen», sagte Andrew Pringle, Headhunter bei Circle Square. Es werde zunehmend weniger Rücksicht auf Lohngleichheit genommen.

Die Regulierung in der EU und in Grossbritannien, welche Bonuszahlungen teils über Jahre hinweg sperrt gesperrt, macht die Sache für die Banken nicht einfacher. Denn US-Institute locken gute Investmentbanker mit dem Versprechen Cash-Boni weg. Europäische Konkurrenten sind diesbezüglich kaum mehr wettbewerbsfähig.

Strategischer Ausweg

Viele Institute wählen darum einen Mittelweg: Sie bezahlen ihre Junior Banker und ihre einflussreichen «Rainmaker» gut. Die Positionen in der Mitte wie Vice Presidents und Directors kommen schlechter weg.

Ob dies genügt, um den grösseren und agileren US-Banken im globalen Investmentbanking Paroli zu bieten, muss sich weisen. Anhand der Schweizer Grossbanken lässt sich ein strategischer Ausweg aus dem ungleich gewordenen Wettrennen erkennen. Die Schwächen im Handels- und Transaktionsgeschäft sind dank des zunehmenden Fokus auf Kundengeschäfte mit dem Wealth Management eher verkraftbar.

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